Am Niederrhein. Trotz Corona erzielte die Volksbank Niederrhein 2020 das höchste Geschäftsvolumen der Geschichte - und stellt sogar Dividenden in Aussicht.
Niedrigzinsen, weniger Exporte und immer stärkere Regulierung machen es den Banken nicht leicht. Auch an der Volksbank Niederrhein gehen diese Entwicklungen nicht spurlos vorbei. Das erklärte Vorstandschef Guido Lohmann bei der Vorstellung der Jahresbilanz am Freitag am Sitz der Bank in Alpen.
Besonders die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank kritisiert Lohmann scharf: „Das ist eine Pervertierung auf Kosten des kleinen Mannes und der kleinen Frau. Negative Zinsen sind eine Enteignung der Sparer und Rentner.“ Eine Trendwende sei in diesen Bereichen in weiter Ferne. Daher hatte Lohmann 2019 bereits erwartet, dass 2020 ein herausforderndes Jahr werden würde. Durch Corona und den Einbruch der Wirtschaft sei diese Herausforderung nochmals größer geworden.
Volksbank stellt Dividenden in Aussicht
Dennoch kann die Volksbank auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurückblicken, das belegen die Zahlen. Ein Geschäftsvolumen von fast 4 Milliarden Euro sind neuer Spitzenwert in der Unternehmensgeschichte. Auch die Bilanzsumme wurde im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 15 Prozent auf fast zwei Milliarden Euro gesteigert. Angesichts eines Jahresüberschusses von 3,15 Millionen Euro sind Vorstand und Aufsichtsrat „fest entschlossen“, sich bei der Bankenaufsicht durchzusetzen und den Mitgliedern eine Dividende zu zahlen. Bei der Vertreterversammlung will Lohmann 4 Prozent vorschlagen.
Als Gründe für das positive Ergebnis nennt der Vorstandsboss neben der Gewinnung von vielen Neukunden von anderen Banken auch die steigende Nachfrage nach Privatkrediten für Immobilien. „Ich bin stolz darauf, was unsere Mitarbeiter geleistet haben. Es war ein knallhartes Jahr, aber wir konnten immer für unsere Kunden da sein.“ Das unterstreicht Lohmann mit 282.000 bearbeiteten Kundenwünschen. Die Digitalangebote der Volksbank finden also Anklang. Mittlerweile gibt es eine eigene App, immer mehr Kunden gewöhnen sich an Banktermine per Videochat.
Filialschließungen in diesem Jahr kein Thema
Ein Grund, auch über die Schließung von Filialen nachzudenken? Natürlich werde immer wieder über die Notwendigkeit von kleineren Filialen auf dem Land diskutiert. Schließungen von Standorten in diesem Jahr, auch in Moers, lehnt Lohmann dennoch kategorisch ab: „Wir haben 19 Filialen, und das wird auch 2021 so bleiben. Es ist uns wichtig, Präsenz zu zeigen.“
Das tut die Bank auch durch soziales Engagement in der Umgebung. Kurz vor der Bilanzverkündung hatten Guido Lohmann und sein Vorstandskollege Dieter Hackstein beschlossen, den Preispool der Aktion „Vereinsliebe“ von 30.000 auf 50.000 Euro zu erhöhen. 87 Vereine, von der DLRG bis zu Karnevalsvereinen, hatten sich mit „zum Teil rührenden Videos“ gemeldet, um zu zeigen, warum sie wichtig für die Region sind. Nun soll jeder ein Preisgeld erhalten.
Für 2021 hofft Lohmann auf schnelle, verantwortungsvolle Öffnungen der Wirtschaft. Denn er erwartet mehr Insolvenzen von Unternehmen, die von der Regierung versprochene Unterstützungsgelder noch nicht erhalten haben. „Wir konnten in diesem Jahr mit großem Aufwand unser Geschäftsergebnis halten. Auch wenn wir eigenkapitalstark sind, können wir das ohne Veränderung nicht langfristig durchstehen“, lautet sein Ausblick auf das Jahr 2021.