Kreis Kleve. Im Kreis Kleve husten und schniefen zurzeit ungewöhnlich viele Menschen. Auffällig ist die steigende Zahl von Corona-Erkrankungen

Im Kreis Kleve gibt es aktuell eine deutliche Zunahme an Erkältungs- Grippekranken. Das bestätigen sowohl die Allgemeine Ortskrankenkasse AOK als auch das Kreisgesundheitsamt. An allen Ecken wird geschnieft, gehustet, gefröstelt. Und bei der Bahn müssen aktuell zahlreiche Verbindungen zwischen Emmerich und Arnheim ausfallen (die NRZ berichtete), weil die Krankmeldungen bei den Lokführern aufgrund von Corona sehr hoch waren und sind.

Die Hausarztpraxen sind voll

Dr. Michael Pelzer.
Dr. Michael Pelzer. © Dr. Michael Pelzer | Dr. Michael Pelzer

Bei Hausarzt Dr. Michael Pelzer in Kleve-Rindern ist die Praxis aktuell gut gefüllt. „Wir haben viele Atemwegserkrankungen“, erzählt er. Die klassische Sommergrippe, Erkältungen aber auch Corona-Fälle seien dazwischen. Er könne bestätigen, dass in den vergangenen zwei Jahren die Zahl der Sommergrippen deutlich zugenommen habe. Woran das liege, könne man noch gar nicht sagen. „Das ist noch nicht richtig aufgearbeitet“, so Pelzer. Er verweist auf einen Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse, die ebenfalls diese Phänomen beschreibt: „Anders als in den Vorjahren führten Atemwegserkrankungen dann im Jahr 2022 das ganze Jahr über zu sehr hohen Krankenständen“, ist dort zu lesen

AOK-Regionaldirektor Manrico Preissel.
AOK-Regionaldirektor Manrico Preissel. © NRZ | Andreas Gebbink

Einen deutlichen Anstieg an Arbeitsausfällen erkennt auch Manrico Preissel, Regionaldirektor der AOK für den Bereich Kleve-Wesel. Preissel sagt auf NRZ-Nachfrage, dass zurzeit viele Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen eingereicht werden. „Wir haben den Eindruck, dass es deutlich mehr sind als im vergangenen Sommer“, so Preissel. Genaue Zahlen kann er für die AOK noch nicht nennen. „Den ganzen Sommer über gibt es Arbeitsausfälle wegen Atemwegserkrankungen.“

Anstieg der Corona-Fälle

Kreis-Sprecher Benedikt Giesbers teilte der NRZ auf Anfrage mit, dass die Zahl der gemeldeten Corona-Fälle leicht gestiegen ist. Waren im März lediglich 20 von Covid-19 betroffen, so sind es im Juli schon 72 (Gesamt 195). Influenza-Erkrankungen gab’s allerdings im Juni und Juli keinen gemeldeten Fall, im März waren es 17 (Gesamt 29). Keuchhustenfälle gab es bislang insgesamt in dem Zeitraum 54. Da sich die meisten Menschen nicht mehr testen lassen und auch nicht mehr zum Arzt gehen, dürfte die Zahl der tatsächlichen Covid-Erkrankungen deutlich höher sein.

„Den ganzen Sommer über gibt es Arbeitsausfälle wegen Atemwegserkrankungen.“

Manrico Preissel,
Regionaldirektor der AOK Kleve-Wesel.

In Bezug auf Corona sei die Situation auch anders als in den Vorjahren. „Üblicherweise nehmen die Zahlen erst im Herbst/Winter zu. In diesem Jahr zeigt sich bereits im Sommer ein verhältnismäßig starker Zuwachs“, erklärte Giesbers auf NRZ-Anfrage. Allerdings gibt er zu bedenken, dass die Zahlen nur bedingt belastbar sind, weil sehr viele Menschen bei Erkrankungen mit Husten, Schnupfen, Halsschmerzen und Co. gar nicht zum Arzt gehen und auch keinen Coronatest mehr machen. Und selbst wenn Patienten einen Coronatest machen, so melden sie das Ergebnis ja noch lange nicht ihrem Arzt oder dem Gesundheitsamt. „Aus diesem Grund spiegelt die derzeit gemeldete Infektionslage nicht den korrekten Infektionsgrad in der Bevölkerung wider“, ergänzt der Sprecher.

Mehr Viren im Abwasser

Übrigens: Für Covid 19 gibt’s in NRW immer noch das „Abwasser-Monitoring“, das die Viruslast aufzeigt. Danach war insbesondere zwischen Mitte Mai und Mitte Juli 2024 eine stark steigende Viruslast zu verzeichnen.

Auch aus den Arztpraxen ist zu hören, dass für die Sommerzeit recht viele Erkältungskrankheiten umgehen, aber immer noch deutlich weniger, als in den Herbst und Wintermonaten.