Kleve. Gefährdet ein Nationalpark das Klever Trinkwasser? Die eigentlichen Probleme verursachen Landwirtschaft und Verkehr.
So weit ist es schon gekommen: Statt die wirklichen Gefährder unserer Trinkwasserqualität zu bekämpfen, wird ein Naturschutzprojekt schlecht geredet, dessen Stickstofftropfen das zum Bersten gefüllte Nitratfass zum Überlaufen bringen soll. Verkehrte Welt.
Das Nitrat-Fass wurde von Landwirten und Autofahrern gefüllt
Natürlich kann man die Sorge der Stadtwerke-Chefin verstehen, dass die Nitratwerte im Klever Grundwasser überschritten werden könnten, wenn mit dem Totholz eine weitere Stickstoffquelle hinzukommt. Doch ist das Totholz wirklich das Problem? Oder sind es nicht vielmehr die Stickstoffeinträge aus der Landwirtschaft, unserer privaten Haushalte und dem Verkehr, die unsere Wälder düngen und unser Wasser gefährden? Hier müssen wir noch stärker ansetzen, um den „Puffer“ an Nitratwerten zu schaffen, den unser Trinkwasser braucht. Nicht der Tropfen des Totholzes hat den Nitratbehälter gefüllt, sondern das Güllefass der Landwirtschaft und der Benzintank des Autos.
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Es ist nicht einzusehen, dass ein Nationalparkprojekt, das in erster Linie die dringend notwendige Verbesserung der Biodiversität stärken soll, unterbunden wird, damit wir weiterhin Massentierhaltung gutheißen und Gülle in diesen Mengen ausbringen können, damit wir weiterhin bedenkenlos mit dem Auto durch die Gegend fahren können, obwohl das Fahrrad oft eine gute Alternative wäre. Was wir tun, hat Folgen und die sollten wir auch benennen: Stickstoffemissionen gefährden unsere Waldböden, gefährden letztlich unser Trinkwasser. Nicht der natürliche Kreislauf des Waldes!
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Wo war der Aufschrei gegen den nächsten Mega-Kuhstall?
Wo war denn der Aufschrei der heutigen Reichswaldbefürworter, als vor einigen Jahren der nächste Mega-Kuhstall vom Kreis Kleve genehmigt wurde? Hat da jemand ernsthaft Einwände wegen der Stickstoffeinträge in den Wald erhoben? Nein, es herrschte Schweigen im Walde. Wo sind die Stimmen, die weniger Verkehr und weniger Emissionen aus Öl- und Gasheizungen fordern? Dafür hängen keine Plakate am Feldrand. Nicht umsonst kommen die lautesten Nationalparkgegner aus der Landwirtschaft. Das ist bigott.
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Aber das böse Totholz, das ist jetzt für alles Übel in dieser Trinkwasserwelt verantwortlich. Wie viel Totholz im Nationalpark überhaupt anfällt, kann Stadtwerke-Chefin Claudia Dercks verständlicherweise nicht sagen. Das kann niemand. Und niemand kann sagen, wie viel Totholz überhaupt anfallen muss, damit es am Ende für den Nitratgehalt relevant ist. Sicher ist: Verrottendes Holz ist eine Stickstoffquelle. Sicher ist aber auch: Der größte Teil des Stickstoffs ist in Blättern und Ästen gespeichert – und die verbleiben bei gefällten Bäumen auch heute schon im Wald.