Moers. In der Innenstadt von Moers fehlen öffentliche Toiletten. Jetzt gibt es einen für die Stadt neuen Vorschlag, der viele Vorteile für alle bringt.

Dass es in der Innenstadt von Moers kaum öffentliche Toiletten gibt, ist ein altes Problem. In der Coronakrise ist es noch deutlicher geworden, weil auch Geschäfte, Restaurants und Cafés geschlossen hatten. Jetzt gibt es einen aussichtsreichen Vorschlag, das Problem zu lösen: die nette Toilette.

Die Idee: Wer möchte, kann in der Innenstadt die nette Toilette in Geschäften, Restaurants und Cafés nutzen – und muss nicht einmal dafür zahlen. Alle Inhaber, die eine nette Toilette ermöglichen, könnten von der Stadt eine Ausgleichszahlung erhalten. Der Vorschlag kommt von der SCI:Volksschule, dem Quartiersforum Innenstadt und der Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG), aber die Idee ist nicht neu.

Die Idee kommt aus Süddeutschland

Klaus-Dieter Vinschen berichtete am Dienstag, dass es bereits 200 nette Toiletten in Deutschland gebe. Er selbst hat sich in Aalen erkundigt: „Dort gibt es einen Obolus, wenn ein Geschäftsinhaber, Gastronom oder Cafébetreiber seine Toilette für Nicht-Kunden zur Verfügung stellt. Das ist auch ein Bonuserfolg für die Städte, sie profitieren davon.“

Öffentliche Toiletten in Moers, wie hier am Königlichen Hof, sind Mangelware - und auch oft Ziel von Vandalismus (Archivfoto).
Öffentliche Toiletten in Moers, wie hier am Königlichen Hof, sind Mangelware - und auch oft Ziel von Vandalismus (Archivfoto). © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

Wie dringend erforderlich solche netten Toiletten in der Moerser Innenstadt sein könnten, hat Achim Reps von der ISG erlebt: „Nach dem Ende des Corona-Shutdowns hatte die Gastronomie noch geschlossen. Da gab es in vielen Geschäften Anfragen, deren Toilette benutzen zu dürfen.“ Reps (Villa Wölkchen) geht davon aus, dass viele Einzelhändler und Gastronomen gern eine nette Toilette zur Verfügung stellen würden.“

Karl-Heinz Theußen vom SCI:Moers sieht auch für die Stadt Vorteile: „Gerade jetzt könnte das zusätzlich zur Wiederbelebung der Innenstadt beitragen. Die Stadt kann Geld sparen, weil sie keine öffentlichen Toiletten bauen und unterhalten muss. Außerdem ist die Sozialkontrolle bei der netten Toilette im Gegensatz zu öffentlichen Toiletten möglich.“ Gerade hier gebe es, so Theußen, viel Vandalismus.

Laut Vinschen gibt es in Aalen 13 Betriebe, die eine nette Toilette anbieten. Öffentliche gebe es dort nicht mehr. Vinschen beziffert die Kosten für den Neubau einer öffentlichen Toilette auf bis 130.000 Euro, den Unterhalt auf bis zu 15.000 Euro jährlich.

Theußen berichtet, die Aufwandsentschädigungen variierten je nach Angebot zwischen 40 und 150 Euro je Monat. Ginge man in Moers von zehn teilnehmenden Geschäften, Restaurants und Cafés aus, würden bei einer durchschnittlichen Entschädigung von 100 Euro je Monat und je Betrieb 12.000 Euro pro Jahr für die Stadt anfallen, aber keine Investitionen für neue öffentliche Toiletten mehr.

Theußen, Vinschen und Reps möchten ihren Vorschlag jetzt mit der Politik und der Stadtverwaltung besprechen. Sie hoffen auf eine schnelle Umsetzung.


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Eine Werbeagentur
aus Aalen (Baden-Württemberg) präsentiert im Internet die Idee, die auch in Moers umgesetzt werden könnte: www.die-nette-toilette.de. Für die Teilnehmenden gibt es einen Aufkleber, der im Eingangsbereich von Geschäften, Restaurants und Cafés angebracht wird.


Mit Piktogrammen wird angezeigt, ob auch Wickeltisch und Behindertentoilette angeboten werden. Karl-Heinz Theußen vom SCI:Moers schlägt zudem eine Handy-App vor, mit deren Hilfe Passanten in der Innenstadt den Weg zur nächsten netten Toilette finden können.