Moers. Nach knapp 15 Jahren an der Spitze des Gymnasiums Adolfinum hört Hans van Stephoudt nun auf. Der Traditionsschule bleibt er weiter verbunden.

Vor zwei Jahren fällte Hans van Stephoudt die Entscheidung, als Chef des Gymnasiums Adolfinum im Jahr 2020 in die Altersteilzeit zu gehen. „Wenn ich gewusst hätte, dass Corona kommt, hätte ich noch länger geholfen“, sagt er.

Genau vierzehneinhalb Jahre war Hans van Stephoudt Leiter der Moerser Schule. Vor den Sommerferien wurde er offiziell verabschiedet. Er blickt zurück auf ein Berufsleben als Pädagoge. Sein Fazit: „Es war mir eine Ehre, hier Schulleiter sein zu dürfen.“

Präsenzunterricht ist durch nichts zu ersetzen

„Es ist eine völlig neue Situation“, schildert van Stephoudt den Alltag in der Corona-Krise. Es herrsche viel Ungewissheit, und von einem auf den anderen Tag ändere sich oft die Lage. Wenn auch der Präsenzunterricht durch nichts zu ersetzen sei, so wäre eine bessere Digitalisierung der Schulen doch von Vorteil. „Da ist generell viel verschlafen worden. Eine Aufzeichnung des Unterrichts für alle unsere 1162 Schüler wäre gut, aber dafür fehlt uns das Glasfasernetz.“ Immerhin fänden etwa 50 bis 60 parallele Unterrichtsvorgänge statt.

Hans van Stephoudt bei einem Lesemarathon für Jungen am Adolfinum in 2011.
Hans van Stephoudt bei einem Lesemarathon für Jungen am Adolfinum in 2011. © WAZ FotoPool | Volker Herold

Seine erste Stelle trat der junge Pädagoge in Düsseldorf an, danach war er drei Jahre Lehrer am Julius-Stursberg-Gymnasium in Neukirchen-Vluyn, später arbeitete er in der Ausbildung junger Kollegen am Seminar in Kleve. „Auf Dauer fehlten mir die Schüler und die Kollegen“, berichtet er. Im Frühjahr 2006 wurde van Stephoudt Nachfolger von Heinz Plonka als Leiter des Gymnasiums Adolfinum.

Ein wichtiges Ereignis seiner Amtszeit sei, dass das Adolfinum MINT-EC-Schule geworden sei, also eine ausgezeichnete Schule mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt. Darüber hinaus sei das Gymnasium Adolfinum auch zu einer wirklichen Schülergemeinde gewachsen.

Die Basis der Gesellschaft

„Bei uns lernen Schüler aus allen Gesellschaftsschichten. Unsere Kinder mit Migrationshintergrund sind hochmotivierte, gute Schüler“, hat van Stephoudt festgestellt. Mit viel Einsatz integriere man auch Kinder, die gar kein Deutsch sprechen. Oft vergesse man zudem die breite Mitte der Schülerschaft, die sich vielseitig engagiere. „Sie sind die beste Basis unserer Gesellschaft.“

Vieles habe sich in Laufe der Jahrzehnte an den Schulen verändert: „Heute wird sehr auf die Einhaltung der Lehrpläne geachtet.“ Dazu brauche man belastbare Lehrkräfte: „Wir haben hier ein wirklich ausgezeichnetes Kollegium.“ Grundsätzlich komme es darauf an, den Kollegen nicht zu viel zuzumuten, ihnen aber viel zuzutrauen. Auch die Rolle des Schulleiters habe sich verändert: „Heute ist er Manager und Familienvater.“ Zahlen und Statistiken bestimmten den Büroalltag, daneben brauche die Schulfamilie auch Fürsorge, Verständnis und Aufmunterung. Das in Moers bekannte „Wir Adolfiner“ unterstütze er daher sehr.

Der in Kleve lebende Hans van Stephoudt (64) wird der Schule weiterhin als Vorstandsmitglied des Fördervereins treu bleiben. Darüber hinaus rufe nun all das Liegengebliebene, beispielsweise der Garten. Zurzeit wird das Adolfinum kommissarisch geführt. Obwohl dies nicht seine Zuständigkeit sei, verrät van Stephoudt dennoch, dass es einige hochkarätige Bewerber für das Amt gebe.