Kamp-Lintfort.. Die Tanzclubs Kamp-Lintfort und Issum-Sevelen sind fusioniert zum Tanzzentrum Niederrhein. In zwei Jahren soll es ein neues Clubheim geben.


Wenn alles so läuft wie geplant, könnte es am Ende für die beiden Tanzclubs TC 69 Kamp-Lintfort und TSC Issum-Sevelen so etwas wie die Vertreibung ins Paradies werden: In ein eigenes, schickes, neues Clubheim mit zwei Tanzsälen, die zu einem turniertauglichen zusammengelegt werden können, mit Terrasse und einem exklusiven Blick aufs Kloster Kamp. Happy End einer Gemengelage, die zunächst eher misslich schien.

Über die Kohlenrutsche

Die Kamp-Lintforter Tanzfreunde sind schon seit Jahrzehnten Kellerkinder: Sie proben im Souterrain der Overbergschule – im ehemaligen Kohlenkeller. Ganz zu Anfang mussten die Tänzer sogar über die Kohlenrutsche in ihr Domizil. Den Tanzsaal und den Clubraum haben sie dann selbst ausgebaut. Ja, man fühlte sich recht eigentlich auch wohl. Haken an der Geschichte: Antanzen verboten bis vier Uhr nachmittags, so lange die Grundschüler noch vor Ort sind. Gleichwohl hat der Verein in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich gearbeitet, seine Mitgliederzahl auf 400 verdoppelt. Und es könnten mehr sein, wenn das Angebot an verschiedenen Kursen noch erweitert werden könnte. Gleichzeitig hat die Stadt Kamp-Lintfort den Mietvertrag zum Ende dieses Jahres gekündigt, weil sie die Räume für die Schule nutzen will. Ups.

Auch der benachbarte TSC Issum-Sevelen ist, was die Mitgliederzahlen angeht, auf dem aufstrebenden Ast: aus 60 vor drei Jahren sind aktuell 200 Tanzfreunde geworden. Geprobt wird in öffentlichen Räumen. Hört sich prima an, ist aber nicht verlässlich: Bei städtischen Veranstaltungen hatten die Issumer immer das Nachsehen und mussten weichen. „Das hat teilweise zu 40 Prozent Probenausfall geführt“, hat der Issumer Vorsitzende Hans Schwerdtfeger ausgerechnet, wachsen war so vollkommen unmöglich. Und er hat sich schon fast gewundert, dass seine Vereinsmitglieder trotzdem ohne Murren ihren Beitrag zahlten. Was nun?

Die ohnehin befreundeten Vereine machten klare Kante: Sie fusionierten mit einer bewundernswerten Geräuschlosigkeit und moderaten Beitragserhöhungen zum Anfang des Jahres zum „Tanzzentrum Niederrhein“. „Wir haben aber auch viel mit den Leuten geredet, Info-Abende veranstaltet, ja sogar Weg-Zeit-Berechnungen angestellt, um zu sehen, wie viel Mehrweg die Issumer demnächst in Kauf nehmen müssen“, sagt Wolfgang Sturmeit, Vorsitzender des neuen Vereins. Der ist nun 600 Mitglieder stark, hat einen Einzugskreis – was vergleichbare Angebote angeht – bis rauf nach Kleve. In Absprache mit der Stadt dockt sich das Zentrum an den Neubau der Anlage Alemania Kamp an, steigt deren Clubhaus mit seinen Tanzsälen sozusagen aufs Dach. Kosten für das Tanzzentrum: 500 000 Euro. „Das können wir stemmen. Ein Drittel haben wir selbst, den Rest müssen wir finanzieren“, hat Sturmeit ausgerechnet. Geplante Fertigstellung: 2018. Die Lücke von einem Jahr, ist man beim Tanzzentrum zuversichtlich, wird sich irgendwie schließen lassen.

Und dann können die Tanzfreunde loslegen: Kurse für Mütter oder Senioren am Vormittag, noch mehr Zumba, noch mehr Discofox oder Gesellschaftstanz, noch mehr Angebote für Kinder, Platz für viele neue Ideen. Und: „Turniertänzer, die bisher kaum zu unserem Verein finden, werden sich die Finger lecken, wenn sie bei uns zu jeder Tages- und Nachtzeit trainieren können“, ist Angelika Sturmeit sicher.

Genug Gründe für Freudentänze also.