Moers.. Vito und Astrid Girardi, die vermutlich bekanntesten und dienstältesten Pizzabäcker von Moers, haben ihr Restaurant an der Uerdinger Straße überraschend an Nachfolger übergeben. 90 Prozent Stammkunden

Wie viele Pizzas Vito und Astrid Girardi wohl schon belegt und gebacken haben? Die Zahl dürfte sich im sechsstelligen Bereich bewegen, denn immerhin gehörten die beiden nicht nur zu den bekanntesten, sondern auch zu den dienstältesten Pizzabäckern in Moers. Wer ihr Restaurant an der Uerdinger Straße nach dem Essen verließ, bekam zuverlässig noch ein freundliches „Ciao-ciao“ zugerufen. Jetzt, nach mehr als zweieinhalb Jahrzehnten, ist Schluss. Vito und Astrid haben ihrem Restaurant „Ciao-ciao“ gesagt. Die Pizzeria ist in andere Hände übergegangen.

„Das tut schon weh“, räumt Astrid Girardi ein, die wie Vito auf private Gründe für den Schritt verweist. Dass die Aufgabe schwer fällt, ist – obwohl Gastronomie ein hartes Geschäft ist – freilich nachvollziehbar. Astrid war es, die vor 30 Jahren das anfangs kleine Restaurant Ciao-ciao gegründet hatte.

Vito (56) hatte zu diesem Zeitpunkt schon ein bewegtes Leben hinter sich. Als Kind kam er mit Eltern und Geschwistern aus Bari in Apulien für einige Jahre nach Weeze. Zwischendurch ging es zurück in die Heimat, wo er eine Friseurlehre absolvierte, später wieder an den Niederrhein. In Geldern und Kevelaer arbeitete er in Pizzerias, bevor er 1991 im Ciao-ciao einstieg.

„Ich habe mir das Kochen selbst beigebracht“, sagt Vito, der seine Küche als „italienische Hausmannskost“ umschreibt. Außer Pizza steht Pasta auf seiner Karte, dazu einige Salate, Fleischgerichte, Gemüse sowie Tiramisu und Panna Cotta. Je nach Saison wurden beispielsweise Spargel- und Pilzgerichte aufgetischt. Das Ciao-ciao-Angebot hat sich in den drei Jahrzehnten wenig verändert und war stets überschaubar. Vito hat es aus Prinzip so gehalten, er selbst meidet Restaurants mit riesigen Karten. Wer Wert auf eine Frische-Küche lege, könne gar nicht so viele Varianten vorhalten, weiß er und betont: „Wir haben immer frisch gekocht.“

Außer dienstags, da hat Ciao-ciao seinen Ruhetag: „An solchen Tagen sind wir immer essen gegangen“, erzählt Vito. Auch Gastronomen genießen es, wenn sie einmal bekocht und bedient werden. Ihre Arbeitstage sind lang, dazu kommt das viele Stehen, die Hitze des Backofens – es ist ein Knochenjob.

Astrid und Vito haben ihn offenbar mit Erfolg gemacht. Das Minirestaurant mit nur zwölf Plätzen erhielt vor rund 18 Jahren einen Anbau mit 38 Plätzen. Stolz ist Vito darauf, „dass wir nie Werbung brauchten, obwohl wir keine Laufkundschaft hatten. Es hat sich einfach herumgesprochen, dass es den Leuten geschmeckt hat.“ 90 Prozent seiner Kunden waren Stammkunden: „Das reichte vom einfachen Arbeiter bis zum reichen Börsenmakler. Mit vielen sind wir per Du.“

Wie es weitergeht? Astrid Girardi hat die Branche gewechselt und arbeitet in einem anderen Beruf, Vito wird wohl der Gastronomie treu bleiben. Die Pizzeria an der Uerdinger Straße hat Pietro Grasso übernommen. Die Karte bleibt, der Name auch: Ciao-ciao.