Moers. Für die Festwoche „Moers klingt“ reisen junge Musiker aus der Ukraine nach Moers. Ausgewählte Musikstücke sollen Zeichen gegen den Krieg setzen.
„Moers klingt schon heute“, sagt Giovanni Malaponti, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse am Niederrhein nachdem zwei Musiker des Ensembles „Septomania Brass“ eine kurze Fanfare mit der Trompete gespielt haben. Das heitere Musikstück solle eine Einstimmung auf die Musikwoche „Moers klingt – und der Niederrhein stimmt ein!“ vom 26. August bis 4. September sein. Doch wie auch der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse, die der Hauptsponsor der Veranstaltung ist, sagt: „Die Ausrichtung, die weit im Voraus geplant wurde, bekam durch die Geschehnisse der vergangenen Monate eine ganz andere Dimension.“
Bereits seit drei Jahren pflege Konrad Göke, künstlerischer Leiter der Festwoche, intensiven Kontakt zu dem Jugendsinfonieorchester der Ukraine (YSOU), bei dem die „besten der besten jungen Musiker des Landes“ spielen, sagt er. Dadurch sei auch die Idee für das Programm der Festwoche im August entstanden – bereits ein Jahr vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Der 24. Februar, der Beginn des Krieges in der Ukraine, habe die Planung dann aber noch einmal verändert.
Moerser Verein „Erinnern für die Zukunft“ kümmert sich um Unterbringung der Musiker
Unterstützung bei der Umsetzung holte sich Göke bei Ulrich Hecker und dem Moerser Verein „Erinnern für die Zukunft“. Hecker übernahm die Koordination für die Unterbringung der insgesamt 63 jungen Musikerinnen und Musiker im Durchschnittsalter von 16 Jahren. „Wir haben einen solchen Zuspruch von den Menschen aus Moers, aber auch aus Neukirchen-Vluyn und Rheinberg erhalten, dass wir guter Dinge sind, die Jugendlichen gut unterbringen zu können“, zeigt er sich dankbar.
Am kommenden Sonntag treffen die jungen Ukrainer in Moers ein. Dann beginnen die zweiwöchigen Proben. „Wir haben uns bewusst für Stücke mit Bezügen zum Widerstand entschieden“, betont Göke und nennt „Chanson d’exil“ aus dem Film „La passante du Sans-Souci“ als Beispiel, das beim „Konzert für den Frieden“, am 31. August, gespielt wird.
Ukrainerin berichtet über Situation in ihrer Heimat
Frieden, das ist etwas, an das sich Yulia Yefremova, Betreuerin der Musiker des YSOU, kaum noch erinnern kann. Die gebürtige Ukrainerin ist am 7. März mit ihrem Sohn Eugen, nach der Flucht aus dem Kriegsgebiet, in Moers angekommen. Konrad Göke hat sie eingeladen, damit sie von den Geschehnissen vor Ort berichten kann.
Mit zitternder Stimme, aber in verständlichem Deutsch, versucht sie das Leid der Ukrainer ein Stück weit verständlich zu machen: „Wir teilen uns Wohnungen, Essen und Jobs“, sagt sie und berichtet weiter von Bombardierungen. Sie selbst unterteilt ihr Leben „nur noch in zwei Teile: vor und nach dem Krieg.“ Worte, die nachhallen, als die Musiker des Ensembles „Septomania Brass“ ihr zweites Stück anstimmen: Einen getragenen Trauermarsch. Ein Stück, das auch zum Programm der Festwoche gehört und während der Tanz- und Musikaufführung „Der Tod und das Mädchen“ am 28. August vorgetragen wird.