Moers. In Moers bilden Demokraten eine Menschenkette als symbolischen Schutz vor Rassisten. Ihr Ziel: Keine Rechtsextremen in den Rat und Kreistag.

Ein bunter Protest war’s, friedlich, oft nachdenklich und jederzeit unmissverständlich: Gemeinsam schützen wir unsere Demokratie, lautete das Leitmotiv der Demonstration, zu der das Bündnis „Moers ist bunt, nicht braun“ in Zusammenarbeit mit den Vertrauensleuten der Gewerkschaft Verdi am Samstagvormittag aufgerufen hatte. Drei Wochen vor der Kommunalwahl waren sich die gut 300 Demonstranten einig darin, dass sie keine Rechtsradikalen im Stadtrat und im Kreistag wollen.

Dass sich die Menschenkette rund ums Rathaus schließen konnte, ist auch dem Coronavirus zu verdanken. Die „Kettenglieder“ verbanden sich mit allerlei Abstand haltenden bunten Schals, aus Stoffstücken zusammen genähten Tüchern, Hundeleinen, Gürteln und Transparenten. Ein paar Teilnehmer hielten flugs vom Boden aufgesammelte Zweige an beiden Enden in den Händen. Und so zog sich die Kette zum Zeichen des Schutzes der Demokratie vor AfD und Co. mehrere hundert Meter von der Unterwallstraße rund ums alte Rathaus über die Brücke, den Nordring und die Rheinberger Straße zurück zum neuen Rathaus.


Hüschs „Lied vom runden Tisch“ formuliert den Geist der Veranstaltung

Dort formulierte Hanns-Dieter Hüschs „Lied vom runden Tisch“ den Geist der Veranstaltung. Der aus Moers stammende Kabarettist beschreibt im Text seinen Traum, mit den unterschiedlichsten Menschen an einem Tisch zu sitzen, an dem „alle reden und trinken, essen und denken nach Herzenslust und Gelüsten – mit Ausnahme der Faschisten.“ Tatsächlich waren die Teilnehmer – wie von Hüsch ersonnen – denkbar unterschiedliche Menschen aus dem demokratischen Spektrum: von Linken bis zu Konservativen, von Gewerkschaftern bis zu Unternehmern.

Bei der Schlusskundgebung mit fünf Bürgermeisterkandidaten sagte Ibrahim Yetim, die Demonstration belege, dass die Moerser Gesellschaft sich zeige, wenn es darauf ankomme. Im Kampf gegen rechte Umtriebe der AfD dürften sich Demokraten nicht auseinanderdividieren lassen. Ähnlich äußerte sich Christoph Fleischhauer: Man habe ihn in den vergangenen sechs Jahren ja als eher moderaten Bürgermeister erlebt, doch wenn aus dem Untergrund Hass und Zynismus verbreitet würden, „dann gibt es keine Moderation mehr. „Wir stehen hier für die Demokratie.“ Dino Maas erklärte, seine Partei werde niemals mit Extremisten zusammenarbeiten. Claus-Peter Küster forderte auf, jeder möge darüber nachdenken, wer in seinem Freundeskreis zu „verschwinden“ drohen könnte, sollten Rassisten das Ruder übernehmen.

Genau dies haben Menschen schon einmal erlebt in Moers. Diana Finkele las aus Einwohnerlisten der 40er Jahre Namen von Familien vor, die die „Judenhäuser“ an der Burg- und der Kirchstraße verlassen mussten und deportiert wurden: „Das geschah mitten in der Stadt und unter den Augen aller.“ Wer – wie der AfD-Ehrenvorsitzende Alexander Gauland – diese Zeit als „Fliegenschiss der deutschen Geschichte“ bezeichne, „der hat in einem demokratischen Parlament nichts zu suchen“.