Kreis Kleve. Einrichtungen im Kreis Kleve wollen noch in diesem Monat mit der Auffrischungsimpfung starten. Die Stimmungslage ist unterschiedlich.

Die dritte Corona-Impfung weckt zum Teil Verunsicherung in den Altenpflegeeinrichtungen. Die jüngsten Berichte über schwere Komplikationen in seltenen Einzelfällen lassen aufhorchen. Die NRZ fragte vor Ort in einigen Einrichtungen nach und erhielt ein unterschiedliches Stimmungsbild.

Die Seniorenresidenzen und Altenheime im Kreis Kleve sind fast alle intensiv damit beschäftigt, die Corona-Impfauffrischungen vorzubereiten. „Aber jetzt sind wir natürlich schon durchaus irritiert und gewillt abzuwarten“, erklärt Sebastian Braam, Leiter des Alten- und Pflegeheims St. Georg an der Emmericher Straße in Kleve. Zwar liefen die Vorbereitungen zur Impfung von 63 Heimbewohnern bereits auf Hochtouren, aber nun ist erst einmal die Bremse angezogen worden.

Bedenken nach der Geschehnissen in Oberhausen

Bereits Anfang September waren 89 Senioren in einer Einrichtung in Oberhausen-Holten mit einer Auffrischungsimpfung gegen Covid-19 (mRNA-Impfstoff Comirnaty von Biontech/Pfizer) versorgt worden. Neun Geimpfte zeigten nach der Impfung gesundheitliche Reaktionen. Vor einer Woche mussten zwei vorerkrankte Personen, die zuvor eine Auffrischungsimpfung erhalten hatten, reanimiert werden. Zwar gab es keinen Todesfall, aber alarmiert waren alle Beteiligten. „Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen den Reanimationen und den verabreichten Auffrischungsimpfungen ist nach unseren Informationen bislang nicht belegt“, betonte die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein in einer Pressemitteilung.

11441 Impfungen ohne Reaktionen

Im gesamten Bereich der KV Nordrhein sind bis zum 7. September 11.441 Auffrischungsimpfungen (3. Impfung) durchgeführt worden, ohne dass es vergleichbare Impfreaktionen wie in der Oberhausener Pflegeeinrichtung gegeben hätte, so die KV.

Daher sieht Alexander Noack, Geschäftsbereichsleiter der zwölf Senioreneinrichtungen der Karl-Leisner-Trägergesellschaft (KKLE), auch überhaupt keine Bedenken: „Ende September werden die ersten Einrichtungen in Kalkar und Grieth die dritte Impfung erhalten, und dann geht es auch in den anderen Häusern Schlag auf Schlag“, kündigt er an.

Hausarzt wird bei der KKLE impfen

Alexander Noack von der KKLE
Alexander Noack von der KKLE © NRZ | KRUCK, Johannes

Noack sieht die starken Vorteile der Impfung. In den KKLE-Häusern habe es durchaus einige positiv-getesteten Fälle auch nach der zweiten Impfung gegeben: „Aber die Bewohner zeigten überhaupt keine Krankheitssymptome. Das gibt schon ein sicheres Gefühl.“ Die Bewohner in den KKLE-Einrichtungen werden von einem Hausarzt durchgeimpft.

Für St.-Georg-Leiter Sebastian Braam, der nach eigenen Angaben gerne noch in diesem Monat die Drittimpfungen über den für das Haus zuständigen Arzt angeboten hätte, ist nun Abwarten der vernünftigste Schritt, bis die Ärzte sich positioniert haben. So hat auch die Gesundheitsministerkonferenz Anfang dieser Woche in Bezug auf Auffrischungsimpfungen für Über-60-Jährige beschlossen, dass die dritten Impfungen nach ärztlichem und individuell angepasstem Ermessen erfolgen sollen – wenn die Zweitimpfung mindestens sechs Monate zurückliegt.

„Uns allen – dem Team unseres Hauses, den Bewohnern und den verantwortlichen Ärzten – wäre natürlich viel wohler, wenn die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (StiKo) für die Auffrischungsimpfung vorliegen würde. So sind alle etwas verunsichert“, gibt Braam zu.

Vertrauen in die Ärzte

Thomas Janßen, Einrichtungsleiter vom Altenheim Willibrordushaus an der Ferdinandstraße in Kellen, vertraut den Ärzten voll und ganz. Die Vorbereitungen zur Impfung laufen in seinem Haus weiter. Und wenn die Ärzte das Okay geben, dann sollen die Impfungen beginnen. „Die StiKo lässt sich ja doch immer viel Zeit – auch die Impfung der Kinder und Jugendlichen ist ja ohne Empfehlung erfolgt“, gibt er zu bedenken.