Kamp-Lintfort. In Kamp-Lintfort diskutierten Grüne im LVR über alternative Baustoffe zum Beton. Sie setzen mit Blick auf weitere Auskiesungen auf Innovation.
Rolf Fliß, Vorsitzender des Umweltausschusses im Landschaftsverband Rheinland (LVR), nimmt auf dem Pressegespräch am Rande einer Klausurtagung des Arbeitskreises „Bauen und Umwelt“ der Grünen-Fraktion im LVR in Kamp-Lintfort kein Blatt vor den Mund: „Aus der Vogelperspektive betrachtet, sieht der Niederrhein aus wie ein Schweizer Käse, irgendwann muss man die Reißleine ziehen“, fordert Fliß mit Blick auf die aktuelle Kiesdebatte.
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Dass es durchaus Alternativen zu Kies und Sand als Baumaterial gibt, kommt Johannes Tuschen, Grünen-Fraktionschef im Kamp-Lintforter Rat und Mitglied im LVR, immer wieder zu kurz in der Diskussion. So lasse sich mit Recycling-Beton bis zu 50 Prozent neuer Beton einsparen, auch der Holzbau funktioniere längst.
„Da sind uns Österreich oder die Niederlande weit voraus“, sagt Tuschen und verweist bei Recyclingbeton etwa auf den Rathausneubau in Venlo. Auch der LVR zeige unter anderem mit dem Eingangsgebäude und der Mühlengastronomie im Xantener APX, das Holzbau sehr wohl funktioniere, so Tuschen. „Sand und Kies sind endliche Ressourcen.“ Auch die Kiesindustrie müsse sich daher damit beschäftigen, wie Bauen in Zukunft aussehen könne.
Laufzeitverlängerung eine Innovationsbremse?
Dass zu wenig auf Alternativen geschaut werde, beklagt auch Rheinbergs grüner Bürgermeister Dietmar Heyde. Eine wie im Landesentwicklungsplan vorgesehene „üppige Laufzeitverlängerung“ auf 25 Jahre sei schlicht eine Innovationsbremse, so Heyde. Viele Bürger Rheinbergs fühlten sich längst als „Bedarfslager für das Ruhrgebiet.“ Er habe noch deutlich die Bilder der Flutkatastrophe in Erftstadt vor Augen: „An vielen Stellen am Niederrhein würde bedenklich nah an Wohnbebauung – und in Rheinberg sogar an Industrie – abgebaut werden“, warnte Heyde.
Hubert Kück, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Weseler Kreistag, attackierte erneut CDU und FDP im Düsseldorfer Landtag: „CDU und FDP schaffen einen Freibrief zur Ausbeutung des Niederrheins. Hier geht es um den Ausverkauf der Landschaft.“ Eine Rekultivierung aller jetzt in Rede stehenden Flächen halte er angesichts des Ausmaßes für unrealistisch.
Für den Kamp-Lintforter Tuschen steht fest: „Das beste ist öffentlicher Druck.“ Das habe nicht zuletzt der Kampf der IG Dachsbruch und der Kamp-Lintforter um das Wickrather Feld gezeigt. „Nächstes Jahr sind Landtagswahlen, da gibt es Quittungen. Davon bin ich fest überzeugt.“