Kamp-Lintfort. Nach den Restaurantschließungen haben einige Gastronomen auf Lieferservice umgestellt. Andere sehen keinen wirtschaftlichen Nutzen darin.
Restaurantchefin Ramona Ruggiero will sich vom Coronavirus nicht in die Knie zwingen lassen. Seitdem sie vor knapp zwei Wochen das traditionsreiche italienische Restaurant Gambero d’Oro in Kamp-Lintfort zum Schutz vor der Epidemie schließen musste, bietet sie an der Friedrichstraße 2 erstmals Pizza, Pasta und Co. im Lieferservice an. Ihr nüchternes Fazit nach zehn Tagen: „Es läuft erst mal schleppend an. Aber es ist besser, als einfach zuhause rum zu sitzen und nichts zu tun.“ Für andere Kamp-Lintforter Restaurantchefs ist die Umstellung auf Liefer- oder Abholservice aber trotz der schwierigen Lage aktuell noch keine Option.
„Das Liefern würde sich für uns einfach nicht lohnen, und um das Essen zum Abholen anzubieten, sind wir viel zu weit ab vom Schuss“, sagt Michael Rosin, Chef in Rosins Restaurant am Rande der Leucht. Er hält sein Restaurant derzeit ganz geschlossen und hat für seine Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet. „Ich sehe auch nicht den wirtschaftlichen Nutzen.“
Um rentabel zu arbeiten, müsse er mindestens 30, eher 40 Gerichte täglich loswerden, sagt Rosin. Er sieht sich außerdem in der Verantwortung: „Wenn ich jemanden zum Liefern losschicke, gehe ich ja auch ein Risiko ein.“ Auch vom Verkauf von Gutscheinen hält er nichts: „Die Menschen haben im Moment doch ganz andere Dinge im Kopf.“ Trotz allem bleibt Michael Rosin optimistisch, dass die Gäste wiederkommen, vielleicht, so hofft er, schon Ende April oder Anfang Mai.
Auch Leon Mratschkowski vom Restaurant Alte Schmiede auf dem Abteiberg musste seine Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. „Wir werden nicht liefern, wir haben ja gar nicht die Autos dafür“, sagt der 29-jährige Restaurantchef. Stattdessen sitzt er gerade über einem Konzept, wie die Alte Schmiede ihre Küche zum Mitnehmen anbieten könnte.
Wichtig sei ihm dabei zum Beispiel, dass die Qualität seiner Speisen darunter nicht leide. „Man kann ja nicht alles als Take Away anbieten“, so Mratschkowski. Er rechnet damit, dass die Restaurants womöglich zunächst wieder stundenweise öffnen dürfen. Ihn selbst treffe es in dieser Situation nicht so hart, wie zum Beispiel Familienväter oder Menschen, die sich gerade erst eine Existenz aufgebaut haben, sagt Mratschkowski. Sorgen macht er sich um seine Mitarbeiter: „Denen fehlt ja auch das Trinkgeld, das ist in der Gastronomie ein wichtiger Faktor.“
Ramona Ruggiero versucht, mit der Umstellung auf den Lieferservice wenigstens die Miete zu erwirtschaften, auch die Mitarbeiter im Gambero d’Oro sind längst in Kurzarbeit. „Mein Papa hat das Restaurant vor 38 Jahren in Kamp-Lintfort eröffnet – das ist sein Lebenswerk“, sagt Ruggiero. Er habe nun Angst um das Fortbestehen des Restaurants, sagt sie. Aufgeben wegen der Krise will sie nicht: „Ich werde weitermachen – bis zur letzten Minute.“
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Das Restaurant Gambero d’Oro liefert derzeit innerhalb Kamp-Lintforts von 12 bis 15 Uhr und von 18 bis 22 Uhr aus. Die Speisekarte findet man über Facebook.
Um Lieferanten und Empfänger zu schützen, werden die Kunden gebeten, nach dem Klingeln an der Haustür den Geldbetrag in einer Tüte vor die Tür zu legen.
Erreichbar sind das Restaurant und der Lieferservice unter 02842 / 50813.