Neukirchen-Vluyn. „Einen Versuch ist es wert“, sagt Ute Eickhaus von der DLRG in Neukirchen-Vluyn. Sie befürchtet eine „Generation der Nichtschwimmer“.
Online Schwimmen lernen? Das klingt kurios, ist aber möglich – und derzeit die einzige Option, um überhaupt das sichere Fortbewegen im Wasser zu erlernen. „Diese Kurse mit Trockenübungen sind natürlich ziemlich unpraktikabel und das direkte Umsetzen im Wasser wäre hilfreicher, aber einen Versuch ist es wert“, sagt Ute Eickhaus, Geschäftsführerin der Neukirchen-Vluyner Ortsgruppe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG).
Analoge Schwimmkurse gibt es seit Monaten nicht mehr, die Bäder sind wegen der Corona-Pandemie dicht. Das gibt Eickhaus Grund zur Sorge: Sie rechnet damit, dass eine ganze „Generation von Nichtschwimmern“ heranwachse. Die Befürchtung hat die Übungsleiterin aber nicht erst seit der Corona-Krise: Immer wieder warnt die DLRG, dass insbesondere Kinder im Grundschulalter seltener sicher schwimmen können. Die Pandemie verschlimmere nun noch diesen Zustand.
„Im letzten Jahr ist viel verloren gegangen. Wir haben kein Wasser zur Verfügung und können keine Schwimmkurse durchführen.“ Gerade einmal zwei Anfängerkurse konnte die DLRG-Ortsgruppe im vergangenen Jahr kurz vor und kurz nach den Sommerferien anbieten. „Dann kamen wieder die Einschränkungen und der Lockdown und wir mussten die Kurse stoppen“, erklärt Eickhaus. Besonders Schüler würden dadurch zu unsicheren Schwimmern werden. Die Schulen könnten dieses Defizit nämlich nur schwer auffangen. „Im Schwimmunterricht kann das eigentliche Schwimmen nicht so intensiv beigebracht werden. Das machen die Vereine präziser“, weiß Eickhaus. Wenn diese denn nur könnten.
Die DLRG Neukirchen-Vluyn würde sich Badzeiten für Schwimmanfänger wünschen
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Auch die rund 280 Mitglieder der Neukirchen-Vluyner DLRG-Ortsgruppe dürfen das Freizeitbad in Vluyn derzeit nicht nutzen. Hätte die Geschäftsführerin einen Wunsch frei, würde sie sich wünschen, dass wenigstens die Schwimmanfänger auch während der Pandemie mehr in den Blick genommen werden würden und die Kurse wieder aufgenommen werden könnten. „Wir Schwimmer haben die Bewegungen verinnerlicht, für uns ist das eine Routine. Schwimmanfänger, die nicht ins Wasser können, verlernen es wieder und werden mehrere Schritte zurückgeworfen und müssen es von vorne lernen.“ Kinder wurden in den letzten Jahren recht wenig in Neukirchen-Vluyn zu Schwimmern ausgebildet. „Wir haben nicht die entsprechenden Wasserkapazitäten und kein Lehrschwimmbecken, um Anfänger auszubilden“, erklärt die Geschäftsführerin.
Der Fokus liegt daher auf Jugendliche und Erwachsene, die das Schwimmen nie richtig gelernt haben, es aber ansatzweise schon können. Zwischen zehn und 20 Kursteilnehmer verbesserten ihr Schwimmen jährlich dank der Unterstützung der hiesigen DLRG. Die Ortsgruppe Neukirchen-Vluyn rechnet trotz dieser Einschränkung mit einer großen Nachfrage nach Schwimmkursen, wenn diese wieder stattfinden dürfen. Die Mitglieder bereiten sich schon jetzt darauf vor, strukturieren ihre Kurse um. „Wir passen unsere Ausbildungsmethode an und versuchen größere Gruppen zu bilden, um die Kapazitäten auszuweiten. Die hochwertige und qualifizierte Ausbildung bleibt dabei natürlich erhalten“, betont Ute Eickhaus.