Moers. Mit Moers-Live ist ein Portal für Bürger und Geschäftsleute an den Start gegangen. Bislang ist es einzigartig in Deutschland, sagen die Macher.

Die Digitalisierung ist nicht aufzuhalten. Ihre Zukunft liegt aber in den Händen riesiger Konzerne, die Datenschutzrechte häufig missachten und dem Einzelhandel das Wasser abgraben. Eine Umfrage im Frühjahr hat ergeben, dass von allen befragten Unternehmen in der Moerser Innenstadt rund 62 Prozent noch keinen Onlineshop haben. Viele gaben an, dass der Aufwand und die Konkurrenz im Netz zu groß seien. Diese Sichtweise könnte auf Dauer das Ende vieler Geschäfte sein. Das dachte sich die Stadttochter Moers Marketing, die sich vor zwei Jahren die Frage stellte, wie man den Einzelhandel stärken und eine Plattform für Bürger, Unternehmen und Vereine schaffen kann. Ein regionales Netzwerk, das sich selbst trägt und dem Datenschutz entspricht.

Der Zweck von MoersLive: Den Blick zunächst auf die eigene Stadt lenken

Das Unternehmen CMP International aus Hennef entwickelte daraufhin mit Kooperationspartnern wie dem Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik MoersLive –eine Plattform, die zunächst auf rein kommunale Bedürfnisse abgestimmt ist. Hier können sich Bürger austauschen, Vereine präsentieren und Einzelhändler und Unternehmen neue Vertriebswege entdecken, unabhängig von Amazon, Facebook und Google. Dies sei bislang einzigartig in Deutschland, sagen die Macher. Auf MoersLive kann man sich vernetzen und Gruppen gründen wie auf anderen Portalen auch, allerdings zeigt das Netzwerk zunächst zu sämtlichen Themenfeldern Einrichtungen, Personen, Unternehmen oder Geschäfte aus Moers an. Und die Händler können sich eine Internetpräsenz aufbauen, über die sie ihre Produkte innerhalb eines eigenen Shopsystems vertreiben. Kostenpunkt für Unternehmen: 29,90 Euro pro Monat, ein Probemonat ist gratis. Für Privatpersonen ist das Netzwerk kostenlos.

Moers ist Prototyp-Stadt für diese Art von Netzwerken

Man wolle damit die Menschen animieren „bitte immer zuerst in Moers zu schauen“, ob es das gesuchte Produkt gebe, sagt Michael Birr von Moers-Marketing - ob nun online oder klassisch im Geschäft. Über einen Regler könne man den Kilometerradius für die Suche eingrenzen oder ausdehnen. Insofern sei die Region einbezogen, genauso könne jeder seine Beiträge auch durch einen einfachen Click auf alle anderen Portale schicken. „Wir sind der Flaschenhals, unter dem ein riesiger Datensee liegt“, sagt Birr.

Man habe versucht, alles Sinnvolle anderer Portale in MoersLive zu vereinen, ergänzt Wolfgang Adams von CMP. Gleichzeitig habe man all jene Dinge weggelassen, die viele Menschen an Facebook und Amazon kritisierten. „Wir haben zum Beispiel keinen Algorithmus, der für uns ausrechnet, was wir zu sehen bekommen und was nicht“, sagt Adams. Genauso gingen die Daten nicht über den Atlantik, „und wenn Sie sie löschen, sind sie auch tatsächlich weg“. Das Konzept kam nicht nur in Moers gut an, die jetzt als Prototyp-Stadt an den Start gegangen ist. Als nächstes soll Solingen folgen.