Kamp-Lintfort. Alle Liebenden erhalten den Segen von Kloster Kamp. In St. Josef stimmt man sich zur Absage des Vatikans an das Segnen homosexueller Paare ab.

Über das Segnen sprechen? Damit hat Dr. Peter Hahnen, Leiter des Geistlichen und Kulturellen Zentrums Kloster Kamp kein Problem. Von der Anordnung des Vatikans, keine gleichgeschlechtlichen Ehen zu segnen, hält er nichts. Er verweist aber auf einen Bericht in der Zeitung im Bistum Münster, „Kirche und Leben“. Danach sei angeblich dieser Beschluss der Glaubenskongregation mehr oder weniger an Papst Franziskus vorbei ergangen. Dort heißt es auch, der oberste Katholik wolle das nun „reparieren“.

Wie auch immer: Hahnen muss das nicht kümmern. Denn er ist kein Priester, der in „Amtsgewalt“ segnet und dem Bischof untersteht. „Wenn mich jemand bittet, für ihn zu beten, dann tue ich das“, sagt Hahnen. Er begründet: „Hauptthema ist die Barmherzigkeit. Kinder Gottes sind wir alle, das ist der springende Punkt.“ Ein Verbot des Segens hält er weder für sachdienlich noch für zielführend: „Denn damit hört das Bitten um Segen ja nicht auf.“ Das hätten ja auch viele Theologen, Bischöfe und Geistliche durchaus erkannt, die nicht auf der Linie des Vatikans sind (wie etwa der Moerser Pfarrer Herbert Werth, wie die NRZ berichtete).

Er, Peter Hahnen, sei ganz froh, dass er streng genommen nicht in einer katholischen Institution arbeite, so müsse er sich nicht in einen Konflikt manövrieren. „Ich handle einfach nach bestem Wissen und Gewissen. Und wenn ich im Februar Liebende zum Segen einlade, dann schicke ich niemanden weg. Ich sehe die Menschen und sonst nichts.“ Gleichwohl stelle er fest, dass viele Menschen enttäuscht von den öffentlichen Kirchen seien – nicht nur der katholischen. „Deshalb kommen sie zu mir, das sehe ich auch in Trauerseminaren.“

Dr. Hahnen hat eine deutliche Meinung zum Verbot aus dem Vatikan: „Segnen heißt lateinisch benedicere. Es besteht aus den Wortteilen ,gut’ und ,sagen’, also ,Gutes sagen’. Wer soll mir das verbieten?“ Das sei geradezu teuflisch: „Manchmal gewandet sich der Teufel fromm“, sagt der Theologe abschließend.

Pfarrer Michael Ehrle von St. Josef lehnte auf Anfrage dieser Redaktion eine offizielle Stellungnahme zu dem Thema Segnung von Homosexuellen ab. Gleichwohl rumort es in St. Josef auch. Noch ist das Seelsorgeteam in genauer Abstimmung und wägt ab: „Aber für uns war klar, dass es ein Angebot für die Segnung von liebenden Paaren geben soll“, sagt Pastoralreferent Thomas Riedel. „Wir stehen zur Liebe, weil wir glauben, dass Gott die Liebe ist.“ Es gibt einen Termin: Montag, 10. Mai, 19 Uhr.

Segensangebot mit Feinfühligkeit

Gleichwohl wolle das Segensangebot mit großer Feinfühligkeit vorbereitet sein, sagt Thomas Riedel. Das gelte für Begrifflichkeiten, aber auch dafür, dass niemand bloß gestellt werden sollte. Und nicht zuletzt sind da ja auch noch Corona und die besonderen Bedingungen dieser Pandemie.

Riedel hat persönlich eine klare Meinung zu den aktuellen Entwicklungen: „Ich bin froh, dass es so viel Wind gegeben hat und dass sich nun Bischöfe klar dagegen positioniert haben.“