Kleve. Der 53-jährige Konditormeister aus Kleve hat sein Leben umgekrempelt und verbindet nun Schokoladen-Genuss mit Hochleistungssport. Wie das geht.

Wer den 53-jährigen, sichtlich durchtrainierten Michael Nieten aus Kleve vor sich sieht, der ahnt zwei Dinge nicht: Zum einen sieht man dem bereits zweifachen Großvater nicht an, dass er vor rund zehn Jahren ein ziemliches Schwergewicht von 100 Kilo war und zum anderen ist er rein optisch heute wohl nicht gerade der typische Konditormeister und Schokoladen-Sommelier. Auch wenn das Bild des fülligen Bäckers oder Konditors natürlich ein reines Klischee ist.

Er liebte schon als Kind die Backkunst

Aber der sympathische Nieten ist sowieso eher einer, der abseits klischee-behafteter Wege wandert. Schon sein beruflicher Lebensweg begann eher untypisch. Denn nach der mittleren Reife wollte der in Kempen geborene Nieten nichts lieber werden als Musiker. „Ich habe 20 Jahre lang Trompete gespielt. Aber für ein klassisches Studium hätte das in Sachen Musik nie gereicht“, vermutet er. Der im Elternhaus als einer von drei Kindern groß gewordene Nieten hat aber nicht nur Musik geliebt, sondern auch Koch- und Backkunst.

Damals auch nicht unbedingt ein typisches „Jungending“. Folgerichtig machte Nieten dann ein Praktikum als Koch. „Das war schön, hat Spaß gemacht, aber der Schichtdienst war nix für mich“, wusste er damals schon. Da lag ihm eine Lehre als Konditor, die er anschließend antrat, schon mehr. Denn als Konditor fängt man morgens gegen sechs Uhr an – arbeitet nicht im Schichtdienst und auch nicht nachts.

Bäcker bei Heicks & Teutenberg

Letzteres sollte sich noch ändern, was er damals allerdings nicht ahnte. Während seiner Lehre holte der ehrgeizige Auszubildende sein Fachabi nach, dann lernte er seine Frau Barbara kennen und lieben. 1994 absolvierte er in Köln die Meisterschule erfolgreich und erhielt die Anstellung als Konditormeister bei Heicks & Teutenberg in Kleve. Da es sich hierbei um eine Bäckerei handelt, war es mit den „schönen“ Arbeitszeiten vorbei und Michael Nieten arbeitet mittlerweile bereits seit dreißig Jahren dort. Fünf Tage die Woche von 1 Uhr nachts bis 10 oder 11 Uhr morgens – plus „einige Stündchen auch Sonntagsdienste“.

Nieten würde es wieder so tun und hat seinen Weg perfekt gemeistert. „Auch dank meiner Frau – denn wir haben ja auch drei Kinder und mittlerweile Enkelkinder, das Haus, den Garten, den Hund. Wenn da deine Frau diese Arbeitszeiten nicht mitträgt, dann hast du verloren.“ Aber sie trug und trägt ihn mit auf seinem Weg, der so sehr erfolgreich wurde.

Backtricks und Tipps im Fernsehen

Als Meisterkonditor und seit fünf Jahren auch Schokoladen-Sommelier war Nieten auch bereits mehrfach im TV zu sehen. So – wenn auch nur kurz – in der fünften Staffel von „Das große Promibacken – Die Profis“ mit seinem mittlerweile zum besten Freund gewordenen Kollegen Marcel Seeger (die NRZ berichtete). Immer mal wieder ist Nieten auch – wie gerade erst – im WDR Fernsehen in der Sendung „Hier und Heute“ der Schokoexperte.

Michael Nieten von der Bäckerei Heicks und Teutenberg ist als Schokoladen-Sommelier ein gefragter Mann.
Michael Nieten von der Bäckerei Heicks und Teutenberg ist als Schokoladen-Sommelier ein gefragter Mann. © NRZ | Anke Gellert-Helpenstein

Und mit seinem Freund Marcel Seeger ist er auf YouTube wöchentlich mit kurzweiligen Backtricks und Tipps zu sehen. „Das alltagstaugliche Backen kommt an“, freut er sich. Da wundert es schon, dass der Meister des Süßen so ein ausgesprochen sportlicher Typ ist. „Das war ja auch nicht immer so“, verrät er lächelnd. „Mit jeder Schwangerschaft meiner Frau habe ich die Kilos zugenommen und behalten.“ Bis sein Hausarzt 2004 zu ihm sagte: „So kannst du nicht weiter machen, wenn du alt werden möchtest.“

30 Kilo in drei Monaten abgespeckt

Das war der Anstoß, den der ehrgeizige Nieten brauchte. Keine drei Monate später hatte er mit „jeder Menge gesunder (Salat-)Ernährung und vielen, vielen Laufkilometern“ 30 Kilo abgespeckt. Aber zielloses Laufen ist nicht Nietens Ding. Deswegen trainierte er gewissenhaft auf den ersten Marathon 2007 hin. Und meisterte ihn und einige andere. „Der letzte war der New York Marathon 2013. Das kann keiner toppen!“, schwärmt er noch heute. Aber seine große Sportliebe gehört seit 2009 dem Triathlon. „Da hatte meine Tochter mich zum Usedom-Triathlon angemeldet. Den bin ich noch im Surfanzug geschwommen und fast ertrunken. Damit konnte ich nur Brustschwimmen und ich kam als vorletzter an Land“, lacht er . Doch auf dem Fahrrad und in seinen Laufschuhen schaffte er es fast bis zum Treppchenplatz. Nach dem Motto „ganz oder gar nicht“ trat er in den TV Goch ein und ist dort bis heute aktiv.

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2014 meisterte er die Ironman-Halbdistanz und 2018 den Ironman (Hannover). In dem Jahr machte er auch als einer der ersten seinen Schoko-Sommelier. Das Thema seiner Prüfung wählte er entsprechend: „Schokolade im Ausdauersport“. Funktioniert übrigens. Naschen mit Verstand sozusagen.

Sportliche Herausforderungen mit dem Rennrad

Neben seinem anstrengenden Beruf und dem fordernden Sport hat Michael Nieten in den vergangenen Jahren mit seiner Familie auch das Eigenheim in Kleve mit viel handwerklichem Geschick und Eigenleistungen zum schmucken Zuhause geformt.

Aber auch neue sportliche Herausforderungen sind übrigens längst gebucht – meist begleitet ihn seine Frau Barbara und der Familienhund im Wohnwagen. Best Buddies sozusagen. Nächstes Ziel: Der Triathlon in Moritzburg bei Dresden im kommenden Monat. Mit im Gepäck: Die Rennfiets, jede Menge Motivation, Ehrgeiz, Freude am Tun und Pralinen für den Ausdauersport.