Kamp-Lintfort/Moers. Das Telefon steht bei der Tierherberge Kamp-Lintfort nicht mehr still, seit die ausgesetzte Hündin gefunden wurde. Viele Menschen wollen helfen.
In der Tierherberge Kamp-Lintfort steht das Telefon nicht still, auf der Facebook-Seite überschlagen sich die guten Wünsche und Hilfsangebote, die Medien geben sich die Klinke in die Hand am Drehmannshof: Das Schicksal der kleinen Shiba Inu Hündin bewegt die Menschen. Die Kleine hat keine Pfoten und wurde am Montag in Moers ausgesetzt, vor den Toren des Moerser Tierheims. Zuständig ist aber für das Tier die Tierherberge Kamp-Lintfort des Bundes Deutscher Tierfreunde (BDT).
Woher stammt die etwa einjährige Hündin?
Zunächst kümmerte sich ein Tierarzt um die Hündin, so der BDT am Montag. Das seien langwierige Untersuchungen gewesen, die die Hündin tapfer über sich habe ergehen lassen wie Vivien Schmidt auf NRZ-Nachfrage berichtet. Sie lasse sich trotz ihres heftigen Schicksals überall problemlos anfassen.
Der Tierarzt habe festgestellt, dass sie nicht ohne Pfoten zur Welt gekommen sei. Mehr über das zu sagen, was ihr widerfahren sein mag, sei Spekulation. Auf Facebook wurde geäußert, dem Tier seien möglicherweise die Pfoten abgehackt worden: „Das ist reine Vermutung, aber das gibt es in anderen Ländern schon häufig, auch in anderen Varianten wie Pfoten zusammenbinden, in den Baum hängen. Das ist leider möglich“, erklärt Vivien Schmidt.
Der Chip, den die Shiba Inu trägt, stammt jedenfalls aus Bosnien. Eine Registrierung dazu gebe es nicht. Aber es wird mindestens eine Zwischenstation für die etwa Einjährige gegeben haben, denn am Tierheim in Moers kommt man nicht zufällig vorbei.
Welle der Hilfsbereitschaft
Die Welle der Hilfsbereitschaft ist riesig. Sofort boten Menschen an, einen Rolli für die arme Fellnase zu besorgen. „Das hilft aber nichts, denn ihr fehlen alle vier Pfoten. Da müssen Prothesen her“, erläutert Vivien Schmidt. Zwar habe die kleine Maus eine erstaunliche Laufstrategie für sich entwickelt: „Sie läuft gut und schnell.“ Aber auf Dauer würde das der dünnen Haut an den Stummelbeinen zusetzen, und weil alle Stummel unterschiedlich lang sind, führe das auf Dauer zu einem Rattenschwanz an Erkrankungen an Rücken und Gelenken. „So wird sie nicht alt“, ist Schmidt sicher.
Schön sei, dass unter den zahlreichen Interessenten auch echte Shiba-Inu-Experten waren. „Diese Rasse gehört in erfahrene Hände. Sie sind klein und süß, haben aber, ähnlich wie Chow-Chow, einen sehr eigenen Kopf. Ich nenne sie ,Prinzessinnenhunde’.“ Wobei diese Hündin aktuell erstaunlich freundlich und unkompliziert sei – trotz der Angst und der Verunsicherung, die ihr zu schaffen macht.
Hündin ist noch nicht frei zur Vermittlung
Den vielen Interessenten sage man derzeit aber immer das Gleiche: „Wir suchen zunächst den Besitzer, um ihn zur Rechenschaft zu ziehen oder zumindest aufzuklären, was da passiert ist.“ Zur Vermittlung werde sie erst später freigegeben. Wann genau, sei noch nicht zu sagen. Die Tierherberge werde wegen der speziellen Rasse, aber auch wegen des speziellen Zustands sehr, sehr genau hinschauen, wo die Hündin unterkommen könne.
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„Der neue Besitzer muss sich im Klaren sein, dass er hier nicht nur einem armen Hund helfen muss. Es geht um die Kosten für die Prothesen, um Tierarztbesuche, um Physiotherapien. Und all das muss das Tier ja auch noch mitmachen, das muss ihm beigebracht werden“, warnt Vivien Schmidt jene, denen grad das Herz aufgeht. Wenngleich Hundesteuer für Tiere aus dem Tierheim eine Zeit lang nicht gezahlt werden muss. Vor allen weiteren Schritten ist jedoch jetzt erst mal die Genesung der Hündin von den Strapazen erforderlich. Deshalb ist jetzt Geduld gefragt.
Die Tierherberge Kamp-Lintfort nimmt Spenden entgegen
Wer Hinweise oder Informationen über die Herkunft oder den Halter des Tieres hat, kann sich direkt bei der Tierherberge melden (02842 / 9283213 oder team@tierherberge-kamp-lintfort.de). Spenden: IBAN DE04 3108 0015 0885 0835 01, BIC : DRESDEFF310. (KM)