Kreis Wesel. Im Fördertopf für sozialen Wohnungsbau klafft im Kreis Wesel eine Lücke. Doch es gibt nun neue Hoffnungen – das könnte auch Firmen helfen.

Nach der Hiobsbotschaft von leeren Fördertöpfen für den sozialen Wohnungsbau, die eine Unzahl an Wohnbauprojekten auch im Kreis Wesel hätte scheitern lassen, kamen aus Düsseldorf nun wieder positivere Nachrichten. Demnach möchte Bauministerin Ina Scharrenbach den Fördertopf um rund eine Milliarde Euro aufstocken. Damit ständen in diesem Jahr 2,7 Milliarden Euro für den öffentlich geförderten Wohnungsbau in NRW zu Verfügung.

Was das genau für die beantragten Bauprojekte im Kreis Wesel bedeutet, ist noch nicht klar. Kreisbaudezernent Helmut Czichy zeigt sich auf Anfrage dieser Redaktion aber zuversichtlich. So sei der Zuteilungsbetrag für den Kreis zwar noch nicht bekannt, so Czichy. „Es ist aber zu erwarten, dass eine Förderung weiterer Bauprojekte damit erfreulicherweise möglich gemacht wird.“

Sozialer Wohnungsbau im Kreis Wesel: mehr Projekte möglich

Damit könnte ein größerer Teil der Projekte umsetzbar sein, als die Kreisverwaltung ursprünglich gedacht hatte. 22 Anträge für Baumaßnahmen des sozialen Wohnungsbaus hatte sie in der vergangenen Woche auf dem Tisch liegen. So viele wie sonst innerhalb eines gesamten Jahres. Im Gespräch mit der Redaktion waren Helmut Czichy und Birgit Kuntschke von der Kreisbauverwaltung noch davon ausgegangen, dass mit der Fördersumme von 14,7 Millionen Euro lediglich fünf Bauprojekte mit einem Gesamtvolumen von 80 Wohnungen umsetzbar sind.

Indem Düsseldorf nun den Fördertopf aufstockt, könnte sich die Summe der öffentlich geförderten Wohnungsneubauten im Kreis Wesel zumindest auf Vorjahresniveau einpendeln. 2023 wurden laut Kreis 90 Wohneinheiten mit einer Gesamtsumme von 15,9 Millionen Euro gefördert. Und schon damals zeichnete sich ein Trend ab. 2022 waren es lediglich 71 öffentlich geförderte Wohneinheiten, für die noch nicht einmal die bereitstehende Fördersumme von 14,1 Millionen Euro ausgereizt werden musste.

Grüne loben Grafschaft Moers

Die Ausgangslage für Wohnbauunternehmen ist derzeit eher schlecht. Dennoch lobt die Kreistagsfraktion der Grünen die „solide Aufstellung und die erfolgreiche Geschäftsführung der Grafschaft Moers Wohnungsbaugesellschaft“. Diese sei „ein Paradebeispiel für ein gut aufgestelltes und effizient arbeitendes Unternehmen im Bereich des sozialen Wohnungsbaus“, sagt Fraktionsmitglied Elisabeth Hanke-Beerens, die gleichzeitig Mitglied im Aufsichtsrat des Unternehmens ist, nun laut einer Pressemitteilung. In der jüngeren Vergangenheit haben sich mehrere Kreiskommunen Anteile an der Grafschaft Moers gesichert. „Es ist erfreulich zu sehen, dass die kreisangehörigen Gemeinden wie zuletzt Alpen die Chance ergriffen haben, ihre Wohnungsbaustrategien durch die Zusammenarbeit mit der Grafschaft Moers zu stärken“, so Hanke-Beerens. Dies zeige auch, dass die Kommunen die Notwendigkeit erkannt hätten, „bezahlbaren Wohnraum für alle Bürgerinnen und Bürger zu schaffen“. Zumindest, solange es Fördergelder gibt.

Dass in diesem Jahr nach sechs Monaten bereits Anträge für insgesamt 276 öffentlich geförderte Wohnungen mit einem Gesamtvolumen von 63,6 Millionen Euro im Kreis Wesel vorlagen, sagt einiges über den derzeitigen Zustand der Baubranche aus. Vor nicht allzu langer Zeit noch war der soziale Wohnungsbau für viele Unternehmen unattraktiv, weil der vergleichsweise geringe Mietpreis nicht so rentabel war wie bei Wohnungen ohne Mietpreisbindung.

Nun aber steht die Baubranche extrem unter Druck, Experten und Banken sagen den Unternehmen ein schweres Jahr voraus. Der Neubaumarkt ist beinahe zum Erliegen gekommen, mit neuem Schwung auf dem Neubausektor wird erst Mitte 2025 gerechnet. Auch, um Fachkräfte zu halten, müssen sich die Unternehmen nach Alternativen umsehen. Damit rückte der soziale Wohnungsbau in den Fokus, der mit seinen Fördergeldern zumindest noch etwas Geld in die Kasse spülen könnte.

Dass vor allem die wirtschaftliche Ungewissheit der Baubranche für die hohe Nachfrage beim sozialen Wohnungsbau sorgte, das glaubt auch Dezernent Helmut Czichy. Der große Andrang an Anträgen habe ihn schon überrascht, sagt Czichy, genauso wie der Förderstopp seitens der Landesregierung. Dass Ina Scharrenbach nun einlenkt, nennt der Dezernent erfreulich. Aber grundsätzlich hänge die Zukunft vor allem von der Politik auf Bundesebene ab. Und dort, so Czichy, habe die Diskussion um den Haushalt 2025 gerade an Schärfe zugenommen. Allerdings hat sich die Ampel-Koalition in ihrem Ringen um den Haushalt am frühen Freitagmorgen unter anderem auf mehr Geld für den sozialen Wohnungsbau geeinigt. Damit könnte sich zumindest im kommenden Jahr die Lage auch im Kreis Wesel weiter zum Positiven verändern.