Kreis Kleve. Kreispolitiker stimmten mit großer Mehrheit für eine deutliche Erhöhung der Tarife. Damit wird das Taxifahren so teuer wie sonst nirgends in NRW.

Das Taxifahren im Kreis Kleve soll deutlich teurer werden. Der Verkehrsausschuss des Kreises brachte eine entsprechende Erhöhung der Tarife bis 2022 um 16 Prozent auf den Weg. Die Anpassung soll in zwei Stufen erfolgen: Die Preise werden um fünf Prozent sofort erhöht. Weitere zehn bis elf Prozent folgen dann Mitte 2022. Mit dieser Anpassung würde im Kreis Kleve das Taxifahren so teuer wie sonst nirgends in NRW.

Die Gründe für die deutliche Verteuerung sind vielfältig. Die Taxi-Branche gibt den Anstieg des Mindestlohns an, der im Jahr 2022 um 6,4 Prozent draufsattelt. Allein dadurch würde sich die Taxitarife um sieben Prozent erhöhen. Ferner wurden gestiegene Versicherungsbeiträge, coronabedingte Ausgaben und die Datenschutzgrundverordnung als Gründe angegeben.

Der Kreis setzt sich an die Tarifspitze

Der Kreis Kleve hatte einen Gutachter beauftragt, der die Preise des hiesigen Taxigewerbes einordnete. Experte Thomas Krause teilte mit, dass der Kreis Kleve mit seinen Tarifen bereits jetzt im „oberen Mittelfeld“ liege, nur in Mülheim, Remscheid und im Kreis Viersen ist es noch teurer. Im Kreis bezahlt man für eine Taxifahrt also mehr als in den Großstädten Düsseldorf, Bonn, Oberhausen oder Essen. Mit einer weiteren Preissteigerung würde sich der Kreis sogar an die Spitze in der Tariflandschaft setzen. Allerdings gebe es in ganz Deutschland zurzeit Verhandlungen über neue Tarif, so Gutachter Krause, da die Mindestlohnerhöhung hier deutliche Spuren hinterlasse.

Benzinpreise sind einkalkuliert

Die höheren Benzin- und Dieselpreise wurden in die neuen Tarife eingebunden und sollten daher in den kommenden Jahren nicht zu weiteren Erhöhungen führen.Die Diskussion über die Tarifstruktur wurde von der Fachvereinigung Personenverkehr Nordrhein angeregt. Sie beantragten ein Kilometergeld von 2,40 Euro, jetzt werden es 2,30 Euro.

Eine wesentliche Einnahmequelle der Taxifahrer sind Krankenfahrten (40 Prozent), Privatpersonen (20 Prozent) und die Einbindung in den ÖPNV (zehn Prozent). Nur ein Drittel der Umsätze sei auch tarifgebunden, so der Gutachter.

Fahrten werden deutlich teurer

Der Vorschlag von Thomas Krause hätte zur Folge, dass eine Taxifahrt von 10,20 Euro auf 11,20 Euro im Jahr 2022 steigen würde. Eine Fünf-Kilometer-Tour würde dann 18,30 Euro (jetzt 16,65 Euro) und eine Zehn-Kilometer-Fahrt 29,80 Euro (27,15 Euro) kosten.

Den Mitgliedern des Ausschusses erklärte sich nicht, warum die Tarife noch einmal angepasst werden sollen. Eine Fahrt im Kreis Wesel sei deutlich günstiger und die Kostenstruktur dürfte dort ähnlich sein, sagte Peter Feldmann von der SPD. Er erinnerte daran, dass es vor allem ältere Menschen seien, die das Taxi nutzen würden. Diese würden ihr Taschengeld quasi nur fürs Taxi ausgeben. „Im Grunde kann man den Leuten ja nur noch empfehlen, dass sie sich ein Taxi aus dem Kreis Wesel bestellen sollen, da ist es deutlich billiger“.

Kreistag muss noch zustimmen

Trotz der kritischen Nachfragen stimmte der Ausschuss am Ende mit einer Gegenstimme für die neue Taxitarifverordnung. Der Kreisausschuss (16. September) und der Kreistag (30. September) müssen dies ebenfalls noch beschließen, damit die neue Ordnung wirksam wird.