Am Niederrhein. Die Feuerwehr Moers hat eine arbeitsreiche Nacht hinter sich. Neukirchen-Vluyn sperrt Friedhöfe. Am Morgen hatte die Feuerwehr weitere Einsätze.
Nach dem Durchzug von Sturmtief „Sabine“ hat die Feuerwehr in Moers am Montagmorgen eine erste Zwischenbilanz gezogen. „Wie erwartet, ist es eine arbeitsreiche Nacht geworden“, sagte Christian Heekeren von der Leitstelle auf Anfrage der NRZ. Dabei sind zwei Einsatzkräfte leicht verletzt worden, wie Heekeren weiter mitteilt.
Vorwiegend mussten bei den Einsätzen umgestürzte Bäume, größere Äste und Dachziegel von Straßen und Wegen entfernt werden. Ebenso musste ein Baugerüst gesichert werden. Bei den Einsätzen ist ein Einsatzkraft bei einer Erkundungsmaßnahme umgeknickt, eine andere erlitt eine Knieverletzung. Beide Einsatzkräfte seien behandelt worden, ihnen gehe es wieder gut, sagt Heekeren.
Am Montagvormittag kam es im Stadtgebiet zu zehn weiteren wetterbedingten Einsätzen, teilt die Feuerwehr am Nachmittag mit. Wie auch am Sonntag mussten Bäume zersägt und herabgefallene Äste beiseite geräumt werden.
Ein Baum drohte auf eine Tankstelle zu fallen
An der Römerstraße drohte ein etwa zehn Meter großer Baum auf ein Tankstellengelände und angrenzenden Kindergarten zu stürzen. Mit Unterstützung der Enni sei die Baumkrone entfernt und somit die Gefahrenstelle beseitigt worden, heißt es. Und: „Für die Zeit der Einsatzmaßnahmen wurden beide Gebäude geräumt und Personen in Sicherheit gebracht.“ Hier waren die hauptamtliche Wache und die Löschzüge Stadtmitte und Repelen im Einsatz.
Probleme hatte auch die Niag. Wie am Wochenende angekündigt, kam es am Montag durch den Sturm im gesamten Liniennetz zu einzelnen Sperrungen von Straßen. „In der Folge gab es hierdurch leider Verspätungen und auch kurzzeitige Ausfälle einzelner Fahrten“, sagte ein Sprecher auf NRZ-Anfrage. „Besondere Schwerpunkte waren hier nicht auszumachen.“ Sämtliche Infos seien über die Internetseite und den Twitter-Kanal verbreitet, veränderte Abfahrtzeiten und Verspätungen fänden sich in den Apps.
In Moers waren in der Nacht von Sonntag auf Montag alle sieben Löschzüge der Hauptwache und der Freiwilligen Feuerwehr alarmiert – bis zum Morgen wurden sie zu 22 Einsätzen gerufen. Für die Einsätze standen 184 Kräfte der Hauptwache sowie alle Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr zur Verfügung.
Verkehrsbeeinträchtigungen gab es am Montagmorgen nicht. „Alle Straßen sind frei“, sagte Heekeren. Die Feuerwehr rechnet damit, dass sie im Laufe des Tages noch einige Einsätze dazu kommen.
Am Montagmorgen gab die Stadt Neukirchen-Vluyn bekannt, dass die drei Kommunalfriedhöfe in Neukirchen, Vluyn und Rayen und das Waldgebiet Klingerhuf vorsorglich gesperrt werden. „Nach Sichtung und Kontrolle des Baumbestandes sollen die Sperrungen wieder aufgehoben werden“, heißt es auf der städtischen Facebookseite. Die Stadt rät, sich aus Sicherheitsgründen bei dieser Wetterlage „grundsätzlich von Wäldern und größeren Baumbeständen“ fernzuhalten.
Die Enni hat am Montagnachmittag eine erste Bilanz zum Sturmtief Sabine gezogen. „Die Schäden, die die windige Dame dabei angerichtet hat, halten sich aber offensichtlich in Grenzen“, heißt es in einer Mitteilung. Es seien zwar in der Leitstelle zahlreiche Meldungen etwa zu umgestürzten Bauzäunen eingegangen. Die für die Nacht zu Montag angekündigten Orkanböen hätten dem Stromnetz, dem Kanalnetz und auch den städtischen Bäumen jedoch wenig anhaben können.
Ländliche Bereiche waren zeitweise ohne Strom
„Wir sind mit einem blauen Augen davon gekommen“, zieht so auch Harry Schneider, bei der Enni Stadt & Service für die Baumkontrolle und Baumpflege zuständig, eine glimpfliche Bilanz für das Wochenende. Die Baumkontrolleure sind im ganzen Stadtgebiet unterwegs, um mögliche Schäden zu sichten. Bis Montagmittag hatten sie dabei rund 25 umgekippte Bäume und viele kleinere Astbrüche auf ihrer Liste. „Unser Ziel ist es, spätestens am Ende der Woche alles aufgeräumt zu haben“, betont Schneider.
Bürger bittet er dennoch, in den nächsten Tagen gerade in den Parkanlagen und Wäldern wachsam zu sein, da noch gebrochene Äste in den Bäumen hängen können. Wer einen Sturmschaden an einem öffentlichen Baum feststellt, sollte die kostenlose Hotline 0800-2221040 anrufen.
