An Rhein und Ruhr. Am 20. März fallen die meisten Corona-Maßnahmen in NRW. Moerser Arzt hält Schritt für richtig. Essener Virologe warnt weiter zur Vorsicht.

Der 20. März 2022 ist ein Datum, auf das viele Menschen hinfiebern, denn ab dann werden alle tiefgreifenden Corona-Beschränkungen enden. Bereits jetzt haben Diskotheken und Bars wieder geöffnet, Shoppen ohne einen 2G-Nachweis ist ebenfalls wieder möglich und auch die Zuschauerzahl in Stadien wurde erhöht. Ab dem 20. März soll dann auch die Homeoffice-Pflicht wegfallen. Allein die Maskenpflicht in Bussen, Bahnen und Innenräumen bleibt bestehen.

Dabei sind die Fallzahlen in vielen NRW-Städten derzeit so hoch wie selten zuvor. In Köln hatte die Sieben-Tage-Inzidenz gestern einen Wert von 2504,1 erreicht. Damit liegt die Zahl der neuen Corona-Infektionen innerhalb der vergangenen sieben Tage pro 100.000 Einwohner in der Domstadt mehr als doppelt so hoch wie im NRW-Landesdurchschnitt. Köln hatte damit am Dienstag zugleich bundesweit den neunthöchsten Wert unter allen Städten und Kreisen. Im Vergleich zu anderen nordrhein-westfälischen Großstädten sei diese Entwicklung insbesondere in Köln – aber auch Düsseldorf – zu beobachten. Die stark gestiegenen Zahlen in Köln lassen nach Einschätzung des NRW-Gesundheitsministeriums einen Zusammenhang mit dem Karneval vermuten. Sind, trotz der hohen Infektionszahlen die neuen Öffnungsschritte überhaupt vertretbar?

Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein warnt weiter zur Vorsicht

„Aus medizinischer Perspektive würden wir grundsätzlich anraten, weiterhin mit Bedacht vorzugehen und künftige Infektions-Entwicklungen im Land und entsprechende Zahlen genauestens im Blick zu behalten“, schreibt die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) auf NRZ-Anfrage. Dies bedeute nicht zuletzt, an bewährten Strategien des Hygiene- und Infektionsschutzes, wie etwa dem Tragen einer medizinischen Maske, „auch in den anstehenden Frühlingsmonaten im Alltag konsequent festzuhalten“.

Eine Maßnahme, die auch Mirko Trilling, Virologe am Uniklinikum in Essen, empfiehlt: „Gerade für Ungeimpfte und ältere Menschen mit Vorerkrankungen ist es enorm wichtig, Abstände einzuhalten und FFP2-Masken, vor allem in Innenräumen, zu tragen.“ Mit den neuen Öffnungsschritten werde jetzt vor allem an die Eigenverantwortung der Menschen appelliert: „Falls man Angst hat, sich anzustecken, muss man nicht in den Club oder die Bar gehen oder Karneval feiern. Die Verantwortung und Risikoeinschätzung liegt jetzt bei jedem Einzelnen.“ Gleichzeitig wendet er sich auch noch einmal an alle, die sich bisher noch nicht haben impfen lassen: „Mit dem neuen Novavax-Totimpfstoff hat nun niemand mehr eine Ausrede, um sich nicht impfen zu lassen und einen Beitrag dazu zu leisten, dass wir die Pandemie als Gesellschaft endlich hinter uns lassen.“

Moerser Mediziner: Aufhebung der Corona-Maßnahmen zum richtigen Zeitpunkt

Thomas Voshaar, Lungenspezialist und Chefarzt im Bethanien Krankenhaus in Moers sieht das anders: „Es wird immer Menschen geben, die sich nicht impfen lassen wollen, auch mit Novavax nicht. Doch das können und müssen wir als Gesellschaft akzeptieren. Alles andere ist Gesundheitsdiktatur.“ Jeder wisse mittlerweile, wo Infektionen stattfinden und wo sie eher seltener sind. „Wer sich jetzt nicht impfen lässt, geht eben eigenverantwortlich das Risiko ein, schwer zu erkranken“, lautet die Meinung des Moerser Chefarztes.

Für ihn kommt die Aufhebung der meisten Corona-Maßnahmen zum richtigen Zeitpunkt: „Die Intensivstationen in Deutschland sind leerer geworden. Der Sonnenschein arbeitet jetzt auch noch für uns.“ Auch mit Hinblick auf den Sommer und Herbst seien die jetzigen Öffnungsschritte die beste Strategie: „Man hört immer wieder Warnungen vor einem Corona-Sommer oder Corona-Herbst, aber niemand gibt einen Rat wie man dem entgegenwirken soll.“

Dabei sei dies für Voshaar klar: „Die beste Vorbereitung für den Herbst sind jetzt viele Infektionen, denn: „Irgendwann kommen die Infektionen so oder so und müssen stattfinden. Um eben einem Sommer oder Herbst mit hohen Infektionszahlen entgegenzuwirken, sind diese Schritte jetzt wichtig. Alles andere führt wahrscheinlich nur zu zeitlichen Verschiebungen.“