Kamp-Lintfort. Die Dreharbeiten eines 3Sat-Filmteams in Kamp-Lintfort mit Kevin G. sollten laut ZDF Teil einer Serie werden. Bürger sprechen von Provokation.
Der Filmdreh des Fernsehsenders 3Sat mit dem stadtbekannten Rechtsextremen Kevin G. am Dienstagnachmittag in der Kamp-Lintforter Innenstadt sorgt weiter für Wirbel. In einem Brief an die Geschäftsführung des Senders hatte Bürgermeister Christoph Landscheidt am Mittwoch nicht nur fehlende Drehgenehmigungen, sondern auch das „unmögliche und verantwortungslose Vorgehen“ des Filmteams kritisiert.
Wie die Polizei jetzt auf Anfrage bestätigte, habe das Filmteam am Dienstagnachmittag Kevin G. auf einem Quad mit dem amtlichen Kennzeichen „MO-AH1933“ gefilmt, wie er auf der Moerser Straße auf- und abfuhr. An dem Quad seien vier Reichskriegsflaggen, eine Kriegsgösch und eine National- und Handelsflagge angebracht gewesen. Der Staatsschutz wisse um den Sachverhalt und prüfe ihn, so eine Sprecherin der Polizei Duisburg.
Es gab „Nazis raus“-Rufe in Kamp-Lintfort
Laut dem Kreis Weseler Polizeisprecher Björn Haubrok befanden sich zu diesem Zeitpunkt etwa 100 bis 150 Personen in diesem Bereich, ein Großteil von ihnen mit Migrationshintergrund. Dabei seien auch vereinzelt „Nazis raus“-Rufe gefallen. Weil die Situation sich aufgeheizt habe, habe man Kevin G. einen Platzverweis erteilt, dem dieser nachkam. Das Filmteam, zu dem auch die Bestsellerautorin und Filmregisseurin Mo Asumang gehörte, sei vor Ort geblieben. Es habe sich als Filmteam von 3Sat ausgewiesen und erklärt, dass es um das Thema „Konfrontation von Menschen mit rechtem Gedankengut und Bürgern“ ginge.
Auch Rainer Klotz vom Vereinsvorstand des Bildungsträgers CEC-Connect, der seinen Sitz in einem ehemaligen Ladenlokal in der Moerser Straße hat, war am Dienstag Zeuge des Vorfalls. Als er eintraf, sei die Polizei allerdings schon vor Ort gewesen und habe Kevin G. den Platzverweis erteilt, so Klotz. Das Filmteam, das mit zwei Kameras vor Ort gewesen sei, habe er zunächst Kevin G. zugeordnet. Ein Interview habe er abgelehnt. Ebenso habe er darauf bestanden, dass mögliches Filmmaterial, auf dem er zu sehen sei, nicht zur Veröffentlichung frei gegeben werden dürfe. „Die Art und Weise des Vorgehens war grenzwertig, das war Provokation pur“, so Klotz. Als grenzwertig empfinde er zudem, dass offenbar auch Kinder vom Filmteam angesprochen wurde.
Das ZDF spricht von einem Reportageformat von 3Sat
Inzwischen hat Bürgermeister Christoph Landscheidt auch eine erste Antwort auf seinen Beschwerdebrief bekommen. Telefonisch habe sich am Donnerstagmorgen eine Mitarbeiterin der 3Sat-Chefredaktion gemeldet und ihm versichert, dass man den Vorfall ernst nehme und den Vorwürfen nachgehe, so Bürgermeister Landscheidt auf Anfrage.
In einer von unserer Redaktion angefragten Stellungnahme erklärte das ZDF: „Derzeit befindet sich die Regisseurin Mo Asumang im Dreh für ein neues 3Sat-Reportageformat, das voraussichtlich 2022 gesendet werden soll.“ Ziel der Reportagereihe sei, mit Menschen, die in verschiedensten Bereichen der Gesellschaft radikale Gesinnungen vertreten, ins Gespräch zu kommen und sie mit ihren Ansichten zu konfrontieren. Für eine Folge zum Thema Rassismus begleite Mo Asumang laut Stellungnahme „einen rechtsextremen Influencer“ – gemeint ist Kevin G. – in seinem Alltag.
Der Großteil der Dreharbeiten habe bei ihm zuhause stattgefunden. Im Anschluss habe das Team den Protagonisten bei einem Besuch in der Stadt Kamp-Lintfort begleitet. Im Zuge der Dreharbeiten habe Mo Asumang auch direkte Reaktionen von Bürgerinnen und Bürgern vor Ort auf Kevin G. dokumentieren wollen. ZDF-Pressesprecher Rainer Stumpf: „Keinesfalls war dabei intendiert, für Unruhe zu sorgen. Der Dreh wurde dann auch abgebrochen.“
Das Kennzeichen ist ein Skandal
Reaktionen auf den Vorfall gibt es auch aus der Politik: Die Fraktion „Die Linke“ im Kreis Wesel hält es für einen Skandal, dass „die Kreisverwaltung allen Ernstes das Kennzeichen „MO-AH 1933“ zugelassen hat und fordert Landrat Ingo Brohl auf, das Kennzeichen einzuziehen.