Kleve. Der Rat soll mit entscheiden, welcher Text neben der Beuth-Plakette im Klever Schwanenturm steht.
Die Politiker im Kulturausschuss haben noch nicht entschieden, in welcher Form die Beuth-Plakette zur aktuellen Ausstellung im Museum Haus Koekkoek und anschließend dauerhaft im Schwanenturm aufgehängt wird. Auch nicht, ob alle Straßen, die vor 1933 ihren Namen in Kleve erhielten, nicht umbenannt werden. Denn noch bleiben zu viele Fragen offen.
Wie berichtet, war 2018 mit einem Portrait-Relief an einer Hauswand in Kleve an Christian Peter Wilhelm Friedrich Beuth erinnert worden, 1781 in Kleve geboren, 1853 in Berlin gestorben, der als „Vater der Ingenieurwissenschaften“ gilt und die Grundlagen zur Deutschen Industrienorm (DIN) schuf. Doch er war auch ein Antisemit, wie Rassismusforschers Prof. Dr. Achim Bühl feststellte, woraufhin die Plakette wieder angenommen wurde.
„Es war so widerlich“
„Es war so widerlich, was er von sich gegeben hat“, erinnerte im Kulturausschuss SPD-Mann Josef Gietemann, dass der Ausschuss nun „ganz genau wissen will“, was auf einer Begleittafel neben der Beuth-Plakette in Museum oder Schwanenturm stehen wird. Stadtarchivar und Historiker Gert Thissen hatte umschrieben, die Begleittexte seien jeweils „im Kontext“ zu lesen.
Im Museum Haus Koekkoek soll die Plakette bescheiden im Eingangsbereich hängen, während sich in der Ausstellung im Haus des Technik-Skeptikers Koekkoek nun Karikaturen mit „Technischen Paradiesen“ des 19. Jahrhunderts beschäftigen (Eröffnung diesen Sonntag, 8. September, 11.30 Uhr). Mehrere Mitglieder des Ausschusses wollen aber, dass der Rat über den Text entscheidet, spätestens den, der dann im Schwanenturm im Namen des „Klevischen Vereins für Kultur und Geschichte“ den Klever Beuth kommentieren wird.
Eine Kommission lokaler Experten und Politiker hatte sich des Themas angenommen. Sie empfahl außerdem, allen Straße unverändert ihre Namen zu lassen, die vor 1933 benannt wurden – also auch der Beuthstraße. Das aber hinterfragten Grüne und SPD: Warum dieses nationalsozialistische Datum gegriffen werde? Auch Jahn und Wagner beispielsweise seien wegen ihrer Gesinnung verrufen, räumte die CDU ein.
Andererseits sei die Bezeichnung Adolfsweg eine a-historische Entscheidung gewesen, bezogen auf Adolfshöhe, Adolfslust und -schlucht im Reichswald, dessen Umbenennung könne man vielleicht wieder zurücknehmen, hieß es. Die Fraktionen beraten intern zu all diesen Unterpunkten, zunächst bis zu einer Beschlussfassung im Rat am 9. Oktober. Die SPD will im Auge behalten, ob sich die Beuth-Hochschule für Technik in Berlin umbenennt.
Ein Leitfaden zur Erinnerungskultur würde kosten
Die Kommission hatte auch vorgeschlagen, dass ein Leitfaden zur Erinnerungskultur erstellt werden solle – für den aber ein externer Wissenschaftler bezahlt werden müsste. Und Kleve solle weiterhin „Maßnahmen gegen Antisemitismus und Rassismus“ fördern und initiieren.