Kamp-Lintfort/Kleve. Wegen Corona ist an der Hochschule Rhein-Waal noch kein Normalbetrieb möglich. Das Wintersemester startet deshalb als „Hybrid-Semester“.
„Die Hochschule Rhein-Waal ist mehr als ein Ort, um Wissen in die Köpfe zu kriegen. Sie ist auch ein sozialer Ort,“ sagt Professor Jörg Petri, Vizepräsident für Studium, Lehre und wissenschaftliche Weiterbildung. Das kam im digitalen Sommersemester zu kurz. Für Studierende, Lehrende und alle anderen Mitarbeitenden war die Umstellung auf die Online-Lehre ein großer Kraftakt.
Schnell zeigte sich, dass digitale Formate nicht für alle Lehrinhalte geeignet sind, etwa nicht für die chemische Verfahrenstechnik. Professor Frank Platte bestätigt: „Es ist ein Unterschied, ob ein Behälter im Labor überläuft oder am Computer“. Auch im Winter läuft es auf ein Hybrid-Semester hinaus. „Die Chance, dass wir zu einer Hochschule zurück kehren, wie sie war, ist gleich Null“, stellt Präsident Oliver Locker-Grütjen klar.
„Blended Learning“ wird so viel online wie möglich und so viele Präsenzveranstaltungen – mit Abstand – wie nötig verbinden. Wobei die Hochschule Rhein-Waal in Kleve und Kamp-Lintfort ganz trivial nicht den 4500-Sitze-Hörsaal von Duisburg-Essen und nicht 8500 wissenschaftliche Mitarbeiter wie in Aachen zur Begleitung von Prüfungen habe.
Finanzielle Nöte gemildert
Joshua Lehmann, Vorstandsvorsitzender des Studierenden-Ausschusses Asta, kann der Lage durchaus Positives abgewinnen: „Viele konnten vielleicht zum ersten Mal wirklich frei und selbstbestimmt studieren, parallel zu Kindererziehung oder Job. Arbeiten, wann sie wollten, sich intensiv mit Kurs A beschäftigen, danach erst mit Kurs C“, beschreibt der 23-Jährige.
Finanzielle Nöte der Studierenden konnten ein wenig gemildert werden. So wird das Sommersemester nicht an die Regelstudienzeit angerechnet, verspätete Bafög-Zahlungen bleiben ohne Mahngebühr.
Für neue Einschreibungen habe der Standortfaktor für Kleve und Kamp-Lintfort etwas abgenommen, räumt Locker-Grütjen ein. Doch andererseits gilt Deutschland in Europa und weltweit in Coronazeiten als „sicherer Hafen“, so der Präsident. Auch regional sei das Interesse der Abiturienten stabil, zumal sie derzeit nicht ein Auslandsjahr starten können.
Dr. Petra Radtke vom Sekretariat des Präsidenten fühlt mit den Studienanfängern: „Es ist sehr traurig, auf ihrem Lebensweg hatten sie keine Abifeiern und bekommen keine Erstsemesterbegrüßung.“ Die „Ersties“ können sich untereinander nicht vernetzen, haben viel mehr offene Fragen als wenn sie Kommilitonen live treffen könnten, weiß Corinna Titze, Professorin für Angewandte Psychologie. Aber: „Sobald es wieder geht, werden die Partys exponentiell steigen“, sieht Joshua Lehmann gut gelaunt voraus.
Dringend suchen Studierende Jobs. Angebote an: asta-social@hsrw.org