Moers. Stefan Möhlenkamp warnt zum Weltherztag vor den Folgen von Covid-19 für das Herz. Gerade indirekte Auswirkungen werden häufig unterschätzt.

Der heutige Weltherztag (29. September) ist eine alljährliche Initiative zum 29. September, um Menschen zu Aktivitäten anzuregen, die ihrem Herzen guttun. In diesem Jahr liegt der Fokus auf der Auswirkung von Covid-19 auf das Herz. Aus diesem Anlass sprachen wir mit Professor Stefan Möhlenkamp, Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin am Bethanien Krankenhaus in Moers.

Eine wichtige Botschaft ist für Möhlenkamp, dass Herz-Kreislauf-Patienten durch Covid-19 besonders gefährdet. Denn im Gegensatz zum Glauben einiger Leute sei Corona keine reine Lungenerkrankung. Der Weg von Coronaviren in die Zellen erfolgt vor allem über bestimmte Rezeptoren, die neben der Lunge vor allem auch vermehrt an Herz und Gefäßen zu finden seien. „Diese Rezeptoren sind leider sehr kompatibel mit SARS-CoV-2. Die Viren docken an der Zelloberfläche an, vermehren sich dort und zerstören dann die Zelle. Dieser Vorgang löst eine Entzündungsreaktion aus“, erläutert der Mediziner.

Erkrankung am Herzen kann Symptome an der Lunge verstärken

Folgen seien Herzmuskelentzündungen, Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche. Zudem verschlechtere eine Infektion am Herzen auch die Symptome an der Lunge, da Blut nicht mehr ordnungsgemäß weggepumpt werden könne. „Das führt dann wiederum zu Luftnot – ein Teufelskreis“, so Möhlenkamp. Daher sei es besonders wichtig für bekanntermaßen herzkranke Menschen, sich vor einer Ansteckung zu schützen.

Lockdown hat Angst vor Klinikbesuchen zur Folge

Dieser Schutz vor einer Ansteckung solle aber nicht auf Kosten von ausbleibenden Arztbesuchen erfolgen, appelliert der Kardiologe. Denn neben den direkten gebe es auch indirekte Auswirkungen von Corona auf die Gesundheit des Herzens, beispielsweise durch einen Lockdown. Ihm vorliegende Statistiken zeigten: Je intensiver ein Lockdown ist, desto höher sind die Zahlen für zu spät erkannte Herzinfarkte.

Gleiches gelte für Patienten mit Vorhofflimmern: „In Dänemark wurden in den ersten drei Wochen nach Einführung des nationalen Lockdowns fast 50% weniger Fälle von Vorhofflimmern im Krankenhaus erfasst. Doch nur die messbaren Zahlen sinken. Die Menschen haben die Beschwerden immer noch, nur sie gehen damit nicht mehr in die Klinik. Es ist davon auszugehen, dass dies auch der Grund für die gestiegene Inzidenz von Schlaganfällen ist“, so der Experte.

Hohes Risiko für Menschen mit Bluthochdruck, Übergewicht oder Diabetes

Eben deshalb sei es wichtig zu wissen, dass Herzkreislauferkrankungen vermeidbar sind. Diesen Appell richte Dr. Möhlenkamp besonders an Patienten mit Bluthochdruck, Übergewicht oder Diabetes, da sie weniger Gesundheitsreserven haben und beginnende Herzerkrankungen häufig nicht merken.

Da die Bethanien-Herzwochen im November ausfallen müssen, empfiehlt Dr. Möhlenkamp Interessierten, sich weitergehend beim Online-Portal der Deutschen Herzstiftung unter www.herzstiftung.de zu informieren.