Kleve. Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz trat als Wahlkämpfer in Kleve auf. Er redete über seine Ukraine-Reise und übte Kritik an Bundeskanzler Scholz.

Die Sonne scheint am Donnerstag auf den Klever Fischmarkt am Elsabrunnen. Die Innenstadt ist gut besucht, viele sitzen in den Cafés der Fußgängerzone und genießen ihr Eis. Mittendrin eine Bühne, Soundcheck, das Mikrofon funktioniert, ein Bierwagen steht bereit, die Sicherheitsleute haben sich bereits postiert.

Wer an diesem Tag unvermittelt durch die Klever Innenstadt läuft und sich über den Trubel wundert, weiß allerdings schnell Bescheid. Die CDU hat groß plakatiert, Günter Bergmann und Stephan Wolters grinsen nicht nur von ihren Wahlplakaten, sondern stehen auch gut gelaunt auf dem Platz vor dem Elsabrunnen, denn: Der Bundesvorsitzende der Union tritt heute hier auf.

CDUler erwarten freudig ihren Bundesvorsitzenden in Kleve

„Wir haben Friedrich Merz angesprochen und sind stolz, dass er heute kommt“, sagt Günter Bergmann, während sich der Platz langsam füllt. Aus den Boxen schallt mittlerweile „Girls Just Wanna Have Fun“, gefolgt von Marteria, Beyoncé und Nenas „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ – eine Zuschauerin vor der Bühne singt und wippt mit.

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Der Bus 49 zwängt sich an den Pavillons und den Menschen gerade noch so vorbei. Alle warten auf die Politgröße Merz: CDUler, treue Wähler, Junge-Union-Mitglieder, die Wahlkampfteams der beiden Kreis Klever Direktkandidaten, eine ganze Reihe Medienvertreter, weitere Interessierte und Schaulustige.

Dann wird die Musik aufgedreht und der weltbekannte Beat von Safri Duo tönt über den Platz. Leute schauen sich um und da kommt er die Kirchstraße heruntergelaufen: Friedrich Merz. Applaus, viele Fotos, Bergmann und Wolters begrüßen freudig ihren Gast. Da die Zeit knapp ist, wird sich allerdings nicht lange aufgehalten und Merz betritt die Bühne. Nach einem kurzen Willkommens-Worten von Günter Bergmann beginnt Friedrich Merz mit seiner Rede, frei ohne abzulesen und laut, wie von Zuschauern aus den hinteren Reihen gefordert.

Friedrich Merz: Ohne Umschweife spricht er über seine Ukraine-Reise

„Sie werden das mitbekommen haben, ich bin gestern zurückgekehrt, ich bin in der Ukraine gewesen.“ Friedrich Merz kommt ohne viele Umwege direkt auf seine Reise nach Kiew und seine eindrücklichen Erlebnisse und Gespräche vor Ort zu sprechen. Er betont, dass es genau richtig gewesen sei, dort zu diesem Zeitpunkt hinzureisen – Applaus von den Zuschauern.

Kritik bekommen im gleichen Zuge Olaf Scholz und die Bundesregierung ab, die seiner Meinung nach lange zu zögerlich mit Entscheidungen in dieser Sache waren. Bei den Gesprächen in der Ukraine habe er gemerkt, wie genau die dortigen politischen Verantwortlichen auf das Handeln der deutschen Politik schauen und er unterstrich die für ihn richtige Entscheidung des Parlaments, auch schwere Waffen in die Ukraine zu liefern. Bei allem Ernst der Lage, zwischendurch eine Anekdote zum Schmunzeln: „Bei den Klitschko-Brüdern musste selbst ich nach oben gucken, das ist für mich ein ungewohntes Bild.“

Friedrich Merz (Zweiter von rechts) mit dem Bundestagsabgeordneten Stefan Rouenhoff sowie den Landtagskandidaten Stephan Wolters und Günter Bergmann (von links).
Friedrich Merz (Zweiter von rechts) mit dem Bundestagsabgeordneten Stefan Rouenhoff sowie den Landtagskandidaten Stephan Wolters und Günter Bergmann (von links). © NRZ | Tobias Harmeling

Viel Lob spricht er den Polen, „über die wir ja hin und wieder etwas abfällig sprechen“, und ihrem Umgang mit geflüchteten Ukrainern aus: „Die haben das perfekt organisiert!“ Bei der Registrierung, Verteilung und dem Schutz der Menschen könne Deutschland sich noch einiges abschauen.

Nach 15 Minuten kommt Merz dann auf den in den Hintergrund gerückten Themenschwerpunkt Klimawandel zu sprechen, der eine der größten Herausforderung der Zeit darstelle und viel Veränderung bedeute. Klar positioniert er sich dabei gegen Grüne und SPD, dass der Weg zur Klimaneutralität nicht mit immer mehr Regulierungen zu bewältigen sei, und fordert mehr Innovation oder auch neue Mobilität mit dem Auto zu denken. „Es ist nicht die Zeit der Ideologen, sondern der Ingenieure.“

Wüst, Reul, Laumann: Viel Lob für NRWs CDU-Minister

Merz reißt viele weitere Themen an, wie Europa oder die Möglichkeiten der deutschen Wirtschaft und äußerte erneut Kritik an der Bundesregierung, die zu wenig erklären würde: „Wir haben einen Bundeskanzler, der schweigt. Das Bundeskanzleramt ist doch kein Trappisten-Kloster“, sagt Merz und erntet viele Lacher und Applaus.

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Dann kommt er auf NRW und die kommende Wahl zu sprechen. „Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen“, sagt er zum Abschluss seiner Rede. Seinem Parteikollegen Hendrik Wüst spricht er dabei großes Lob aus, er wolle ihn weiterhin als Ministerpräsidenten in NRW an seiner Seite wissen. Ebenso schließt er Innenminister Herbert Reul und Karl Joseph Laumann in seiner Lobrede mit ein.

Im Anschluss isst Merz mit seinen Anhängern noch eine Currywurst. Die meisten hat er überzeugt: „Eine tolle Rede“, meinen beispielsweise Nicole und Theo Nöllen von der CDU aus Kalkar, die extra eine lange Mittagspause für den Wahlkampfauftritt einlegten.