Kamp-Lintfort. Kinder der Kamp-Lintforter Tagesstätte haben beim bundesweiten Kita-Wettbewerb des Handwerks geglänzt. Und das hat schöne Konsequenzen.

„Bist du der Bürgermeister?“, fragt einer der aufgeregten Jungen den unbekannten Mann im Anzug, der gerade im Gruppenraum „Löwenzimmer“ eine Rede hält. „Nein“, antwortet Karl-Heinz Reidenbach, lachend. „Ich bin hier, um euch einen Preis dafür zu geben, dass ihr so tolle Handwerker seid.“ Dieser Preis ist ein Scheck in Höhe von 500 Euro, den der Vizepräsident der Handwerkskammer Düsseldorf am Mittwoch an die Kath. Kita St. Paulus übergab. Und das aus gutem Grund. Schließlich hatten sich die Kinder der Kamp-Lintforter Tagesstätte beim bundesweiten Kita-Wettbewerb des Handwerks als beste Einrichtung in ganz Nordrhein-Westfalen durchgesetzt.

Das Besondere: Die Initiative sei nicht von den Erzieherinnen, sondern von den Kinder selbst ausgegangen, berichtet die Kita-Leiterin Sabine Linster. „Im Frühjahr hatten wir Handwerker und Gärtner da. Das war sehr spannend für die Kinder.“ So hätten sich die Kleinen gefragt, warum die Männer auf der Leiter klettern dürften. Und schon waren sie im Gespräch. Dieses eigene Interesse wollten Linster und ihr Team fördern. Für den Wettbewerb gestalteten die Kinder ein Plakat mit einem 3D-Modell ihres Kindergartens. Das bestand nicht etwa aus aufgeklebten Klötzen, sondern aus Tonziegeln im Miniatur-Format, die die Kinder zusammen mauerten. Hilfe gab es dabei von der Kamp-Lintforter Schreinerei Joosten.

Mit der haben die Jungen und Mädchen mittlerweile auch schon eigene Bänke hergestellt und sammelten so erste Erfahrungen beim Schrauben, Leimen oder Schmirgeln. Fähigkeiten, die man immer brauchen kann. „Wenn ich mir vorstelle, dass unsere Kinder im Werkunterricht mal sagen können: ‘Das kann ich schon aus dem Kindergarten’, bekomme ich eine Putenpelle“, sagt Linster sichtlich stolz.

Und auch Karl-Heinz Reidenbach ist überzeugt davon, dass man gar nicht früh genug damit anfangen könne, Kinder für das Handwerk zu begeistern. „Viele Talente werden leider nie entdeckt“, bemängelt er. Grund dafür sei, dass viele Eltern erwarten, dass ihre Sprösslinge an die Uni müssen. Aber auch das Berufsbild wirke auf viele nicht sehr attraktiv. „Wir brauchen Nachwuchs im Handwerk. Vielleicht wird aus einem kleinen Handwerker hier ja mal ein großer Tischler, Schreiner oder Bäcker.“

Für Sabine Linster ein erstrebenswertes Ziel. Darum wolle sie die 500 Euro nicht „bei einem Fest verpulvern“, sondern das Preisgeld für kommende Generationen reinvestieren. Favorit sei ein selbstgebautes Holz-Spielboot. „Das wichtigste ist, dass die Kinder selbst anpacken können“, weiß Schreiner Jens Joosten, der der Kita auch in Zukunft als Partner erhalten bleibt.