Moers. Klaus Philipp aus Moers-Kapellen mag die Wüste. Mit Anfang 60 hat er sich gefragt: Wenn nicht jetzt, wann dann? Es gebe so viel Schönes zu sehen.
Die Wüste lebt, heißt ein bekannter Naturfilm – Klaus Philipp aus Kapellen kann das nur bestätigen. Der 72-jährige Unternehmensberater im Unruhestand hat neun Jahre lang viele Wüsten dieser Erde bereist und ist davon bis heute tief beeindruckt. „Ich muss ein Land einatmen“, beschreibt er den Reisestil, der viel mit einheimischen Führern, Zelten, Rucksack, Kamelen und Range-Rovern zu tun hat. Und er berichtet von der Sahara, der Atacama oder dem Oman, wo ihn Menschen und Schönheit der Natur gleichermaßen faszinierten.
„Die riesige gelbe, unheimliche Fläche der Sahara in Afrika faszinierte mich schon als Kind im Erdkundeunterricht“, sagt der Moerser zurückblickend. Mit Anfang 60 fragte er sich: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Und er beschloss, mit seinen Kindern endlich die erste Wüstenreise zu starten. „Da ging es nach Südalgerien in die Sahara“, berichtet er. Er sollte noch mehrfach diese „riesige Fläche“ besuchen: „Ich habe mir die unterschiedlichsten Bereiche dieser wundervollen Wüste angesehen.“
Beispielsweise auch das Akakus-Gebirge im Südwesten Libyens. Oder das Gilf el-Kebir, ein sandsteinummanteltes Basalt-Hochplateau im äußersten Südwesten Ägyptens an der Grenze zu Libyen.
Die Menschen sind aufgeschlossen, sagt der Moerser
Beeindruckt habe ihn auch die Tour im Oman, wo er sich die 650.000 Quadratkilometer große Rub al-Khali-Wüste ansah, das größte Sandmeer der Erde. Die fast menschenleere Wüste bedeckt das südliche Drittel der Arabischen Halbinsel. „Wer 1000 und eine Nacht sucht, der findet sie dort“, fasst Klaus Philipp seine Emotionen zusammen. Die Schönheit dieser Wüste sei unglaublich. „Und die Menschen sind sehr freundlich und aufgeschlossen, der Sultan wurde im Westen erzogen.“
Nein, der viele Sand sei kein bisschen langweilig, meint der Moerser. „Die Farben der Sanddünen variieren je nach Tageszeit von einem hellen Gelb bis zu einem tiefen Orange. Die Schönheit ist überwältigend.“ Die Tuaregs in der Sahara hätten sogar gut 20 Bezeichnungen dafür. „Sie können einen Weg durch die Wüste anhand der Konsistenz des Sandes buchstäblich riechen, Sie brauchen kein GPS“, beschreibt er die Fähigkeiten zu einer Orientierung, die Westeuropäern längst verloren gegangen sind.
Und auch viel Leben gebe es in den Wüsten, die nicht nur aus Sand, sondern oft aus Geröll, Steinen und Bergen bestünden. „Wir übernachten mit unseren Führern teilweise in kleinen Ein-Mann-Zelten. Wenn Sie da morgens rauskommen, sehen Sie die vielen Spuren der Tiere, die sich da über Nacht getummelt haben.“ Als da wären Ameisen, Käfer, Mäuse, aber auch vielfarbige Eidechsen, Skorpione Füchse oder auch Vipern. „Da ist es gut, wenn man nachts nicht rausmuss...“, sagt der Wüstenfreund und lächelt.
In der Wüste sollte das Zelt zu sein
Und es sei zudem ratsam, sein Zelt nächtens immer per Reißverschluss gut verschlossen zu halten. „Einmal kam uns ein kleiner Wüstenfuchs ganz nahe, wohl angelockt von unserem Essen auf dem offenen Feuer.“
Tiefe Eindrücke hinterlasse daneben auch das Gefühl von Weite, das den Fremden dort förmlich überfalle. „Das war beispielsweise in Ägypten so, im Gilf el-Kebir Gebirge. Man steht dort auf einer Hochebene und hat 360 Grad und 700 Kilometer weit nichts als Geröll und Sand um sich. Da kommen einem schon mal archaische Gedanken, beispielsweise, wohin man laufen könnte, wenn ein Raubtier käme...“ Und: „Die Probleme des Alltags werden dort auf einmal ganz klein.“
Dazu das Erlebnis von Stille: „Abends geht die Sonne sehr schnell unter. Dann wölbt sich der Sternenhimmel über einem. Aber Sie sehen die Sternbilder nicht mehr, weil Sie viel, viel mehr Sterne sehen als zuhause. Sogar die Arme der Milchstraße und den Sternenstaub zwischen den Sternen kann man deutlich sehen.“ Da sitze man auf Sandstaub, Endzustand der Materie, und betrachte nachdenklich den Beginn der Materie am Himmel…
Seine Frau Beatrix sei nicht mitgereist, aus gesundheitlichen Gründen, und auch, weil diese Art des Trackings nicht jedermanns Sache sei, wie sie selber sagt. Sie habe aber ganz und gar nichts gegen die Wüsten-Leidenschaft ihres Mannes: „Er kommt jedes Mal als ein ganz anderer zurück nach Hause.“
Noch viel mehr könnte Klaus Philipp erzählen, von den Oasen und den Menschen dort. Oder von den großen fossilen Grundwasserseen im Tschad, oder den Bewohnern und Tieren in der chilenischen Atacama-Wüste, vom Iran, von Nepal.... Aber das tut er am liebsten bei einem seiner Vorträge, die er auf Wunsch gern und kostenlos hält. Kontakt ist möglich unter 02841/63117.