Moers. Im Streichelzoo Moers hat der vom Veterinär geforderte tierfachkundige Landwirt die Arbeit aufgenommen. Kehren nächste Woche die Alpakas zurück?

Im Moerser Streichelzoo ist künftig ein Landwirt für die Betreuung der Tiere zuständig. Der 24-Jährige hat die Stelle inzwischen angetreten und seine Arbeit aufgenommen. Damit ist eine wesentliche Auflage des Kreisveterinärs für den Weiterbetrieb der Anlage erfüllt. Grundsätzlich können nun auch die beiden an die Landesgartenschau in Kamp-Lintfort ausgeliehenen Alpakas Pepe und Rocco zurück in ihr Moerser Zuhause.

Zur Erinnerung: Der Veterinär des Kreises Wesel hatte den Zustand des Streichelzoos kritisiert und zuletzt den Betrieb nur noch geduldet. Für 24.000 Euro wurden deshalb das Gehege erhöht, ein Unterstand erneuert und ein offener Stall gebaut. Eine weitere Auflage war, einen Landwirt mit der erforderlichen Fachkunde in Sachen Tierhaltung einzustellen. Dies ist geschehen, der junge Mann hat nach Auskunft der Enni, die den Streichelzoo im Auftrag der Stadt betreibt, inzwischen auch eine Fortbildung zur Alpaka-Haltung absolviert. Sein Job umfasst alles, was bei den Zoo-Bewohnern anfällt: Er beschäftigt sich mit ihnen, füttert und kontrolliert sie und unterstützt den Tierarzt bei Untersuchungen. Zusätzlich wird er bei der Grünpflege im Park eingesetzt.

Die Kamerunschafe gehören zu den aktuell wenigen Bewohnern des Moerser Streichelzoos.
Die Kamerunschafe gehören zu den aktuell wenigen Bewohnern des Moerser Streichelzoos. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Nach wie vor beherbergt der Streichelzoo mit 30 Vögeln in der Voliere und zehn Schafen derzeit nur wenige Tiere. Weil Hühner und Wasservögel und die Ziege – zuvor vom Kreisveterinär ebenfalls nur geduldet – in Moers nicht artgerecht gehalten werden können, sind sie aus dem Laga-Tierpark Kalisto nicht zurückgekehrt. Das letzte lebende Schwein von ehemals vieren verbringt seinen Lebensabend jetzt mit Artgenossen im Weseler Tierheim. Die schon für März angekündigte Rückkehr der Alpakas aus dem Kalisto ist wegen einer Augenverletzung bei Rocco und weil man die Herdentiere nicht trennen will, bislang nicht realisiert. Die Verletzung sei geheilt, sagt Kallisto-Chefin Stephanie Winkendick, auf Anfrage. Zuletzt sei das Auge noch getrübt gewesen. In der kommenden Woche wird ein Tierarzt Rocco untersuchen, möglicherweise können die Alpakas dann nach Hause.

Selbst im positiven Fall ist die Situation der Anlage am Rodelberg aus Sicht des im vergangenen Jahr gegründeten Fördervereins zur Erhaltung des Streichelzoos weiter unbefriedigend. „Das ist noch zu wenig“, sagt die Vorsitzende Sandra Punge, die überzeugt ist, dass der Zoo längst geschlossen wäre, „wenn wir nicht solchen Druck gemacht hätten“. Gleichwohl erkennt sie an, dass sich bei der Stadt und in der Politik etwas bewege: „Es dauert bloß“, meint sie und dehnt den Begriff „E-wig-kei-ten.“ Der Verein, mittlerweile 60 Mitglieder stark, wolle aber mit der Stadt im Gespräch bleiben und auch kurzfristig mehr Tiere, beispielsweise Ziegen, Hühner, Hasen und Enten. Zudem sei dem Verein ein Esel angeboten worden, berichtet Punge und ergänzt mit Nachdruck: „Ein Streichelzoo ist ein Besuchermagnet, ein grünes Klassenzimmer, er passt perfekt in den Freizeitpark.“

Die Alpakas gehörten bei der Laga in Kamp-Lintfort zu den Stars. Rocco und Pepe sollen zum Streichelzoo nach Moers zurückkehren.
Die Alpakas gehörten bei der Laga in Kamp-Lintfort zu den Stars. Rocco und Pepe sollen zum Streichelzoo nach Moers zurückkehren. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Über den Kurs gegenüber der Stadt herrscht innerhalb des Fördervereins allerdings mittlerweile Streit. Zwei Vorstandsmitglieder sind von ihren Posten zurückgetreten. Annemarie Küppers-Seiltgen sagt, der verbliebene Vorstand sei gegenüber der Stadt zu nachgiebig, denn tatsächlich „passiert nichts“. Stadt und Enni hätten den Streichelzoo verkommen lassen, „weil sie ihn weg haben wollen“. Mit Bürgermeister Christoph Fleischhauer ist Küppers-Seiltgen deshalb bereits heftig öffentlich aneinander geraten.

Sandra Punge glaubt dagegen, dass ein Konfrontationskurs nichts bringt: „Wir müssen gesprächsfähig bleiben, wenn wir etwas erreichen und künftig beim Streichelzoo mitsprechen wollen.“ Genau das soll geschehen, kündigt Rathaus-Sprecher Thorsten Schröder an. Die Arbeitsgruppe, die der Rat gebildet hat, werde den Verein zu Sitzungen einladen und sein Votum berücksichtigen. Ziel ist eine Zwischenlösung mit mehr Tieren für den Zoo: „Wir wollen klären,wie wir den Bestand unter den jetzigen Bedingungen und mit kleineren Umbauten und Verbesserungen bis zum Herbst erhöhen können“, so Schröder. Die Lösung müsse schon ein paar Jahre halten, weil die Stadt anschließend, wie vom Rat beschlossen, das grundsätzliche Konzept des Streichelzoos erarbeiten will. Thorsten Schröder: „Auch dabei kann sich der Förderverein einbringen.“