Neukirchen-Vluyn. Die Stadt Neukirchen-Vluyn informiert in der Kulturhalle über den Stand beim Kiesabbau. Der Wille zum Widerstand ist an vielen Stellen spürbar.
Es gibt Neuigkeiten vom Widerstand gegen den geplanten Sand- und Kiesabbau in Neukirchen-Vluyn. Am Freitagabend informierte die Stadtverwaltung im Infogespräch in der Kulturhalle zum Regionalplan Ruhr, Initiativen und Vereine sprachen über Widerspruchsmöglichkeiten.
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Neben der Vorstellung der Situation beantworteten Bürgermeister Ralf Köpke und Ulrich Geilmann, technischer Dezernent der Stadt, rund 30 Fragen aus dem Publikum. Rund 80 Interessierte waren in der Kulturhalle live bei der Infoveranstaltung dabei und 45 im Livestream auf dem YouTube-Kanal der Stadt.
Die Befürchtungen, dass der Plan umgesetzt wird, sind groß. „Eher gefriert die Hölle“, beschwichtigte jedoch Geilmann mehrmals die Menschen. Als Beispiel erzählt der versierte Regionalplaner: „Wenn eine Fläche aus dem Plan herausgestemmt wird, bedeutet das, dass das gesamte Mengengerüst für den 25 Jahre-Bedarf vermutlich nicht stimmt.“ Die Regionalplanung müsse dann eventuell neu planen, wenn es juristisch so bewertet wird. Das bringe Zeit.
Der Kampf um die 180 Hektar läuft bereits seit fast einem Jahr. Kies und Sand sollen zwischen der Halde Norddeutschland und dem Schulzentrum Neukirchen-Vluyn auf einer Fläche von circa 250 Fußballfeldern abgebaggert werden. Die dafür gegründete Bürgerinitiative Mitgestalten-NV klärt seitdem auf und das Aktionsbündnis #daspinkeKreuz bietet Unterstützung bei Einsprüchen gegen den Regionalplan des Regionalverbands Ruhr (RVR).
Diese Einsprüche seien erst mal die einzige Chance, gegen den Plan vorzugehen, denn sie setzen ein Zeichen und beeinflussten gegebenenfalls die Meinung der RVR-Verbandsversammlung. Es gebe keine Einspruchsgrenze, es komme auf das richtige Argument an, um gehört zu werden, motivierten Köpke und Geilmann. Die Verbandsversammlung entscheidet nach Ablauf der Einspruchsfrist, also nach dem 29. April, wie weiterverfahren wird und die Stellungnahmen werden bis dahin ausgewertet.
40 Grundstücke sind laut Bürgermeister Ralf Köpke betroffen – mit der Hälfte und den relevantesten Eigentümern habe er persönlich gesprochen: „Niemand von ihnen möchte verkaufen“, erklärt er. Der technische Dezernent Ulrich Geilmann fügt hinzu: „Bei einem Eigentum darf nicht ausgekiest werden“. Und falls enteignet werden soll? „Da ist mir kein Fall jemals in Deutschland bekannt. Lassen Sie sich nicht verschrecken. Das ist nicht so leicht, wie man denkt“, beruhigte er die Teilnehmenden.
Das sagen Teilnehmerinnen der Veranstaltung
Eine Teilnehmerin sagte. „Das, was hier passiert, ist einfach eine bodenlose Frechheit, dass die Kiesindustrie gesagt hat, aus Neukirchen-Vluyn ist keine Gegenwehr zu erwarten und wir seien ein Niedrigkonfliktgebiet. Deswegen kämpfen wir dafür.“ Applaus hallt durch die Kulturhalle, eine andere ergänzt: „Wenn der erste Bagger kommt, kann er mich mitbaggern.“
Auch die Städte Neukirchen-Vluyn, Kamp-Lintfort, Rheinberg, Alpen und der Kreis Wesel haben beim Oberverwaltungsgericht gegen die Bedarfsermittlung für die Kiesproduktion Klage erhoben. „Der Bedarf ist falsch und zu hoch ermittelt“, erklärt Bürgermeister Köpke. Falls man sich am 21. März vor Gericht durchsetze, gewinne man viel Zeit, denn dann müsse eine neue Bedarfsermittlung erstellt werden. Eine Zielrichtung sei aber nicht erkennbar.