Kleve. Der Naturschutzbund hat die Betreuung des Naturerbes „Truppenübungsplatz“ in Kleve-Materborn übernommen. Hier gehen viele Klever spazieren.
Kleves grüne Lunge ist ein erstaunliches Fleckchen Erde: 100 Hektar Naturschutzgebiet in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt – wo gibt es das schon? Der ehemalige Truppenübungsplatz der Emmericher Pioniere ist ein Kleinod für viele Tier- und Pflanzenarten, die man am Niederrhein mittlerweile vergeblich sucht. Die Klever wissen die Ruhe und schroffe Landschaft zu schätzen: Das Gelände ist ein beliebtes Ausflugsziel für Spaziergänger, Jogger und Hundebesitzer. Jetzt soll die Fläche peu à peu aufgewertet werden.
Das Naturerbe sinnvoll weiterentwickeln
Das nationale Naturerbe „Truppenübungsplatz“ ist seit 2015 im Besitz der NRW Stiftung und seit Beginn des Jahres hat die Nabu-Naturschutzstation in Rindern die Betreuung für das Gebiet übernommen. Unter der Leitung von Nabu-Geschäftsführer Dietrich Cerff schritt eine kleine Delegation durch das Gelände und diskutierte darüber, wie die Flächen in Zukunft sinnvoll weiterentwickelt werden können.
Biologe Cerff ist begeistert von der Vegetation. Er sieht hier die extrem seltenen Ampfer-Grünwidderchen - der Schmetterling des Jahres 2023 – und das Gefleckte Knabenkraut sowie den Zungenhahnenfuß - ein Pflanze, die auf der Roten Liste steht. Auch Sandlaufkäfer sind auf dem Areal zu finden, Wildbienenvölker, Solitärwespen und prächtige Eichen. Besonders schön findet Cerff den wilden Bewuchs der Gehölze, die der Fachmann als Sukzession bezeichnet und damit den natürlichen Bewuchs ohne menschliche Eingriffe meint.
Nabu will Maßnahmenkatalog erarbeiten
Aber auch die naturnahen Flächen zwischen Nimweger Straße, Wasserweg und Tannenweg sind nicht frei von äußeren Einflüssen. Die stark wachsenden Brombeersträucher – die viele Klever im Spätsommer so lieben – sind ein Zeichen dafür, dass es reichhaltige Nährstoffeinträge gibt. Auch die wüchsigen Kiefern nehmen überhand, die Holunderbüsche und Vogelkirschen. Auf den Weideflächen, die (noch) nicht beweidet werden, breitet sich das Jakobs-Kreutzkraut aus, welches für viele Tiermägen tödlich ist.
Für den Naturschutzbund gibt es daher eine Menge zu tun. In einem ersten Schritt wollen die Biologen eine Bestandsaufnahme machen, sagt Cerff. Welche Insekten gibt es, welche Tiere leben hier, welche Pflanzenarten lassen sich finden? Aus diesen Grunddaten will die Naturschutzstation dann ein Maßnahmenkatalog vorschlagen, wie man behutsam die selten gewordenen Flächen sichert.
Das Areal bleibt frei zugänglich
Eines betonen Nabu und NRW-Stiftung besonders: Der ehemalige Truppenübungsplatz wird für alle zugänglich bleiben. Die Klever sollen auch in Zukunft hier spazieren gehen dürfen. „Wird werden allerdings gucken, ob es so viele Wege wie jetzt geben muss, oder ob wir die Besucherströme auf Hauptwegen lenken können“, sagt Cerff. Aktuell gebe es enorm viele Trampelpfade auf dem Gelände, die natürlich die Ruhe der Tiere stören. Auch freilaufende Hunden sind störend. Hier werde man in erster Linie an die Vernunft der Halter appellieren, die Hunde anzuleinen.
Im östlichen Teil des Geländes gibt es selten gewordene Wassertümpel, die der Nabu gerne erhalten möchte. Rund um die Tümpel haben sich viele Kiefern ausgesät, die womöglich entfernt werden sollen. Hier werden man noch das Gespräch mit dem Staatsforst suchen müssen.
Viele Vogelarten sind hier zuhause
Der Mix aus Wald und offenen Flächen, mache das Gebiet zu einem idealen Lebensraum für Vögel: „Auf dem Truppenübungsplatz kommen viele Vogelarten aus Wald, Feld und Garten vor. Gerade die Vielfalt der Arten macht hier den Reiz aus“, sagt Mona Kuhnigk, eine Landschaftsökologin beim Nabu. Baumpieper und Grünspecht kommen hier vor.
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Karl-Heinz Erdmann, Vorstandsmitglied der NRW-Stiftung, sieht die Betreuung der Flächen in guten Händen. Seine Stiftung möchte wertvolle Lebensräume für die Zukunft erhalten.
>> Nationales Naturerbe
Die NRW-Stiftung unterhält im Kreis Kleve zwei Naturerbeflächen: Der Pionierhafen in Dornick und der Truppenübungsplatz in Kleve-Materborn.
Die Fläche in Dornick umfasst 18 Hektar, die in Materborn 100 Hektar. Auf dem Truppenübungsplatz lassen sich 70 Hektar Wald finden, 25 Hektar Magergründland und 10 Hektar Sukzessionsfläche - natürlich entwickelte Flächen.