Kamp-Lintfort. Es gibt einen neuen Anlauf, die Industriekultur des Ruhrgebiets zum Unesco-Weltkulturerbe erklären zu lassen. Auch Kamp-Lintfort ist mit dabei.
Werden die Kamp-Lintforter Fördertürme und die Altsiedlung bald Teil des Unesco-Weltkulturerbes? Unter dem Titel „Industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet“ erarbeitet das Land NRW derzeit in Zusammenarbeit mit der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur ein entsprechendes Konzept, das voraussichtlich 2024 bei der Unesco eingereicht werden soll. Verschiedene Städte im Ruhrgebiet, darunter im Westen auch Kamp-Lintfort und Moers, sind angefragt, sich an dem Projekt zu beteiligen.
Die Stadt könnte von einer Listung profitieren
Die offizielle Anfrage aus dem NRW-Heimatministerium flatterte der Stadt Mitte August ins Haus. Für Bürgermeister Christoph Landscheidt und Kulturdezernent Christoph Müllmann war schnell klar, dass die Stadt Kamp-Lintfort das Projekt befürworten sollte: „Ziel der Aktion ist es, dem Ruhrgebiet einen neuen Stellenwert zu geben,“ so Landscheidt.
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Von einer Listung als Weltkulturerbe könne die Stadt Kamp-Lintfort in mehrfacher Hinsicht profitieren – etwa wenn es um Fördergelder gehe, aber auch, um Investoren oder Touristen in die Stadt zu ziehen. „Der Titel Unesco-Weltkulturerbe ist ein touristisches Gütesiegel“, bringt es Christoph Müllmann auf den Punkt.
In Kamp-Lintfort geht es dabei konkret um die ehemaligen Zechengebäude an der Friedrich-Heinrich-Allee, die beiden Fördertürme, die Altsiedlung und die Zechenbahn. Stadtarchivar Martin Klüners erläutert den historischen Zusammenhang: „Zwischen 1850 und den 1960er Jahren entwickelte sich das Ruhrgebiet zu einer der dichtesten und bedeutendsten Industrieregionen der Welt.“ Mit der Industrialisierung sei auch das dichteste Verkehrsnetz Europas mit zahlreichen Industriewohnsiedlungen, wie beispielsweise der Kamp-Lintforter Altsiedlung, entstanden.
Erste Überlegungen für einen Antrag habe es bereits 2011 gegeben, 2014 kam dann der erste konkrete Vorschlag, bei dem damals Kamp-Lintfort noch nicht berücksichtigt worden sei, erklärt Klüners.
Erster Anlauf scheiterte
Dieser Vorschlag wurde allerdings gar nicht erst bei der Unesco eingereicht – er scheiterte bereits bei der Kulturministerkonferenz der Länder. Die Empfehlung der Expertenjury damals: die Pläne mit Blick auf eine Konzentration der besonderen prägenden Stätten und Objekte aktiv weiter zu entwickeln.
Jetzt wird also ein neuer Anlauf gestartet werden. In einem ersten Schritt werden die Kommunen nach ihrem Einverständnis zum Konzept gefragt. „Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass entsprechende Kriterien für die Stadtplanung eingehalten werden“, sagt Klüners. Bis über den neuen Antrag entschieden werde, könne aber noch viel Zeit ins Land gehen, sagt der Stadtarchivar: „Vor 2025 werden wir kein Weltkulturerbe sein.“