Moers. Till Senftleben spricht über das Abi in Corona-Zeiten, seine Eindrücke aus den vergangenen Monaten und sein FSJ, das er in Israel absolviert.
Die Abiturprüfungen in Nordrhein-Westfalen laufen gerade. Till Senftleben aus Moers ist dabei, bald steht die nächste Prüfung an der Hermann-Runge-Gesamtschule an. Wie denkt der 19-Jährige über das, was viele als „Corona-Abitur“ bezeichnen, wie sehr fehlen ihm die sozialen Kontakte, und was hat er nach dem Abitur vor? Matthias Alfringhaus (NRZ) hat nachgefragt.
Wie geht es Ihnen gerade?
Till Senftleben: Mir geht es gut. Die Klausuren in den Leistungskursen liegen jetzt hinter mir, am 19. Mai geht es mit der nächsten Prüfung weiter. Der Stresspegel nimmt mal zu, dann wieder ab, aber das ist in Ordnung.
Wir war Ihr Corona-Jahr als Abiturient?
Das war nicht einfach. Vergangenes Jahr, beim ersten Lockdown, war das Abitur noch in weiter Ferne. Beim zweiten Lockdown hat man dann gemerkt, dass die Zeit ziemlich knapp werden könnte. Für viele wichtige Themen blieb manchmal wenig Zeit.
Sind Sie nach 15 Monaten Pandemie „mütend“, also müde und wütend?
Ja, ich bin corona-müde, wie wahrscheinlich alle. Sicher fehlen nicht nur mir die sozialen Kontakte. Man kann nicht alle Regelungen nachvollziehen, die in der Krise getroffen wurden. Bei mir und auch in meinem Freundeskreis ist der Eindruck entstanden, dass nicht immer in Entscheidungen eingeflossen ist, wie wichtig soziale Kontakte sind.
Wie blicken Sie in fünf Jahren auf Ihr Abitur und diese Zeit zurück?
Das habe ich mich auch schon gefragt. Auf jeden Fall kann ich den Begriff „Corona-Abitur“ nicht nachvollziehen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass es uns leichter gemacht worden ist oder dass wir weniger für die Prüfungen lernen mussten. Zu der Perspektive: Ich hoffe, dass irgendwann wieder alles normal ist, aber so richtig vorstellen kann ich mir das zurzeit noch nicht.
Was kommt nach dem Abitur?
Ich mache ab September ein Freiwilliges Soziales Jahr bei der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste in Jerusalem. An der Hermann-Runge-Gesamtschule habe ich am Projektkurs „Gegen das Vergessen“ teilgenommen, Geschichte interessiert mich generell. Ein Austausch mit der israelischen Partnerstadt Ramla ist wegen Corona nicht zustande gekommen. Mein Wunsch, Israel und Jerusalem kennenzulernen, ist so noch größer geworden.
Ist Ihnen nicht mulmig, wenn Sie an den Aufenthalt denken?
Die Corona-Lage in Israel ist ja zurzeit besser als bei uns. Was die Sicherheit angeht, mache ich mir natürlich meine Gedanken. Gleichzeitig vertraue ich aber auf die Aktion Sühnezeichen, die den Austausch ja seit vielen Jahren organisiert.
>>> Nach dem Abi geht es nach Israel
Till Senftleben (19) macht gerade Abitur an der Hermann-Runge-Gesamtschule in Moers. Seine Prüfungsfächer sind Englisch, Geschichte, Mathematik und Sozialwissenschaften. Im September beginnt sein Freiwilliges Soziales Jahr an der Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, für das er noch Paten sucht. Kontakt und weitere Informationen per E-Mail: till-senftleben@t-online.de.
Ermöglicht wird der Aufenthalt über die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste. Der eingetragene Verein wurde 1958 gegründet.