Kamp-Lintfort. Höchstens ein Drittel der Plätze werden nutzbar sein, wenn das Kino in Kamp-Lintfort öffnet, sagt der Geschäftsführer. Er hat noch ein Problem.
Zum Pfingstsamstag ist die Durststrecke für Kino-Fans vorbei: Dann plant Geschäftsführer Meinolf Thies die Hall of Fame wieder zu öffnen. Im Gegensatz zu anderen Einrichtungen fühlt er sich dabei in einer recht komfortablen Lage beim Wiedereinstieg nach der Corona-Zwangspause: „Wir haben drei Wochen Vorlauf, um uns auf die Vorschriften einzustellen“. Das betreffe Plexiglas-Scheiben oder Laufzonen im Foyer. Bei Masken für die Besucher sieht sich Thies nicht in der Pflicht. „Wir werden aber sicher welche für Notfälle bereit halten.“
Ein Drittel bis ein Viertel der Plätze werde er unter Corona-Bedingungen besetzen können, schätzt er. „Das ist natürlich nicht Kino, wie es eigentlich gedacht ist. Das lebt ja nicht vom Abstand halten, im Gegenteil, das lebt vom gemeinsamen Lachen und Erschrecken.“ Aber das sei immerhin ein Start, auch wenn er dabei zuschießen müsse. „Schließlich muss ja auch der eine oder andere Mitarbeiter mehr an den Start zum Aufpassen.“
Weiteres Problem eines Kino-Betreibers in Corona-Zeiten: Was gibt es zu spielen? „Das, was da ist“, fasst Thies lakonisch zusammen. Die Filmstarts seien großenteils verschoben, die Produktionen von 2020 in der Warteschleife. „Da wird sogar Netflix bald ein Inhalts-Problem bekommen“, prophezeit der Kino-Experte eine zunächst schwache globale Filmversorgung. „Narziss und Goldmund“ fällt ihm ein, weil das vor der Schließung nur eine Woche gelaufen sei, oder „Lassie“. Klar sei für ihn und seine Frau in der Situation des – wie er es nennt - „soft opening“, dass „wir eine klare Preisaussage machen“. Es sei gut, dass das letzte Quartal 2019 so gut gelaufen sei in Kamp-Lintfort, dass man ein Polster habe.
Lob für die Landesregierung
Dabei hat er viel Lob für die nordrhein-westfälische Landesregierung übrig. Hier sei das Wort Kino in den Diskussionen um Lockerungen immer wieder zumindest vorgekommen, man habe sich in der Wahrnehmung gefühlt. In Niedersachsen dagegen, wo Thies auch Kinos betreibt, herrsche „totale Passivität“. Da sei überhaupt noch nichts in Aussicht und „die Autoindustrie anscheinend wichtiger als Kunst und Kultur“.
Über die Möglichkeiten eines Autokinos habe er durchaus auch nachgedacht. „Aber das geht nicht mal eben so. Das ist keine Lizenz zum Gelddrucken, da braucht man Sponsoren.“ Der Laga-Parkplatz wäre sicher geeignet, aber mit der Eröffnung der Landesgartenschau schon wieder hinfällig gewesen. Der Hochschulparkplatz hingegen hätte diverse Bedingungen nicht erfüllt: „Da geht es um den Zuschnitt, um die An- und Abfahrt, Verkehrsströme, Toiletten, Wasser, Strom.“ Nein, das sei für Kamp-Lintfort keine Option gewesen, auch wenn es anderswo „steil gegangen ist“.
Wie schon öfter in den vergangenen Monaten ist auch für Thies ein Thema aufgeplöppt, das es nach seiner Auffassung nach der Krise zu bearbeiten gilt. „Als wir Mitte März bei der Arbeitsagentur waren, um nach Möglichkeiten für unsere geringfügig beschäftigten Mitarbeiter zu suchen, hieß es: Die sind raus. Kein Kurzarbeitergeld. Das ist doch total unmodern“, findet Meinolf Thies. Schließlich seien es sehr viele, die in dieser Beschäftigungsform unterwegs seien, nicht nur die Studentinnen und Studenten im Kino, sondern auch in der Gastronomie, Taxi-Unternehmen, Reinigungsfirmen. Die Hall of Fame habe nun „aus eigener Tasche“ ihre Mitarbeiter durchbezahlt, vorgesehen war das bis zum 30. Juni.
Finanziell fühlt sich Thies nicht allein gelassen. „Gut, die Soforthilfe kam sofort nach 44 Tagen, aber sie kam. Die KfW-Kredite müssen irgendwann abbezahlt werden, aber man kann sie beantragen.“ Bis Weihnachten hätte selbst sein Unternehmen nicht durchgehalten, aber betriebsbedingte Kündigungen habe er bisher nicht aussprechen müssen.
Es geht in die richtige Richtung
Ob er sich als Kinobetreiber gerecht behandelt fühlt? „Klar, stellt man ab und zu Vergleiche an. Warum das in einer Kirche schneller geht, obwohl die nicht wie wir elektronisch erfassen können, wer wo gesessen hat.“ aber er freue sich für jeden Gastronomen, der jetzt öffnen darf.
„Das wurde Zeit, dass die aus dem Loch rauskommen. Da geht es jetzt in die richtige Richtung.“ Auch für das Kino, das – so sieht Thies es – noch weit von der Normalität entfernt sei, sondern zu Anfang eher an der Schwellenangst der Zuschauer arbeiten müsse. Und wirtschaftlich sei das Thema noch lange nicht am Ende. „An den Langfristfolgen werden wir noch lange knabbern.“