Moers. Bei der Niag hat der ökologische Wandel begonnen. Zwei Elektrobusse sind in Kleve und Moers unterwegs. Schon jetzt steht fest: Das wird teuer.


Überraschend große Leere herrscht im Motorraum des „VDL MidCity Electric“. Der Bus steht auf dem Innenhof des Niag-Betriebshofes in
Moers
– und wartet auf seinen Einsatz.

Mit diesem Zeichen weist die Niag auf den Elektroantrieb hin.
Mit diesem Zeichen weist die Niag auf den Elektroantrieb hin. © FUNKE Foto Services | Volker Herold


Wie ein kleiner Alukoffer sieht der Batteriekasten aus. Doch darin verbirgt sich einiges an Energie, mit welcher der elektrisch betriebene Minibus bis zu 18 Fahrgäste transportieren kann. Gleiches gilt für den zwölf Meter langen „VDL Citea SLF-120 Electric“, welcher sogar Platz für 85 Passagiere bietet.

Die beiden Busse sind seit Anfang dieser Woche im Rahmen einer Testphase unterwegs. Während der kleinere ab Mittwoch vornehmlich im Kreis Kleve unterwegs sein wird, fährt der größere Elektrobus in den kommenden zwei Wochen auch Bushaltestellen im Moerser Stadtgebiet an.

Am Montag hat er dabei bereits Fahrten der Linien 4, 914, 921 und 929 übernommen – sehr zur Begeisterung der Fahrgäste, wie Betriebsleiter Stephan Kreth berichtet: „Die ersten Besucher waren bereits positiv überrascht, weil das laute Geräusch gefehlt hat. Sie haben interessiert nachgefragt und die Fahrt als angenehmer im Vergleich zu einem Bus mit Verbrennungsmotor wahrgenommen.“

Die Abkehr von Verbrennungsmotoren sei fest verankert in der Strategie der Niag, betont Vorstand Christian Kleinenhammann. Ab 2021 wolle man beginnen, jährlich etwa fünf Prozent der gesamten Flotte der Niederrheinischen Verkehrsbetriebe auf alternative Antriebe umzustellen. Diese beinhaltet aktuell etwa 330 Fahrzeuge. Wichtig sei, nicht einfach nur umzustellen, sondern es müsse funktionieren. Darum werden ebenfalls durch Biogas und Wasserstoff angetriebene Alternativen geprüft.

Bei der Niag hoffen sie jetzt auf Förderprogramme

Welche dieser Alternativen es schließlich auch wird, fest steht laut Kleinenhammann bereits jetzt, dass sowohl die Anschaffungs- als auch Betriebskosten steigen werden, wenn eine Umstellung erfolgt: „Der elektrische Minibus liegt in der Anschaffung bei etwa 300.000 €, der Große kostet bis zu 600.000 €, je nach Ausstattung.

Das ist das 2,5- bis dreifache von dem, was wir für einen Bus mit Verbrennungsmotor bezahlen.“ Da der Öffentliche Personen-Nahverkehr ein elementarer Bestandteil der Energiewende sei, hoffen die Verantwortlichen der Niag auf Förderprogramme von Bund und Land. Eine Finanzierung über die Fahrgäste durch Erhöhung der Ticketpreise solle in jedem Fall vermieden werden.

Doch auch wenn eine vollständige Umrüstung auf E-Mobilität ermöglicht werden würde, bestünde weiterhin die infrastrukturelle Herausforderung beim Aufladen der Gefährte. Dafür müssen erst Stromnetze und Trafostationen geändert werden. Zudem müssen auch die Fahrer im Umgang mit dem Bordcomputer und dem Handeln bei technischen Problemen geschult werden.


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Etwa acht Stunden

dauert es, bis die beiden Busse Citea SLF-120 Electric und MidCity Electric des Herstellers VDL mit Sitz in Eindhoven voll aufgeladen sind, teilt die Niag mit.


Für diesen Vorgang
möchten die Niederrheinische Verkehrsbetriebe die Nacht nutzen. Sobald die Batterieladung einmal voll ist, haben die Elektrobusse eine Reichweite von mindestens 200 Kilometern.


Mit dieser Reichweite
können die bisher getesteten Linienfahrten ohne Probleme abgedeckt werden, wie Niag-Betriebsleiter Kreth berichtet.