Moers. Nach einem tödlichen Unfall in Moers wird der Autofahrer angeklagt. Nun soll die „Rennstrecke“ Kaldenhausener Straße entschärft werden.
Der tödliche Unfall vom Oktober vergangenen Jahres an der Kaldenhausener Straße hat ein gerichtliches Nachspiel. Gegen den Autofahrer ist jetzt Anklage erhoben worden. Unterdessen steht fest, dass die Landesstraße mit Querungshilfen sicherer gemacht werden soll. Was deren Anzahl angeht, konnte sich die Stadt Moers allerdings mit ihren Wünschen beim Eigentümer der Straße, dem Landesbetrieb Straßen.NRW, nicht durchsetzen.
Der folgenschwere Unfall ereignete sich am 5. Oktober 2020. Ein 57-jähriger Mann war, bekleidet mit einer Jacke mit reflektierenden Streifen, kurz nach Mitternacht mit seinem Hund an der Kaldenhausener Straße unterwegs. Als beide in Höhe des Lärchenweges die Fahrbahn überquerten, wurden sie von einem Richtung Kapellen fahrenden Pkw überfahren. Fußgänger und Hund starben noch an der Unfallstelle.
Wo 50 km/h erlaubt sind, war das Auto mit 126 km/h unterwegs
Nach Angaben von Amtsgerichtsdirektorin Julia Stahl hat ein unfallanalytisches Gutachten ergeben, dass der Pkw deutlich zu schnell gewesen sein soll. An der Unfallstelle sind 50 Stundenkilometer erlaubt. Tatsächlich soll der damals 40-jährige Fahrer im Moment der Kollision 126 Stundenkilometer gefahren sein. Gegen ihn ist nun Anklage wegen vorsätzlicher Gefährdung des Straßenverkehrs in Tateinheit mit fahrlässiger Tötung erhoben worden. Ihm drohen bis zu fünf Jahre Haft. Einen Termin für das Hauptverfahren vor dem Schöffengericht gibt es noch nicht.
Bauliche Gegebenheiten mögen bei dem Unglück keine Rolle gespielt haben. Gleichwohl drängt die Stadt Moers seit Jahren darauf, die Kaldenhausener Straße zu entschärfen. Trotz der Beschränkungen auf Tempo 70 sowie im Bereich der Wohnbebauung auf Tempo 50 sind die Fahrzeuge auf der schnurgeraden Straße häufig schneller unterwegs und damit eine Gefahr nicht zuletzt für die Schüler auf dem Weg zu den Bushaltestellen. 2014 trat die Stadt erstmals an Straßen.NRW mit dem Wunsch heran, die „Rennstrecke“ mit Querungshilfen langsamer und sicherer zu machen. Im vergangenen Jahr legte die Verwaltung sogar Entwurfsplanungen für vier Mittelinseln in Höhe von Boschheide-, Lärchen-, Tirgrathsfeld- und Viertelsheideweg vor. „Wir halten vier solcher Hilfen im Sinne der Sicherheit der Bürger für sinnvoll“, erklärt Rathaussprecher Thorsten Schröder.
Straßen.NRW will zwei Mittelinseln bauen, die Stadt Moers wünscht sich vier
Auf vier Mittelinseln lässt sich Straßen.NRW jedoch nicht ein. Der Landesbetrieb ist nach eigenen Angaben bereit, zwei zu errichten, jeweils eine an den Einmündungen des Lärchenweges und des Tirgrathsfeldweges. Dies reiche aus, um das „Bild einer Ortschaft“ entstehen zu lassen und die Autofahrer zum Drosseln des Tempos zu veranlassen, so der Sprecher Gregor Hürter auf Anfrage der Redaktion. Insofern seien zwei Querungshilfen „vertretbar“. Nach Angaben der Stadt lehnt Straßen.NRW ihr Angebot ab, zwei weitere Querungshilfen an der Kaldenhausener Straße auf eigene Kosten zu schaffen.
Wann der Landesbetrieb mit dem Bau beginnt, ist offen. Selbst auf das Jahr will man sich dort auf Nachfrage nicht festlegen. Es seien noch „weitere Abstimmungsgespräche“ erforderlich.