Kamp-Lintfort. Fördergemeinschaft für Bergmannstradition hat im sanierten Schirrhof ein neues Zuhause gefunden. Das Provisorium Knappenheim ist nun Geschichte.
In der Kita im Schirrhof geht es schon lebendig zu, draußen grünt der eingesäte Rasen zart und nun sieht es auch in den Räumen der Fördergemeinschaft für Bergmannstradition schon einigermaßen aufgeräumt aus. Eineinhalb Jahre Arbeit liegt hinter dem Verein, um den Umzug vom Knappenheim an der Schulstraße in das Gebäude zu stemmen, das 1920 erbaut wurde und als Stallung für die im Bergbau eingesetzten Pferde diente. „Wir sitzen jetzt da, wo das Futter aufbewahrt wurde“, sagt Norbert Ballhaus, Vorsitzender des Vereins, der vor Ort Gästen auch gerne den bergmännischen Begriff Futtsack erklärt.
Vertragsunterzeichnung am Barbaratag
Gestern, am Barbaratag, der Schutzheiligen der Bergleute, unterzeichnete der Verein den Mietvertrag mit der Stadt Kamp-Lintfort: 40 Cent pro Quadratmeter im Monat hört sich tatsächlich nach einem „fairen Preis“ an, wie Ballhaus es nannte. Dafür gibt es eigene Räume für das Bucharchiv, für das Fotoarchiv, einen Klönraum, der leider wegen Corona im Moment noch nicht richtig genutzt wird, Platz für Mineralien und zahllose Grubenlampen aller Art. Erstmals hat auch der Nachwuchs im Förderverein einen eigenen Raum. Denn auch Jugendliche im Alter von 16 oder 18 Jahren haben Interesse an der Wahrung des Andenkens an den Bergbau und seine Bedeutung für die Stadt Kamp-Lintfort.
Dass der Bergbau auch Jahre nach seinem offiziellen Aus noch auf Interesse stößt, haben die ehemaligen Bergleute und ihre Mitstreiter in diesem Jahr während der Landesgartenschau deutlich erfahren. 6200 Besucher haben sie in dieser Zeit betreut, berichtete Ballhaus durchaus stolz.
Das haben sie neben dem Umzug gestemmt: „Nichts dauert so lange wie ein Provisorium. Und 30 Jahre Provisorium im Knappenheim, das sind auch 30 Jahre Sammeln“, erklärt der Vorsitzende. Wie bei jedem Umzug ging es da auch ans Ausmisten. „Wir sind ja von 700 auf 300 Quadratmeter geschrumpft.“ Allerdings auf 300 wesentlich übersichtlichere und weniger verbaute Quadratmeter, das muss gesagt sein. „Wir hatten 7,5 Tonnen allein an Büchern. Da mussten wir radikal dran – manchmal unter Tränen“, berichtet Ballhaus. So ganz geklappt hat es mit der Radikalität nicht. Jedenfalls wird der 620 Mitglieder starke Verein noch Baucontainer anmieten, um das, was nicht in die neuen Räumlichkeiten passt, noch einzulagern.
Hervorgehoben wurde während der Vertragsunterzeichnung die Zusammenarbeit mit dem TÜV Nord und dessen Langzeitarbeitslosenprojekt: „Die waren hoch motiviert“, stellte Ballhaus fest. Neben dem Schirrhof haben die Teilnehmer vor allem die Loks und Wagen neben dem Lehrstollen wieder hergerichtet.
Der Schirrhof wurde nach dem Aus der Pferde im Bergbau als Ausbildungszentrum genutzt. nach dem Ende des Zechenbetriebs zog kurz die Hochschule in die Räumlichkeiten, danach wohnten einige Monate Flüchtlinge dort.
Jetzt, nach der Sanierung, ergibt sich mit Kita, Vereinsheim und Künstlerateliers aus Sicht des Bürgermeisters Christoph Landscheidt ein „tolles, harmonisches Ensemble.“