Kamp-Lintfort.. Fair-Rhein Niederrhein ist Großhändler für Waren aus fairem Handel. Und betreibt einen Laden in Kamp-Lintfort. Da gibt es weit mehr als Kaffee.
Das fuchst Reinhard Schmeer doch gewaltig. Die Stadt Moers bezieht über Fair-Rhein Niederrhein den fair gehandelten Kaffee als gelabelten Moers-Kaffee. Bei der Stadt Kamp-Lintfort konnte er mit der Idee des Kamp-Lintfort-Kaffees noch nicht landen. „Aber vielleicht denken die Verantwortlichen ja mal über einen Laga-Kaffee nach“, hofft der Vorsitzende des Vereins zur Förderung des fairen Handel(n)s am Niederrhein.
Immerhin befindet sich am Standort Schulstraße 141 das regionale Vertriebszentrum des Netzwerks des fairen Handels. Waren der großen Firmen wie Gepa, El Puente und Ravensberg werden von hier aus in die ganze Region verteilt – ins Ruhrgebiet und Rheinland. 160 Kunden zählt der Verein, unter anderem viele CVJM-Läden, Eine-Welt-Läden, Raiffeisenmärkte oder auch den Steinschen Hof in Baerl.
Der Verein braucht für höheren Umsatz mehr Leute
Es könnten noch viel mehr Läden sein, die faire Produkte in ihr Sortiment aufnehmen, aber – wie das bei Vereinen so ist – mangelt es an Masse bei den Ehrenamtlichen des 26 Mitglieder zählenden Vereins: „Man bräuchte einfach ein paar mehr Leute, die zum Beispiel alle Hofläden der Region abklappern“, ist Schmeer zuversichtlich, dass dort noch eine Menge Potenzial liegt.
Kaffee ist das Aushängeschild beim fairen Handel. Damit wird der meiste Umsatz in Kamp-Lintfort gemacht. „Auch am Kloster Kamp wird der ausgeschenkt“, lobt Schmeer. Aber es gibt noch viel mehr Möglichkeiten, mit gutem Gewissen einzukaufen – zu bestaunen im Laden von Fair-Rhein an der Schulstraße. Es gibt sogar fairen Kaugummi oder faires Spülmittel. Oder eben Mangopulpe der Saftkelterei van Nahmen aus Hamminkeln. Denn nicht nur die faire Bezahlung der Mitarbeiter ist bei dem Konzept wichtig, sondern auch das Regionale soll bevorzugt werden.
Dass hier nicht der große Wocheneinkauf erledigt wird, ist den Machern schon klar. Deshalb stehen in dem Ladenlokal genau zwei alte, kleine Einkaufswagen aus der Generation Tante-Emma-Laden. Sie wirken irgendwie niedlich in der Zeit der großen Discounter-Schlacht. Aber Auswahl hat es schon: Schmuck, Leder und Seide aus Indien, Gewürze aus Sri Lanka. Es gibt Haushaltswäsche, Seife, Marmeladen, Snacks und Dips, Wein, kleine Geschenke und das Papier dazu, aber auch originelle Upcycling-Hand- oder -schultaschen.
Studenten wollen ja fair kaufen
Eine der guten Feen, die an den Öffnungstagen, montags bis freitags, 14 bis 18 Uhr, dienstags und donnerstags sogar ab zehn Uhr, den Laden schmeißen, ist Brigitte Müller. Ein Job, der mehr Idealismus als Lohn verlangt. Aber einer der einfach Spaß macht, sagt sie.
Sie setzt ebenso wie Schmeer natürlich auch auf die Studenten als zukünftige Kunden, wohl wissend, dass da das knappe Budget manchmal den guten Willen bricht. Obwohl: „So viel teurer sind fair gehandelte Waren gar nicht. Wir haben durchaus günstigen Kaffee für 14 Euro das Kilo, aber auch welchen für 30“, sagt sie. Und es muss ja nicht der Letztere sein, aus dem der Kamp-Lintfort-Kaffee wird.
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Neben dem Warenhandel bietet Fair-Rhein auf Beratung zum Fairen Handel an und Aufbauhilfe etwa bei der Gründung eines Weltladens oder der Beantragung von Zuschüssen. Infos: www.fair-rhein.de, 02842/ 70 396.
Entstanden ist das Netzwerk aus der kirchlichen Arbeit. Als Vikar gründete Schmeer in den 80-ern in der Kirchengemeinde in Moers Asberg einen Dritte-Welt-Laden. Mittlerweile steht ein Generationswechsel im Verein an.