Neukirchen-Vluyn. Bei einer Radtour tauschten sich Stadtplaner und Bürger über die Stadtentwicklung Neukirchen-Vluyns aus. Ein Pfund: Die Kendel und der Tourismus.
Es war zwar nur eine kleine Gruppe, die am Samstag gemeinsam mit dem Projektteam zur Fahrradtour aufbrach, doch sie hatte viele und große Ideen, wie sich Neukirchen-Vluyn bis 2040 entwickeln kann: Die Halde könnte touristisch noch stärker genutzt, die Wassersysteme und Kendel bedeutsamer gemacht und das dörfliche Leben in Rayen oder Hochkamer wieder mehr hervorgehoben werden. Im September begann die Konzeptphase des Stadtentwicklungskonzepts, das die Agenturen cima und Faltin+Sattler für Neukirchen-Vluyn erstellen. Um für die Stadt ein räumliches Leitbild zu schaffen und sie für die Zukunft zu fit zu machen, sind die Planer und die Politik auf die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger angewiesen. „Wir haben schon mehr als 2000 Anregungen von den Menschen bekommen. Die Radtour ist die nächste Etappe in die Zukunft“, sagte Bürgermeister Ralf Köpke.
Die Tour stand unter dem Motto „Alleinstellungsmerkmal Neukirchen-Vluyn – Verzahnung von Stadt und Landschaft“. „Es gibt bereits ein Spannungsverhältnis zwischen dem Siedlungsbereich und den Landschaftsflächen. Mithilfe der Fahrradtour wollen wir von den Menschen erfahren, was ihnen in ihrer Stadt wichtig ist“, erklärte Planer Jörg Faltin. Los ging es an der Halde Norddeutschland. Von dort machte sich die Truppe auf den Weg in Richtung Hochkamer und Rayen. An rund 20 Stellen legten sie einen Stopp ein, um über das Potenzial des Ortes zu sprechen. „In Rayen und Hochkamer vermissen die Menschen vielleicht einen dörflichen Treffpunkt. Es gibt keine Läden und nur wenige öffentliche Aufenthaltsorte“, stellte Faltin fest. Er hörte den Teilnehmern aber auch den Anwohnern, die spontan zur Gruppe stießen, zu und will einige Aspekte ins Konzept aufnehmen, das Anfang 2022 der Politik vorgestellt wird.
Weiter ging es in Richtung Samannshof, dann in die Ortsteile Vluyn und Neukirchen. Besonders angetan war Faltin nach wie vor von den Kendeln und Wassersystemen. „Die Kendel sind einzigartig und stärken das Image der Stadt. Das ist vielleicht gar nicht so präsent in den Köpfen der Neukirchen-Vluyner“, so Faltin. Die Wassersysteme könnten ausgebaut und weiter bis in die Siedlungen geführt werden, so eine Idee des Planers. „Sie sind wie Lebensadern, die von Nord nach Süd verlaufen.“
Die Radtour führte die knapp 20 Teilnehmer nach zwei Stunden zum Zielort, dem Averdunkshof. Doch dort war der Austausch noch nicht beendet: Weitere drei Stunden saß die Gruppe in dem Ausflugslokal zusammen, um über die Zukunft Neukirchen-Vluyns zu beraten.
„Ich dachte, ich kenne Neukirchen-Vluyn schon sehr gut, aber die Tour hat ganz neue Impulse vermittelt“, sagte Faltin. Besonders markant seien die Landmarken der Stadt, die von vielen Stellen sichtbar seien: Die Halde Norddeutschland, die Fördertürme, aber auch das Hochhaus am Vluyner Nordring. Der Experte sieht die Stadt als Bindeglied zwischen der Metropolregion Rhein-Ruhr und dem noch ländlicheren Niederrhein in Richtung Niederlande. Jörg Faltin: „Dieses touristische Potenzial könnte man durch den Ausbau von Ferienhäusern oder Tiny-Houses definitiv noch nutzen.“