Kamp-Lintfort. Letzte Ruhestätte in einem Förderturm? Warum nicht, fragt der ehemalige Bergmann Burkhard Linberg. Auch ein Bestatter findet die Idee spannend.

Burkhard Linberg kann sich alles ganz genau vorstellen: Die Stelen mit den Urnenfächern, eine große Glasfront mit der Heiligen Barbara und Grubenlampen, die die Schachthalle des Förderturms ausleuchten. „Einen Förderturm als Kolumbarium – das gibt es noch nirgendwo“, sagt der Kamp-Lintforter. Die Idee, auf der ebenerdigen Etage des Zechenturmes ein Kolumbarium einzurichten, kam ihm, als er nach dem Tod seiner Frau und seines Sohnes für sich selbst überlegte, wo er am liebsten seine letzte Ruhe finden würde. Und das wäre ein Ort, mit dem ihm schon zu Lebzeiten etwas verbunden hat – der Zechenturm.

Bergbau hat das Leben geprägt

Seit Linberg vor drei Jahren seine Frau und vor anderthalb Jahren auch seinen Sohn verlor und sie auf ihren Wunsch hin in einem Friedwald bei Goch beerdigte, fehlt ihm ein fester Ort, an dem er trauern kann. „Man kann sich zwar den Baum aussuchen, unter dem man beerdigt wird, aber als Angehöriger gelangt man später nicht mehr dorthin“, sagt Linberg. 48 Jahre hat der 79-Jährige im Bergbau – auch auf der Zeche Friedrich-Heinrich – gearbeitet. Das hat sein Leben mit geprägt.

„Zu Hochzeiten haben hier 6800 Leute gearbeitet“, erinnert er an die Geschichte des Bergwerks. In Kamp-Lintfort gebe es fast in jeder Familie jemanden, der auf irgendeine Art mit dem Bergbau zu tun gehabt habe. „Die Verbundenheit ist da“, sagt Linberg. Er glaubt, dass er mit seinem Wunsch, an diesem Ort dann beigesetzt zu werden, nicht alleine wäre.

„Ort ist schon geweiht“

Dazu käme, dass die beiden Hauptfriedhöfe in Kamp-Lintfort für ältere Menschen nicht so gut zu erreichen wären. In Kamp ebenso wie am Dachsberg lägen die Friedhöfe „,auf dem Berg“. „Das wäre hier dann anders. Zudem gibt es eine gute Busverbindung“, argumentiert Linberg.

Und er zieht noch ein Ass aus dem Ärmel: „Der Ort ist sogar schon geweiht“, sagt Linberg und erzählt, wie er als 14-Jähriger selbst miterlebte, wie Ruhrbischof Franz Hengsbach den damals neu errichteten Förderturm in Kamp-Lintfort weihte.

Um zu prüfen, ob seine Idee zu realisieren wäre, hat er sogar schon Kontakt zu einem Kolumbariumbauer aufgenommen. Der habe ihm bestätigt, dass seine Idee zwar ungewöhnlich, aber durchaus machbar sei, so Linberg.

Idee passt zum Wandel der Zeit

Und auch der Kamp-Lintforter Bestatter Axel Schmitz, der selbst unter anderem Bestattungen auf dem Fanfriedhof auf Schalke anbietet, findet die Idee spannend. Sie passe zum Wandel der Zeit, der eben auch Bestattungen an anderen, ungewöhnlichen Orten möglich mache. Es gebe mittlerweile auch Konzepte, nach denen eine Bestattergemeinschaft ein Kolumbarium betreibe, sagt Schmitz.

Eine Entscheidung aber läge am Ende bei der Stadt Kamp-Lintfort, in deren Besitz sich der Förderturm befindet. Es sei eine „nette, eine anrührende Idee“, sagt Dezernent Martin Notthoff auf NRZ-Nachfrage. Hoffnung auf eine Umsetzung macht er Linberg aber nicht. Eine ebenerdige Nutzung des Turmes sei nicht möglich, alle anderen Etagen seien nicht schadstoffsaniert, so Notthoff. Dazu sehe er den Bedarf eines weiteren Kolumbariums in Kamp-Lintfort nicht gegeben.