Kleve-Kellen.. Im Hof ten Berge in Kellen war seit den 20er Jahren eine Melkschule untergebracht: Vorläufer von Haus Riswick


Steaks aus Argentinien, Kartoffeln aus Marokko, Tomatenmark aus China - diese schöne bunte Warenwelt gab es im Mittelalter nicht. Menschen siedelten dort, wo der Boden genug zum Leben hergab. Auenlandschaften sind oft fruchtbar, und Auenwälder fielen dann auch den Siedlern in Kellen zum Opfer. Seit dem 7. Jahrhundert kultivierte man die Landschaft. Auf höheren Uferwällen errichtete man Höfe und baute Getreide an, in den Mulden und Auen entstand Grünland, um das Vieh zu weiden.

Sehr schön kann das beim Hof ten Berge in Kellen erkennen. Er liegt am Kellener Altrheinarm, also in Wassernähe, und ist auf einer Anhöhe errichtet, damit mögliche Rheinhochwasser ihn möglichst verschonen. 1454 wird der Hof erstmals urkundlich erwähnt. Die Geschichte des Gutes ist wechselvoll und für Kleve auch sehr besonders. Zeitweise war es im Besitz der Grafen und späteren Herzöge von Kleve. Anfang des 17. Jahrhunderts wurde es Staatsgut, dann wieder privatisiert. Man baute um, baute aus, immer geleitet von den Erfordernissen der Zeit.

1920 kam dann ein bedeutender Einschnitt. Der Gutsherr Robert Hortmann zog aus seinem Bauernhaus in ein neues Wohnhaus. Die Stallungen mitsamt Hortmanns Viehbestand wurden Grundlage einer neuen Melkerschule, das alte Bauernhaus fungierte als Internat für die Melkschüler. Es ging um nichts Geringeres als um die Verbesserung der Milchhygiene, also um die Gesundheit von Mensch und Tier. Drei Monate absolvierten junge Melker auf ten Berge ihren Blockunterricht zur Vorbereitung auf die Gesellenprüfung, Meisteranwärter nahmen hier an vierwöchigen Kursen teil. Aber auch für Bäuerinnen aus dem Umland mitsamt ihren Töchtern und Mägden war es selbstverständlich, Melkerkurse auf dem Kellener Hof zu besuchen.

Hof steht unter Denkmalschutz

Die Melkerschule Kellen war damit der unmittelbare Vorläufer für das Landwirtschaftszentrum Haus Riswick. Dieses, ungleich breiter und umfassender aufgestellt, löste die Melkerschule ab. Wieder sorgten die Erfordernisse der Zeit für Änderungen und Neuausrichtungen. Clemens Wilmsen übernahm die alte Hofanlage mit Wehrturm 2001 von der Familie Hortmann. Nach gründlicher, sensibler Sanierung beherbergt der idyllisch gelegene Hof ten Berge heute eine Tanzschule, Handwerksunternehmen, Ateliers, Büros und Wohnungen. Für Feiern oder Seminare kann man Räumlichkeiten zwischen 50 und 400 Quadratmetern anmieten. Einige Male fanden hier auch schon vielbeachtete Open-Air-Jazzabende statt. Die Hofstelle steht unter Denkmalschutz.