Kreis Kleve. Stefan Verhoeven legt viele Wege mit dem Rad zurück. Der Klever zeigt, dass auch am Niederrhein ein Leben ohne Auto möglich ist. Trotz Problemen.

Ihm ist kein Weg zu weit: Wenn Stefan Verhoeven einmal im Sattel sitzt, dann steigt er so schnell auch nicht mehr ab. 100 Kilometer? Kein Thema. 145 Kilometer? Tja, die sind auch noch drin. Ganz zu schweigen von den unzähligen Fahrten in der Stadt: zur Arbeit, zum Einkaufen, zum Sport, zu Freunden und zum Brötchenholen. Der Klever Stadtradel-Star hat in diesem Jahr seinem Namen alle Ehre gemacht und seit Mai eindrucksvoll unter Beweis gestellt: Auch am Niederrhein ist ein Leben ohne Auto möglich.

Das E-Bike ermöglicht eine neue Mobilität

Aber, das ist nicht einfach. Denn nicht jeder ist so eine Sportskanone wie Stefan Verhoeven. Er erzählt, dass er seit Ende Mai kein Auto mehr angerührt hat, was auf den kurzen Strecken in der Stadt auch kein Problem sei. „Auf der Langstrecke geht das natürlich nicht. Dafür ist das ÖPNV-Angebot am Niederrhein einfach zu schlecht“, sagt er.

Aber der Alltag ist bestimmt von Fahrten bis zu 7,5 Kilometern. Und diese könne man sehr gut mit dem Fahrrad bewältigen. „Und mit dem E-Bike ist das ja jetzt für alle Altersgruppen gar kein Problem mehr“, sagt Verhoeven. Er sieht noch deutlich mehr Potenzial im Fahrrad, wenn die Verkehrswende in Deutschland gelingen soll.

Mit Radwegen allein ist es nicht getan

Grundsätzlich könne man in Kleve gut Fahrrad fahren, findet der städtische Angestellte. Da gebe es andere Regionen in Deutschland, wo man mit zwei Rädern deutlich schlechter unterwegs sei. Dennoch könne man auch im Kreis Kleve noch eine Menge verbessern. Denn: „Mit guten Radwegen allein ist es nicht getan.“ Das Gesamtprogramm müsse stimmen, damit man Menschen fürs Fahrrad motiviert bekommt.

Ganz so schlimm geht es in Kleve zum Glück nicht zu: Ein Pfeiler mitten auf dem Radweg in Köln. Aufgestellt Mitte Juli 2021.
Ganz so schlimm geht es in Kleve zum Glück nicht zu: Ein Pfeiler mitten auf dem Radweg in Köln. Aufgestellt Mitte Juli 2021. © Unbekannt | ADFC Köln

So müssten die Radwege zum Beispiel sicherer werden und auch überregionale Schnellradwege vermisst Verhoeven noch. „Es wird bei der Planung noch zu viel vom Auto aus gedacht“, bemängelt er. Dabei müsse dem Radverkehr mehr Priorität eingeräumt werden und dies gehe nur mit einem politischen Willen. Das Land NRW könne da noch ein Schippchen drauflegen und auch der Bund müsse noch mehr für den Radverkehr tun: Die Zeit ist reif für eine Fahrrad-Revolution.

Neue Radachsen für Kleve

Verhoeven wünscht sich für Kleve die Entwicklung von Radachsen, die alle Ortsteile mit dem Zentrum anbinden. „Dies haben wir noch nicht für alle Dörfer, obwohl mit der Europa-Radbahn ein erster Schritt gemacht wurde.“ Stefan Verhoeven sieht auch, dass der ruhende Verkehr – sprich die parkenden Autos – in der Stadt für Radfahrer ein Problem darstellen. Noch werde zu viel Fläche dem Auto zugestanden. „Um dies alles anzupacken, brauchen wir aber auch mehr Manpower in den Verwaltungen“, sagt Verhoeven. Denn die Planung und Realisierung von Projekten verschlingt viel Zeit.

NRZ Umweltcheck EU- Frage 2Pascale van Koeverden, Fahrradexpertin bei der Stadt Kleve, stellt fest, dass die meisten Strecken in der Stadt um die fünf Kilometer lang sind. Hier könnte man mit dem Rad sehr schnell ein Viertel des CO2-Verbrauchs im Sektor Verkehr einsparen. Dafür müsste allerdings auch das Bewusstsein der Bürger geschärft werden.

Die Zukunft gehört nicht allein dem Auto

NRZ-Umweltcheck für alle lesbar

Wie wichtig Umwelt- und Klimaschutz ist, hat uns die Flutkatastrophe in NRW wieder gezeigt. Auch wir als NRZ finden das Thema sehr wichtig und beschäftigen uns in den nächsten Wochen intensiv damit in unserem Umweltcheck für den Kreis Kleve. Natürlich geht der Klimawandel alle Menschen an. Als besonderes Sommer-Bonbon macht die NRZ die Artikel auch ohne Abo zugänglich. Alles zum Thema auf nrz.de/umweltcheck

Stefan Verhoeven muss man für diese Fragen nicht mehr sensibilisieren. Er hat verstanden, dass die Zukunft der Mobilität nicht mehr allein dem Auto gehört.

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>> Wie häufig fahren Sie mit dem Fahrrad
?

Im NRZ-Umweltcheck wollten wir wissen, wie oft die Kreis Klever das Fahrrad nutzen. Nun, sie sind sehr sportlich: 21 Prozent der Befragten gaben an, täglich das Rad zu nutzen.

Weitere 31 Prozent fahren mehrmals pro Woche, und nur 23 Prozent sagten, dass sie niemals das Fahrrad nutzen.

Erwartungsgemäß fahren die jüngeren Menschen am häufigsten mit dem Fahrrad: 60 Prozent der 20 bis 29-Jährigen nutzen das Rad täglich oder mehrmals pro Woche.