Kamp-Lintfort. Der Plan der Verwaltung, acht Spielplätze zu Bauland zu machen, stößt nicht bei allen Fraktionen auf Zustimmung. Bei der SPD aber schon.

An einen sinnfälligen Orte hat die SPD am Freitag eingeladen, um nun auch ihre Position zum Thema Umnutzung von Spielflächen in der Stadt zu erörtern: An der Ecke Ringstraße/Vinnstraße gibt es einen kleinen Spielplatz mit Schaukel, Wippe und Sandkasten. In Sichtweite auf der gegenüberliegenden Straßenseite der neue Spielplatz mit den beiden Förderturmnachbauten auf dem Laga-Gelände. Warum sollte man also solche alten und kargen Plätze behalten, wenn die besser ausgestatteten und attraktiveren nur einen Steinwurf entfernt sind, fragen sich die Sozialdemokraten.

50 Interessenten für ein Grundstück

So?
So? © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

„Die SDP wird den Verwaltungsvorschlag zu hundert Prozent mittragen“, erklärte der Fraktionsvorsitzende Jürgen Preuß. Der beinhaltet, an neun Stellen der Stadt zu prüfen, ob aus Spielplätzen Bauland werden könne. Eine Idee, die scheinbar viele Kamp-Lintforter toll finden. Es habe, sagt Preuß, zu manchen der Grundstücken direkt nach Bekanntwerden der Pläne über 50 Anrufe von Interessenten gegeben. Dabei ist noch gar nichts sicher entschieden. „Der Druck auf den hiesigen Wohnungsmarkt steigt stetig“, stellt er fest.

Befragung der Kamp-Lintforter

Diese Spielplätze überhaupt aus dem Betrieb zu nehmen, sei ein schon lange gefasster Beschluss der Politik, der auf einer Befragung der Kamp-Lintforter basiere. Die hätten sich zu 68 Prozent dafür ausgesprochen, lieber weniger, dafür aber hochwertigere Spielplätze haben zu wollen. Es gehe also bei der strittigen Frage nicht darum, „da soll was weg, was für Kinder ist, sondern um überflüssige Spielplätze, weil der nächste bessere direkt um die Ecke ist“, erläutert Birgit Ullrich. Das sei beispielsweise auch am sehr beliebten Spielplatz am Pappelsee mit der Biberburg so. Überdies: Dort wie auch rund um das Laga-Gelände sei an Wochenenden durch die Parksituation zu erkennen, dass die Kamp-Lintforter mobil sind, wenn es um einen Ausflug zum besonderen Spielplatz gehe. Er wolle dem Eindruck vorbeugen, es werde weniger in Spielflächen investiert und weist auf neue Spielmöglichkeiten am Kamper Berg, dem Laga-Gelände oder im Neubaugebiet an Fossa hin.

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Oder so?
Oder so? © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

Das Argument der Grünen gegen die Umnutzung, damit würde die Bebauung in der Stadt weiter verdichtet, ziehe nicht, findet Preuß. „Es ist doch besser, hier im bestehenden Wohngebiet Lücken zu schließen, als draußen freie Flächen neu auszuweisen“, argumentiert er. Im übrigen sehe er die Stadt Kamp-Lintfort, was die Grünflächen angehe, durchaus gut aufgestellt, sagt Norbert Thiele. Allein 800 Bäume auf der Laga, der Wandelweg, der Zug zwischen Königstraße und Tor Ost – Thiele zählt einige Beispiele auf, wo es neben vielen kleinen Parks grünt in der ehemaligen Zechenstadt. Im Übrigen sei es auch nicht immer im Interesse der Gartenbesitzer, eine solche Blühwiese in direkter Nachbarschaft zum eigenen gestutzten Rasen zu haben, glaubt der Fraktionsvorsitzende.

Verkaufserlös ist eingepreist

Ein weiteres Argument für die Umnutzung der Flächen seien auch 2,5 Millionen Euro. Soviel Verkaufserlös erwartet die Stadt von diesen Grundstücken. „Dieses Geld ist im Haushaltssicherungskonzept eingepreist. Das wurde einstimmig von der Politik so abgesegnet“, erklärt Preuß.

Bei den ins Auge gefassten gehe es meist um Grundstücke von „1200 bis 1500 Quadratmetern“, sagt Preuß. Nur die Fläche an der Bürgermeister-Schmelzing-Straße sei größer. Hier könne auch über den dringend benötigten geförderten Wohnungsbau nachgedacht werden.

>>> Kritik von den anderen Fraktionen

Die Verwaltung plant, acht nicht mehr benötigte Spielplätze im Stadtgebiet für Wohnbebauung freizugeben. Auf der Liste stehen Spiel- und Grünflächen am Zeisigweg, Elsterstraße, Cambraistraße, Schulstraße, Bürgermeister-Schmelzing-Straße, Lange Straße, Ahornstraße und Vinnstraße sowie eine neunte Fläche an der Paulstraße, die derzeit als Parkplatz dient.

Die Pläne stoßen nicht bei allen Parteien auf Zustimmung. Die Grünen etwa hätten lieber eine „Folgenutzung als Erholungs- und Aufenthaltsorte – schattige, gepflegte Sitzplätze für die Anwohner, die keine eigenen Gärten haben“ gesehen. Die Linken schlagen vor, mit Projekten „wie gemietete Gemüsegärten oder Tinyhouses den einfachen Verkauf“ zu ersetzen. Die FDP findet, Bolzplatz oder Basketballfeld wären durchaus wünschenswerte Alternativen. Die CDU will sich die Plätze noch einmal im einzelnen anschauen.