Kranenburg. Ein Bürgerantrag zur Einführung einer Sackgasse sorgte für viel Unmut bei den Händlern. Jetzt soll neu über die Große Straße diskutiert werden.
Am Donnerstag eröffnet die Erweiterung des Einkaufszentrum Großer Haag in Kranenburg. Man darf erwarten: mehr Niederländer, mehr Autos, mehr Umsatz für die großen Einzelhandelsketten. Und was ist mit den Händlern vor Ort? Die schlagen sich mit der Umgestaltung der Großen Straße herum, der Hauptverkehrsachse durch den Ort. Im Kranenburger Rat wurde erneut über die Zukunft dieser für die Gemeinde so wichtigen Straße diskutiert.
Gewerbetreibende sind über Sackgassen-Antrag ziemlich sauer
Fußgängerzone oder gar Sackgasse? „Ich kenne keinen Einzelhändler, der dies möchte“, sagt Versicherungskaufmann Heiner Burke (55). Er vermittelte dem Gemeinderat sein Unverständnis darüber, dass ernsthaft über einen Antrag des Initiativkreises „von Bürgern für Bürger“ diskutiert wird, der eine Sackgasse für die Große Straße forderte, ohne darüber im Vorfeld mit den Gewerbetreibenden gesprochen zu haben: „Der Sturm der Entrüstung unter den Gewerbetreibenden ist groß“, sagte Burke.
Gleichwohl möchte er kein Öl ins Feuer gießen. Der 55-Jährige zeigt sich offen für einen Dialog und möchte ebenfalls eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität der Großen Straße: „Da sind wir uns wohl alle einig.“ Aber wie bekommt man diese hin? Autos stehen der Aufenthaltsqualität auf der einen Seite wortwörtlich im Wege, auf der anderen Seite aber bringen sie den Geschäftsleuten Publikum und Frequenz: „Wir sollten froh darüber sein, dass wir noch örtliche Gewerbetreibende in der Großen Straße haben“, sagte Joachim Janßen von der CDU.
Wie lockt man die niederländischen Einkäufer ins Zentrum?
Für Heiner Burke ist die entscheidende Frage, wie man die Große Straße so attraktiv gestaltet, dass man die zahlreichen Kunden des Einkaufszentrums ins Zentrum lockt. Bislang hätte man es mit der Brücke nicht geschafft, die Kunden zu locken: „Vielleicht sind auch weitere bauliche Veränderungen nötig“, so Burke.
Das Potenzial für Kranenburg ist groß: Denn wer am Großen Haag einkaufen geht und dafür bereits viele Kilometer Autofahrt auf sich genommen hat, der möchte auch ein „lekker kopje koffie“ trinken oder etwas essen. Hier müsse Kranenburg auch noch am Angebot schrauben. „Das Problem ist, dass wir in Kranenburg noch nicht wissen, was wir sein wollen“, meint Burke.
Es sollen Gesprächsrunden mit Bürgern, Ratsvertretern und Händlern erfolgen
Und dies soll jetzt in mehreren Gesprächen zwischen Ratsvertretern, Bürgervertretern und Geschäftsleuten geklärt werden. Denn der Rat der Gemeinde Kranenburg verständigte sich darauf, dass man die Causa Große Straße bis zum 18. August 2022 vertagt. Bis dahin sollen mehrere Erkenntnisse auf dem Tisch liegen: Wie wirkt sich die Erweiterung des Großen Haag auf die Verkehrsströme konkret aus? Worauf können sich Anwohner und Gewerbetreibende der Großen Straße einigen? Welche weiteren Möglichkeiten der Aufenthaltsqualität kann man umsetzen? Und: Welche Impulse liefert das Integrierte Handlungskonzept?
Für Burke wäre eine Sackgasse die mit Abstand schlechteste Lösung. Denn wer zu Derks oder zum Restaurant am Markt möchte, der muss in die Sackgasse hineinfahren und wieder herausfahren – es würde also zusätzlicher Verkehr geschaffen. Zudem geht Heiner Burke davon aus, dass gastronomische Betriebe es so sehr schwer haben werden, zu überleben. „Wenn wir hier keine Geschäfte mehr haben wollen, sondern nur noch Wohnbebauung, dann frage ich mich weiter: Wer will denn dann hier hinziehen? Kranenburg hat Stüppkes, also viele Häuser mit Treppen. Ist das attraktiv für alte Menschen? Für junge Menschen?“, fragt sich Burke. Und gibt selbst die Antwort: „Wohl kaum.“
„Die Bürger haben die Kraft für Veränderungen“
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Die Politik sprach sich mehrheitlich für mehr Bürgerbeteiligung in dem Findungsprozess aus. Sandra van der Zweep vom Bürgerdialog Kranenburg war sogar der Meinung, dass man die Bürger ganz allein in einer moderierten Arbeitsgemeinschaft diskutieren lassen solle. „Die Bürger haben die Kraft dazu“, sagte sie. Die Politik sollte sich einstweilen heraushalten: „Wir brauchen auch keine weiteren Verkehrsgutachten mehr. Wie haben genug Informationen.“
Die Grünen sehen es ähnlich, allerdings möchte man die Politik auch integrieren. Denn schließlich sei man fürs Gestalten gewählt worden. „Das wird ein langwieriger Prozess“, sagte Stefan Müller von den Grünen. Die SPD erinnerte daran, dass es in dieser Sache bereits einen Ratsbeschluss gebe und der sehe vor, erst die Erweiterung des Großen Haag abzuwarten und dann weitere Schritte einzuleiten: „Wir könnten uns auch eine Fußgängerzone für die Große Straße vorstellen“, sagte Jürgen Franken (SPD).