Neukirchen-Vluyn. Bürger versuchen, einen Impftermin zu bekommen. Das funktioniert nicht immer. Der Ärger ist groß. Auch über den Standort des Impfzentrums.

Am Montag ist die Anmeldephase für die Impftermine für die Bürgerinnen und Bürger gestartet, die älter sind als 80 Jahre. Allerdings läuft das Prozedere nicht rund, wie auch Neukirchen-Vluyner feststellen, die ihrem Unmut mit Schreiben an den Kreis Wesel und die Redaktion Luft machen.

Birgit Schmitz zum Beispiel: „Nachdem ich seit gestern für meinen Vater und meine Tante sowohl stundenlang online als auch telefonisch versucht habe, einen Impftermin auszumachen, bin ich heute nach weiteren stundenlangen Versuchen endlich durchgekommen“, schreibt sie an Landrat Ingo Brohl.

„Allerdings musste ich erfahren, dass für das Impfzentrum in Wesel keine Termine vergeben werden können, da offenbar keine Information dazu vorhanden ist. Die Servicestelle teilte mir mit, dass sie selber zum Teil aus den Medien erfahre, ob Termine vergeben werden“, heißt es weiter in ihrem Schreiben. Und: „Das ganze Prozedere ist dermaßen dilettantisch, dass jeder, der so etwas in der freien Wirtschaft zu verantworten hätte, fristlos gekündigt würde.“

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Sie sei nicht nur von der Impfstrategie der Regierung maßlos enttäuscht, sondern auch vom Landrat, dessen Aufgabe es auch aus ihrer Sicht sei, „zumindest einen reibungslosen organisatorischen Ablauf zu garantieren“. Sie erwarte, dass hier schnellstens eine Lösung gefunden werde, schreibt Birgit Schmitz abschließend in dem Schreiben, das der Redaktion in Kopie vorliegt.

Auch Georg Seidel ist verärgert. Er schickt einen Screenshot (Bildschirmfoto), der seinen zweiten Schritt im Anmeldeverfahren abbildet. Dazu schreibt Seidel: „So sieht die Impfterminvergabe aus. Die Termine sind bis weit in das Jahr 2022 ausgebucht.“ Er frage sich, warum ein solches Anmeldeprozedere veranstaltet werde, wenn bereits am zweiten Tag der Anmeldemöglichkeit alle Termine bis 2021/2022 ausgebucht seien.

Es gibt Unmut über Impfpolitik

Und schließlich hat sich Alexander Zech nach monatelanger Überlegung ein Herz gefasst und eine lange Mail an die Redaktion geschickt, in der er seine Situation und seinen Unmut über die Impfpolitik im Kreis Wesel schildert. Er ärgert sich, dass es für den Kreis nur ein Impfzentrum in Wesel gibt.

„Ich bin 30 Jahre alt und lebe in Neukirchen-Vluyn, wobei ich aus gesundheitlichen Gründen auf den Bus angewiesen bin, welcher, wenn er denn überhaupt kommt, zwei Stunden von Moers nach Wesel braucht.“ Hinzu komme je nach Einstiegsstation bis zu einer halben Stunde Fahrzeit von Neukirchen-Vluyn nach Moers.

Zech schreibt: „Es gibt zwar noch den Zug ab Moers, aber der kommt, wenn er sich denn erbarmt zu fahren, ebenfalls nur stündlich.“ Er habe schon zwei Stunden auf einen Zug warten müssen. „Dies kann man den älteren Menschen, ohne Familie und Freunde mit Auto, nicht zumuten. Es ist einfacher, nach Duisburg zu kommen als nach Wesel.“

Außerdem stellten Neukirchen-Vluyn und Moers etwa 29 Prozent der gesamten Einwohnerzahl des Kreises Wesel und hätten daher mehr Einwohner als die drei Städte Rheinberg, Wesel und Xanten zusammen. Nehme man noch Kamp-Lintfort dazu, welches sich ebenfalls zur Einrichtung eines Impfzentrums bereit erklärt hat, erhöhe sich der Einwohneranteil sogar auf etwa 37 Prozent, also mehr als 1/3 des kompletten Kreises Wesel, rechnet Zech vor und fährt fort: „Nach Kamp-Lintfort fährt von Moers aus alle 15 Minuten ein Bus der Buslinie 911.“

Aus seiner Sicht gebe es nur zwei Lösungen: ein Impfzentrum in Moers oder Kamp-Lintfort oder eine vom Kreis Wesel finanzierte Sonderfahrt mit Bussen, welche jene Menschen in kleinen Gruppen nach Wesel bringt, schreibt Alexander Zech abschließend.