Kleve. Der Klever Kardiologe Norbert Bayer setzt jährlich gut 1700 Stents am Herzen ein. Menschen im Kreis Kleve seien kränker als anderswo
Einen Stent am Herzen zu platzieren, gehört für den Klever Kardiologen Dr. Norbert Bayer zum Alltag. Hunderte Menschen aus dem Kreis Kleve behandelt der Chefarzt jährlich, 10.000 stationäre und ambulante Patienten aus Kleve und dem Kreis Kleve zählt seine Klinik pro Jahr. Dem 57-Jährigen ist aufgefallen, dass die Herzpatienten in der Region deutlich kränker sind als im bundesdeutschen Durchschnitt: Jeder zweite der rund 3500 Patienten, die jährlich ins Herzkatheterlabor kommen, bekommt auch einen Stent. Bundesweit sind es nur 28 Prozent.
Viele Notfälle in Kleve
Warum bei den Herzpatienten im Kreis Kleve so häufig akute Eingriffe nötig sind, kann Bayer nicht sagen. „Es ist nur sehr auffällig. 80 bis 90 Prozent sind Notfälle. Die Leute kommen mit akuten Problemen zu uns“, sagt Bayer. Dazu gehören bei Herzschwäche Atemnot, Brustschmerzen, dicke Beine oder Vorhofflimmern.
10.000 Behandlungsfälle pro Jahr seien enorm und auch für NRW-Verhältnisse nicht zu unterschätzen. Es gäbe nicht viele Kliniken im bevölkerungsreichsten Bundesland, die diese Zahl schafften: „Und die Patientenzahlen steigen weiter“, sagt Bayer. In den vergangenen Jahren habe man in Kleve und Kevelaer kontinuierlich mehr behandeln müssen. Jährlich gebe es acht bis zehn Prozent mehr Herzkatheter-Patienten.
Wann man von einer Herzschwäche spricht
Die Kardiologie in Kleve
In den kardiologischen Abteilungen in Kleve und Kevelaer arbeiten 36 Ärzte. Davon sind 11 Fachärzte für Kardiologie, 4 Fachärzte für Nephrologie und 20 Assistenzärzte.
In Kleve und Kevelaer gibt es zwei Herzkatheterlabore, digitale Herzkathetermessplätze und mehrere Notaufnahmen
Um auf das Problem „Herzschwäche“ aufmerksam zu machen, veranstaltet die Katholische Karl-Leisner-Trägergesellschaft gemeinsam mit der Deutschen Herzstiftung zwei Vortragsabende in Kevelaer (6. November) und in der Fachhochschule Kleve (13. November). Dr. Norbert Bayer wird jeweils über Ursachen, Symptome, neue Therapien und einen gesünderen Lebensstil referieren.
Von einer Herzschwäche spricht man, wenn die Pumpleistung des Herzens eingeschränkt ist. Normalerweise schafft es das Herz, 60 bis 65 Prozent seines Inhalts in den Kreislauf zu pumpen. Bei einer leichten Herzschwäche schafft es nur noch 40 bis 50 Prozent, bei einer mittleren Einschränkung 30 bis 40 Prozent und bei einer schweren Einschränkung weniger als 30 Prozent.
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Lebensgewohnheiten ändern
Inzwischen könne man die Symptome gut mit Medikamenten behandeln. Patienten mit einer Herzschwäche könnten heute Fahrrad fahren, einkaufen, normale Tätigkeiten ausüben: „Sie werden aber keine Leistungssportler mehr“, sagt Bayer. Um seinem Herzen etwas Gutes zu tun, sei es oft ratsam, Gewicht zu reduzieren und sich gesünder zu ernähren. Denn Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind oft die Folge falscher Lebensgewohnheiten. „Wir bewegen uns alle zu wenig“, sagt Bayer. Fünfmal eine Stunde pro Woche sollte man sich bewegen. „Das wird oft vergessen.“ Auch das Rauchen sollte man sich abgewöhnen und beruflichen Stress reduzieren.
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Zuerst den Hausarzt informieren
Wer Probleme mit dem Herzen bemerkt, sollte bei akuten Beschwerden den Notarzt rufen. Bei weniger dringlichen Symptomen empfiehlt es sich jedoch, zunächst den Hausarzt aufzusuchen. Der Hausarzt wird dann nach einer Untersuchung entscheiden, ob ein Kardiologe hinzugezogen werden muss.
Die Informationsveranstaltung in der Klever Hochschule beginnt am Mittwoch, 13. November, um 18 Uhr. Veranstaltungsort ist der Hörsaal 2 im Hörsaalgebäude auf dem Hochschul-Campus. Der Eintritt ist kostenlos eine Anmeldung ist nicht erforderlich.