Moers. Der Intendant des Schlosstheaters, Ulrich Greb, hat Vertrauen in den Plan A. Der sieht eine Spielzeit mit Inszenierungen rund ums Vertrauen vor.
Vertrauen: eine wichtige Facette menschlichen Miteinanders. Soziologische Diskurse nähern sich diesem Phänomen auf unterschiedliche Weise. Was macht Vertrauen aus? Wie ist es definiert? Dem Vertrauen widmet das jetzt wieder durchstartende Moerser Schlosstheater auch die kommende Spielzeit 2021/22.
Das STM bewegt sich dabei im Spektrum von Vertrauen als „mittlerem Zustand zwischen Wissen und Nichtwissen“ (Georg Simmel), als durchaus risikoreicher Zuversicht in die Redlichkeit von Personen und Institutionen, als „Mechanismus der Reduktion sozialer Komplexität“ (Niklas Luhmann) und als Rohstoff für Utopien und naive Illusionen. Die Inszenierungen stellen aus unterschiedlichen Perspektiven die Vertrauensfrage.
Es werden fünf Premieren gefeiert
In dieser Spielzeit werden wieder fünf Premieren gefeiert, nachdem es in der vergangenen nur vier sein konnten. Los geht es am 9. September mit „Dantons Tod“ von Georg Büchner. Das Stück blickt auf die Zeit der französischen Revolution, die Phase des Umbruchs, Terror und Schrecken. „Uns interessiert die Frage, wie Revolutionen entstehen und ob sie zwangsläufig in die Restauration führen müssen“, sagte Intendant Ulrich Greb bei der Vorstellung des Programms. „Dantons Tod“ zeige einen Ausschnitt europäischer Geschichte, der in diesen Tagen so aktuell sei wie lange nicht mehr, heißt es im Programmheft.
„Die Polizey“ nach dem Fragment von Friedrich Schiller ist die nächste Premiere, mit der es am 30. und 31. Oktober weitergeht. Das Stück macht die Entstehung der Institution der Polizei in Paris zum Thema und erkennt schon in ihren Anfängen das systemische Dilemma des staatlichen Gewaltmonopols. „Wie kommt man zu einer guten Ordnung?“, fragt Dramaturgin Viola Köster. Das Stück wird in Moers im Rahmen der RuhrBühnen-Theaterreise „zehn x Freiheit“ gezeigt.
Der Titel des Stücks „Der Bär, der nicht da war“ hat sich angesichts der Lockdowns „verselbstständigt“, wie Dramaturgin Larissa Bischoff sagt. Denn: Er durfte ja tatsächlich nicht da sein, zumindest nicht mit präsenten Zuschauern. Das soll sich jetzt ändern. Das STM geht ab dem 29. November mit dem Kinderstück, in dem der Bär die Welt und sich selbst kennenlernt, auf Reisen.
„König Ödipus“ nach Sophokles bleibt dagegen ab dem 17. Februar 2022 im Schloss. Ein Stück über die Blindheit der Vernunft. Hier führt Sophokles seinen Helden zu der schmerzhaften Erkenntnis, wie sehr er für seine Lebensumstände verantwortlich ist, und konfrontiert die geneigten Zuschauer mit den hochaktuellen Folgen des „Anthropozän“ – der Benennung einer Epoche, in der geologische Prozesse weitgehend vom Menschen beeinflusst werden.
Auch das junge STM startet durch
„Die Brutalität der Schönheit“ nach Motiven des Films „The Square“ feiert am 12. Mai 2022 Premiere. Im Wallzentrum werde abermals das klassische Bühnensetting für diese Inszenierung verlassen, kündigt Viola Köster an. Das Stück wirft einen selbstironischen Blick auf die Doppelmoral und Heuchelei des Kunst- und Kulturbetriebs und kann wie sein Sujet als Experiment ausgelegt sein. perspektive-weiblich - jetzt den neuen Newsletter abonnieren
Ein Wiedersehen gibt es mit den 21 Lovesongs, den Männern allein im Wald, der Parade 24/7, Lenz von Georg Büchner und dem Process von Franz Kafka. Dazu sind das Theaterfest in Planung, der Hörsturz in Kooperation mit der Röhre und etliche Sachen mehr – auch im „W – Zentrum für urbanes Zusammenleben“.
Aber auch das Junge STM hat große Pläne. Die Penguin’s Days feiern 30. Geburtstag. Geplant sind vier Inszenierungen mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Und das Regielabor soll fortgesetzt werden, wie Theaterpädagogin Kathrin Leneke ankündigt; dieses Mal analog statt digital.