Die Hochschule Rhein-Waal wird zehn Jahre alt. Eine ihrer Vorzeigeeinrichtungen ist das Kamp-Lintforter FabLab.


Klara Helmes


Kamp-Lintfort. Zehn Jahre jung ist die Hochschule Rhein-Waal bekanntlich in diesem Jahr. Da will man auch im FabLab einmal innehalten und zurückblicken. Dafür ist Dr. Karsten Nebe genau der Richtige. Der Professor für Informatik und digitale Fertigung ist zusammen mit Dr. Martin Kreymann Gründer des Labors und heutiger Direktor.

Zahlreiche Projekte wurden seit Beginn in Lintfort entwickelt. Dabei entfaltet das FabLab seine Wirkung inzwischen weltweit: Abgänger der Hochschule tragen die Fab-Lab-Idee bis nach Dubai, Indien, Spanien, Jordanien oder Ägypten. „Unsere Studierenden sind unsere größte Innovation“, lobt der Professor. „Wir sind eine anwendungsorientierte Hochschule.“

So ist denn auch die Ausstattung des Labors einer der Schlüssel für den Erfolg. Das Herz des Labors schlägt in der ersten Etage, wo sich die Drei-D-Drucker befinden. Der größte erstellt gerade einen Architektenentwurf in Tischgröße und fährt dabei unbeirrt hin und her.

Studierende können sich ausprobieren

Diese Größe sei schon ungewöhnlich, so Nebe. „Aber wir bauen demnächst einen noch größeren Drucker.“ Zudem können drei Laser-Cutter alle möglichen Materialien schneiden oder gravieren – um nur einiges zu nennen. „Wenn wir Besuch von Kollegen anderer Hochschulen haben, gucken die meistens ziemlich neidvoll“, sagt Nebe.

Schachfiguren aus dem Kamp-Lintforter FabLab.
Schachfiguren aus dem Kamp-Lintforter FabLab. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Auf einem langen Regal stehen Projekte, die von Studierenden ausgetüftelt wurden. Wie beispielsweise der Gurt, der den Puls des Joggers am Brustkorb misst und per blinkender LED-Anlage zeigt, wie schnell das Herz schlägt. Oder ein orthopädischer Schuh aus dem 3-D-Drucker, solchen Projekten widmet man sich ohnehin gern. „Hier können Studierende viel ausprobieren. Es gelingt nicht immer alles, wir sind ja ein Lernraum“, schildert der Professor. Nicht zu vergessen, das kleine Haus aus Holz, draußen auf der Wiese. Das ist ein so genanntes Tiny House (ein Mini-Wohnhaus), das Studenten entwickelt haben. „Es besteht komplett aus Baumodulen.“ Pläne dazu kann man im Internet auf der Homepage der Uni herunterzuladen.

Das Weitergeben von Know-How an die Gesellschaft sei überhaupt eine Aufgabe der Hochschule, wenn es sich nicht gerade um Kooperationen mit der Wirtschaft handele, erklärt der Fachmann. „Sie können sich auch den Plan für dieses kleine Micro-Control-Board bei uns im Internet abholen“, sagt der Professor. Wer das Computer-Plättchen nachbaut, kann damit die Gartenbewässerung, das Licht zuhause oder die Waschmaschine automatisch schalten. „Das kostet im Selbstbau an die vier Euro, im Handel eher an die 30 Euro.“

Auch grüne Themen sind gefragt

Auch grüne Themen sind im FabLab gefragt: Studenten haben für das kontrollierte Züchten von Kräutern einen computergesteuerten Treibhaus-Kasten angefertigt. Grundsätzlich baue man viel Elektronik beispielsweise auch Leiterplatinen für Umweltmesstechnik, wie eine Luftmessanlage draußen auf der Wiese zeige. Den Bürgern öffnet sich das Labor jeden ersten und dritten Montag im Monat. „Dann kommt beispielsweise immer eine Gruppe Rentner zu uns, die zuhause so einiges ausprobiert und eigene Sachen baut. Das ist ein schönes Miteinander. Ich mag diese Montage sehr!“ schwärmt der Professor. Und: „Es gibt da draußen viele Experten, die eine Bereicherung sind.“

Darüber hinaus hält das FabLab auch Angebote für Kinder und Jugendliche parat. Das FabLab rangiert unter dem Dach der Fakultät für Kommunikation und Umwelt. Nach den Anfängen des Labors in der alten Ausbildung der RAG zog man 2014/15 ins Hochschulgebäude. Inzwischen gehören der Fakultät 2084 Studierende von insgesamt 7400 Studenten an. Und: Insgesamt 3600 junge Leute an der Uni Rhein-Waal kommen aus aller Welt. „Was ein Grund für den internationalen Bekanntheitsgrad des FabLab ist“, freut sich Nebe. Die computererzeugten Modelle ermöglichten weltweiten Austausch. Und: „Es ermöglicht Menschen die Anwendung, obwohl sie noch nie vorher im FabLab waren.“