Neukirchen-Vluyn.. Die Kirche St. Quirinus Neukirchen an der Ernst-Moritz-Arndt-Straße wird jetzt 60 Jahre alt. Anekdoten über ihre Entstehung gibt es reichlich.


Vor 60 Jahren wurde die Kirche St. Quirinus Neukirchen an der Ernst-Moritz-Arndt-Straße eingeweiht. Das soll am kommenden Sonntag gebührend gefeiert werden. Auf die bewegte Geschichte der Kirche blicken zwei Urgesteine der Gemeinde zurück: Berthold Koch und Klaus Krön, beide sind langjährige Neukirchener und ebenfalls lange Jahre in der Gemeindearbeit aktiv gewesen.

„Schon 1230 wird die Kirche in alten Dokumenten erwähnt“, berichtet Koch stolz. Damals stand die Kirche St. Quirinus noch als Dorfkirche mitten im Ort (wo sie bekanntlich auch heute noch steht). Erst durch die Reform der Grafschaft Moers wurde das Gotteshaus unter Graf Hermann um 1550 zur evangelischen Kirche. Wer später als Katholik in die Grafschaft zog, hatte Pech. Zur Messe musste er in weiter entfernte Nachbarorte ausweichen. „Damals gab es nicht mehr viele Katholiken hier“, merkt Krön an.

Eine Notkirche für die gläubigen Bergleute

Ändern sollte sich das durch die Zeche Niederberg. Ab 1913 zogen so viele Menschen in den Ort, dass man 1920 eine Notkirche bauen musste. „Die Menschen waren auf der Suche nach Arbeit und kamen aus Bayern, dem Saarland oder aus Polen und sogar aus Österreich hierher. Sie waren fast alle katholisch und sehr gläubig“, erläutert Koch. Die Notkirche, von der es heute noch Bilder gibt, wurde vom Arbeitgeber, der Niederrheinischen Bergwerks AG, gesponsert.

„Sie gab das Grundstück und einen alten Stall, der zum alten Gehöft Dickschenhof gehörte.“ Der Stall wurde umgebaut und diente von 1920 bis 1958 als Kirche St. Quirinus. „Ich kann mich noch gut an die schöne kleine Kirche erinnern. Ich war schließlich Messdiener“, meint Koch lächelnd.

Fünf Messen an einem Sonntag für 1000 Menschen

Mit den Zugezogenen stieg die Zahl der Gläubigen rasant. Teilweise mussten sonntags fünf Messen für über 1000 Katholiken am Bendschenweg gehalten werden. Überliefert ist auch, dass der Pfarrer von offizieller Seite aufgefordert wurde, keine Werbung mehr für den Messebesuch zu machen. Denn die Kirche wurde immer maroder, auch Schimmel hatte das Gemäuer befallen. „Heute wäre es sicher streng verboten, so viele Menschen in ein solches Gotteshaus zu lassen“, meint Koch. Rappelvoll sei es da oft gewesen.

Kirche St. Quirinus am 19.06,2018, Aufbnahmen zur Reportage über die Historie St. Quirinus in Neukirchen-Vluyn

Foto: Norbert Prümen / FUNKE Foto Services
Kirche St. Quirinus am 19.06,2018, Aufbnahmen zur Reportage über die Historie St. Quirinus in Neukirchen-Vluyn Foto: Norbert Prümen / FUNKE Foto Services © Unbekannt | Funke Fotoservices

1953 endlich: Die Bergbaugesellschaft schenkt der Gemeinde das heutige Gelände an der Ernst-Moritz-Arndt-Straße für eine größere Kirche. Die Religion hatte offensichtlich noch einen großen Stellenwert: „Bei der Grundsteinlegung waren über 1000 Menschen auf den Beinen“, berichtet Klaus Krön. Pfarrer Wilhelm Elsemann tat den ersten Spatenstich.




Ein Kirchenbauverein mit über 300 Mitgliedern gründete sich. „Sonntags gingen mein Vater oder ich selbst los, um die Beiträge für den Kirchenneubau einzusammeln“, erzählt Berthold Koch. Trotz allem, Geld fehlte immer. Auch beim Bistum. So kam es, dass man aus Münster ausrichten ließ, die Kirche werde zunächst nur ohne Turm finanziert. Lediglich das Fundament und die Baugrube für den Turm sollten schon mal angelegt werden. „Münster schlug allen Ernstes vor, dass wir in der Grube einen Ententeich anlegen sollten“, amüsiert sich Koch heute noch.

Dazu kam es dann doch nicht. Das Bistum hatte plötzlich wieder Geld und bewilligte den Turmbau zu Neukirchen. Trotz mancher Querelen, die den Bau verzögerten, entstand eine sehr moderne, schlichte Kirche mit einem – fast revolutionär – frei stehenden Turm. Überall in den Gemeinden habe es damals eine Art Aufbruchstimmung gegeben.

Eine Kirche für 26 100 Deutsche Mark

„Es war die Zeit des zweiten vatikanischen Konzils und seiner Neuerungen“, weiß Krön. Und die Vorfreude in der Gemeinde sei riesig gewesen, merkt Koch an. So konnten sich die 4500 Gläubigen schnell an die moderne Optik des Hauses gewöhnen. Nur die äußerst farbige Innengestaltung wurde viel diskutiert. 26 100 D-Mark kostete die neue Kirche, in der am Palmsonntag 1958 der erste Gottesdienst gefeiert wurde. Die Kirchweihe ging am 31. Mai 1958 über die Bühne. Weitere Anekdote: „Wir hatten kein Geld für die Glocken, bis ein anonymer Spender dafür 24 000 D-Mark gab“, erinnert sich Kock. Bis heute sei sein Name ein erfolgreich gehütetes Geheimnis.

2010 wurden St. Antonius Vluyn und St. Quirinus Neukirchen fusioniert, etwa 7000 bis 8000 Gläubige zählt die Gemeinde heute. Am Sonntag, 1. Juli, 11 Uhr wird das Kirchenjubiläum in St. Quirinus denn auch gehörig gefeiert. Mit einem Festgottesdienst, den unter anderem die Chöre der Gemeinde mitgestalten. Anschließend steigt das Pfarrfest rund um die Kirche.