Kamp-Lintfort. Die Kamp-Lintforterin Barbara Ziebuhr schafft ein Kunstwerk aus vielen einzelnen Teilen, die sie geschickt bekommt. Es gibt einen roten Faden.
Ganz gespannt ging die Kamp-Lintforter Künstlerin Barbara Ziebuhr in den vergangenen Wochen zum Briefkasten. „Das war fast wie Weihnachten.“ Denn jeden Tag erreichten sie neue Antworten auf ihre Bitte, aus von ihr zur Verfügung gestellten Materialien ein neues, kleines Kunstwerk zu schaffen. Motto der Aktion: „Kunst trotzt“. Damit es um die Kunst in Zeiten der Corona-Pandemie nicht gar so still wird um die Kunst.
Wobei Corona sich selbst dabei eingemischt hat: Sieben Künstler, die mitmachen wollten, mussten wieder absagen, weil sie selbst erkrankt sind. 58 Briefe insgesamt hat die Kamp-Lintforterin auf den Weg gebracht, 41 sind termingerecht zurückgekommen. „Sechs hängen noch in Frankreich oder Schweden in der Post“, sagt Barbara Ziebuhr.
Aber wenn die da sind, werden sie wahrscheinlich noch in das nun fertige Gesamtkunstwerk eingebaut, das in ihrem Atelier auf eine Möglichkeit wartet, von anderen angeschaut zu werden. Denn das, findet Ziebuhr, sei nunmal der Sinn von Kunst. Mit Draht hat sie die so unterschiedlichen kleinen Werke von Laien und Profis aus dem Bauch heraus zu einem harmonischen Ganzen gefügt und darüber ein Netz aus einem roten Faden gewoben. Und der hat eine schöne Geschichte: „Vor 30 Jahren hat mir eine alte Frau dieses 100 Jahre alte, besondere Leingarn geschenkt mit den Worten: Der Tag wird kommen, dann wirst Du wissen, was Du damit machst.“
Masken sind auch eingearbeitet
Nun war es also so weit. Und es hat ihr Spaß gemacht, auch wenn sie es sich einfacher vorgestellt hat: „Das war eine ganz schöne Fummelsarbeit.“ Ganz ohne das beherrschende Thema kommt auch dieses Kunstwerk nicht aus: Eine der Beteiligten hat eine medizinische Maske eingearbeitet.
Besonders berührt habe sie, sagt die Kamp-Lintforterin, wie persönlich, offen und vertrauensvoll die Sprüche waren, um die sie neben dem Bild gebeten hatte. Ihr Lieblingsspruch darunter: „Kunst ist Schokolade für den Kopf“. Sie kenne die Frau, von der er stammt. Die habe viel durchgemacht in diesem Jahr und sei richtig traurig geworden. Dennoch habe sie durch die Beschäftigung mit der Kunst wieder ein wenig Freude gefunden. „Sie hat nach meinem Muster gleich weitergemacht und 60 persönliche Weihnachtskarten gestaltet und verschickt“, erzählt Ziebuhr.
Es gibt spannende neue Kontakte
Ganz neben bei seien durch die Aktion, die ursprünglich nur für eine besonders treue Gruppe ihrer Malschüler gedacht war, spannende Kontakte entstanden. Wenn Corona mal irgendwann vorbei ist, soll es dann eine gemeinsame Ausstellung mit Künstlerinnen aus Hamburg, vom Bodensee und aus Südtirol geben. „Wir sind uns einfach sympathisch.“
Eine der Antworten hat die Kamp-Lintforterin jedoch aussortieren müssen: „Da hatte jemand einfach seinen Flyer aufgeklebt und ein bisschen verziert. Das war mir zuviel Werbung.“ Auch zu neuer Inspiration ist die Künstlerin durch die Aktion gekommen. Eine Beteiligte hatte ihren reliefartigen Farbauftrag auf einem der zugeschickten Schnipsel einfach haarfein mit der Schere aufgeschnitten: „Auf die Variante bin ich noch gar nicht gekommen. Finde ich aber toll.“
Und weil ja bald Weihnachten ist: die Künstlerinnen und Künstler haben ihr die Arbeiten überlassen. „Da sind durchaus namhafte dabei, von denen habe ich jetzt ein kleines Original“, freut sich die Kamp-Lintforterin über die unerwartete, schöne Bescherung.