Im Bereich der Stromversorgung waren keine größeren Versorgungsausfälle – etwa durch herabstürzende Äste – zu beklagen. Lediglich fünf Häuser im ländlichen Bereich von Niep und Moers-Meerbeck waren zeitweise ohne Strom. Ihre liebe Müh mit dem Wind hatten hingegen die Müllwerker. So ließ Sabine vor allem den Inhalt von gelben Säcken und Altpapier fliegen, die nun als „wilder Müll“ am Straßenrand liegen. Hier bittet Ulrich Kempken, Abteilungsleiter für Entsorgung und Reinigung, die Moerser, nicht erst auf die Kehrmaschine zu warten, sondern das eigene Umfeld von dem Abfall zu befreien. Gleiches gelte für größere Äste, die auf den Straßen liegen und die die Kehrmaschinen nicht aufsaugen können. Kempken: „Wer Platz in seiner Biotonne hat, kann diese Äste gerne darüber entsorgen.“
Am Sonntagnachmittag musste die Niederrheinallee in Neukirchen-Vluyn für anderthalb Stunden gesperrt werden, weil in Höhe des Kleingartenvereins Unsere Scholle ein Baum auf die Straße gestürzt war, wie die dortige Feuerwehr sagte. Sonst habe es nur kleinere Einsätze gegeben, bis zum Montagmorgen waren es insgesamt 14. Auch in Kamp-Lintfort blieb verhältnismäßig ruhig – sechsmal wurde die Feuerwehr hier alarmiert.
Sturmtief Sabine versetzt Städte in Alarmbereitschaft
Das Sturmtief hatte die Stadtverwaltungen in Moers, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn bereits vorab in Alarmbereitschaft versetzt. Aufgrund der aktuellen Warnlage und auf Empfehlung der Feuerwehr hat die Stadt Moers am Samstag beschlossen, alle Schulen und städtischen Kindergärten am heutigen Montag geschlossen zu halten. Alle Einrichtungen bieten Notbesetzungen an. Eltern, die ihre Kinder nicht zu Hause betreuen können, dürfen sie in die Schule oder Kita bringen, heißt es in einer E-Mail an die Redaktion.
In Neukirchen-Vluyn haben sich am Sonntag die Schulleitungen aller städtischen Schulen und der Schulträger angesichts der unverändert bestehenden Unwetterwarnung ebenfalls entschlossen, die Schulen am Montag zu schließen. Das teilte die Erste Beigeordnete Margit Ciesielski am Sonntagnachmittag mit. Es werde eine Betreuung für die Schüler angeboten, die trotzdem zur Schule kommen, heißt es auf der Webseite der Stadt.
Am Sonntagnachmittag war dann auch in Kamp-Lintfort eine Entscheidung getroffen. „Die Schulleitungen der Kamp-Lintforter Schulen haben entschieden, dass am Montag an allen städtischen Schulen kein Unterricht stattfindet“, teilt die Stadt über die Social-Media-Kanäle mit. Das bestätigte der Beigeordnete Christoph Müllmann am Nachmittag. Schüler, die keine Betreuungsmöglichkeit haben, können in die Schule kommen. Für aktuelle Informationen zum Dienstag wird auf die Webseiten der Schulen verwiesen.
Sturmtief „Sabine“: Moerser Friedhöfe bleiben zunächst offen
Auch die Enni-Unternehmensgruppe bekam Sabines Auswirkungen zu spüren. Seit dem frühen Nachmittag häuften sich in der Meldestelle die Schadensmeldungen. Zunächst beschränkten sich die Einsätze aber auf umgestürzte Bauzäune, selbst im Grünflächenbereich gab es keine größeren Schäden, teilte das Unternehmen mit. Alle Teams seien seit Samstag in höchster Alarmbereitschaft. Sollte es zu Stromschäden kommen, stehen zusätzliche Monteure bereit.
Im Grünflächenbereich blieben nach Unternehmensangaben bis zum Mittag größere Schäden aus, das Team ist seither aber für die Beseitigung herumfliegender Äste und umgestürzter Bäume gerüstet.
Die Moerser Friedhöfe blieben zunächst geöffnet. „Bis sich Sabine endgültig verabschiedet, empfehlen wir Bürgern aber, sich nicht auf den Friedhöfen aufzuhalten“, sagt Vorstand Lutz Hormes, man wolle eventuell am Montag anstehende Beerdigungen vorsorglich absagen.
Er empfiehlt, während der Sturmtage Wälder und Parkanlagen zu meiden: „Abgebrochene Äste und umstürzende Bäume könnten zur Gefahr werden.“ Wer einen Sturmschaden an einem öffentlichen Baum feststellt, sollte die Enni unter 02841/104-114 informieren.
Stand Sonntag will Enni die Abfallabfuhr am Montag und Dienstag wie geplant durchführen. Weil der Sturm die leeren Tonnen leicht umwerfen kann, wird darum gebeten, diese nach der Leerung möglichst schnell von den Straßen zu holen. „Sollten wir die Abfuhr am Montag vorzeitig beenden müssen oder gar nicht fahren können, würden wir die Bezirke in den Tagen darauf nachfahren“, heißt es.